Stimmung mies, Sorge groß: Der Neue im Prümer St.-Joseph-Krankenhauses

Prüm · Die Trägergesellschaft des Prümer St.-Joseph-Krankenhauses hat neben dem kaufmännischen Direktor einen Geschäftsführer eingesetzt. Das hat zu Irritationen geführt - und zur Frage, ob das Haus in Gefahr sei.

 Lampen an: Schwester Ute Schellen in einem der drei OP-Säle, die demnächst umgebaut werden. TV-Fotos (2): Fritz-Peter Linden

Lampen an: Schwester Ute Schellen in einem der drei OP-Säle, die demnächst umgebaut werden. TV-Fotos (2): Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Wenn es um das St.-Joseph-Krankenhaus in Prüm geht, ist die Caritas-Trägergesellschaft West (CTW) in Düren meist ja recht auskunftsfreudig. Diesmal war es etwas anders - dabei hat sich doch eine substanzielle Änderung ergeben: Denn "St. Juppes" hat einen neuen Geschäftsführer. Theo Korth heißt er, zuletzt leitete er das Antonius-Hospital in Schleiden.

In der Stadt verbreitete sich die Nachricht zunächst hinter vorgehaltener Hand und führte zu Gerüchten: Das Haus stehe auf der Kippe. Der Neue sei ein Sanierer, der mit eisernem Besen kehre. Stimmung mies, Sorge groß.
Aber was ist dran? Bernd Koch, der Chef der CTW, räumt offen ein, dass die Personalie Korth etwas glücklicher hätte laufen und kommuniziert werden können: Da seien dann, sagt er, Irritationen entstanden. "Das ist ein Punkt, den wir hätten vermeiden können." Zudem sei der 63-Jährige "ein sehr gründlicher Mann", der sich alles genau anschaue. Auch das habe "zu großer Unruhe geführt". Denn wenn jemand alles prüfe und hinterfrage, komme das eben nicht bei jedem gut an.

Zumal das Haus ja einen kaufmännischen Direktor hat: Uwe Szymanski. Der CTW-Chef stellt deshalb klar: "Es geht nicht darum, dass Herr Korth Herrn Szymanski ersetzt." Tatsächlich sei der Korth-Vertrag auf drei Jahre befristet - und Szymanski unterstütze den Schritt, der eine Weiterentwicklung ermöglichen solle.
Uwe Szymanski ist erkrankt, hat aber trotzdem auf unsere Anfrage geantwortet: "Die Geschäftsführer der CTW sind seit Jahren in allen Häusern täglich vor Ort", erläutert er. Wegen der Entfernung nach Düren sei das aber in Prüm nur unregelmäßig gewährleistet gewesen. Und deshalb "habe ich bereits seit längerem darum gebeten, dass die Geschäftsführung auch in Prüm in regelmäßigen Abständen anwesend ist, um die Geschäfte gemeinsam zu führen und somit die Klinik nach vorne zu bringen". Also holte man Korth nach Prüm - die Arbeit mit dem Neuen, sagt Szymanski, "erfolgt auf kollegialer Basis".

Was sagt der neue Chefkollege? Dass er, zum Beispiel in Schleiden, viele Dinge verändert und Abteilungen geschaffen habe, die es dort vorher nicht gegeben habe. So etwas aber sei "nicht vom einen Jahr aufs andere zu schaffen". Deshalb sei es auch notwendig geworden, Szymanski einen Teil der Arbeit abzunehmen: "Das kann keiner allein schaffen, der den Betrieb am Laufen halten muss." Personal, sagt Korth, werde nicht zurückgefahren: "Wenn Arbeit da ist, müssen auch Arbeiter da sein. Warum soll da gekürzt werden?"
Prüm, das unterstreicht CTW-Chef Bernd Koch, solle weder verkauft noch geschlossen werden: "Das ist das Haus mit der größten Flächenversorgung in Rheinland-Pfalz", und Korth arbeite daran, "die Dinge weiterzuentwickeln - mit Herrn Szymanski". Das dürfte vor allem jenen im Haus gefallen, die Szymanski wegen seines, so heißt es immer wieder, menschlichen Umgangs zu schätzen gelernt haben.
Zur Beruhigung dürfte vorerst auch beitragen, dass das Land den Prümern 3,5 Millionen Euro für die Sanierung der Operationssäle in Aussicht gestellt hat (der TV berichtete). Zwei werden erneuert, einer in einen Mehrzweckraum umgebaut.

Da sind wir an einem Punkt, der die Entwicklung des Krankenhauses betrifft: Nach einem sehr guten Jahr 2015 sei die Zahl der chirurgischen Eingriffe 2016 stark zurückgegangen. Dennoch will die CTW die Abteilung ausbauen - und zwar dort, wo Bedarf besteht: in der Weichteil- (Viszeral-) Chirurgie. Sie betrifft vor allem die Organe im Bauchraum. Diese Behandlungen "möchten wir am Standort Prüm stärken", sagt Bernd Koch.
Zweiter Ausbau-Sektor: die Schmerztherapie. "Die boomt in Prüm", sagt Koch. Chefanästhesist Thomas Erb gehe zwar zum Jahresende in den Ruhestand - der Nachfolger steht aber bereits fest: Oberarzt Christian Elsen, zugleich Schmerztherapeut. Um das ambulante Angebot aber ausbauen zu können, setzen die Prümer auf die Kassenärztliche Vereinigung (KV): Weil der Bedarf in Prüm so hoch sei, hoffe man auf eine sogenannte KV-Ermächtigung der beiden weiteren Ärzte in Elsens Team, damit sie die Behandlungen ebenfalls vornehmen können. Und damit "würde dieser Bereich am Krankenhaus Prüm deutlich gestärkt".

Drittens hofft man auf eine Zulassung für die ambulante Radiologie: Zwar sei Prüm dafür technisch gerüstet, mit Computer- und Magnetresonanztomographen, dürfe aber dort ebenfalls keine Kassenpatienten ambulant versorgen. Deshalb hoffe man in den drei genannten Punkten auf Unterstützung der KV und aus der Politik.
Da gelte es, sagt Bernd Koch, noch eine Reihe von dicken Brettern zu bohren. Sollte das alles gelingen, "dann hat das Haus eine deutlich positivere Entwicklungsperspektive".

Ist Theo Korth dafür der Richtige? "Ich hatte von dem Mann keinen schlechten Eindruck", sagt Ursula Hansen, Vorsitzende des Krankenhaus-Fördervereins und frühere Landes-Gesundheitsministerin, nach einem Gespräch mit dem Geschäftsführer. Ihre Sorge sei gewesen, dass man Korth geschickt habe, "um das Krankenhaus abschussreif zu machen". Dieser Eindruck aber habe sich nicht bestätigt.KommentarMeinung

 Der neue Geschäftsführer: Theo Korth.

Der neue Geschäftsführer: Theo Korth.

Foto: (e_pruem )

Mit scharfem Blick
Krank, oder? Die Prümer haben einen Magnetresonanztomographen. Ambulanz-Patienten dürfen sie da aber nur reinschieben, wenn diese privat versichert sind oder es sich um einen Notfall handelt. Die anderen müssen weit fahren und hoffen, dass sie einen baldigen Termin bekommen. Ein Beispiel dafür, dass auch unser Gesundheitssystem weit weg von perfekt ist. Und zum neuen Geschäftsführer: Immerhin sind jetzt, so unser Eindruck, dazu die nötigen Antworten gegeben. Er wird einiges umkrempeln müssen und sich damit nicht bei allen beliebt machen können. Die Mitarbeiter sind verunsichert - aber jeder weiß, dass sie dann am meisten leisten, wenn sie sich wertgeschätzt und fair behandelt fühlen. Gerade in einer so sensiblen Einrichtung wie einem Krankenhaus ist das wichtig. Und deshalb schauen viele jetzt ganz genau auf alles, was sich am Kalvarienberg tut. f.linden@volksfreund.de

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