Dorfentwicklung Bleialf: Streit um Bauhof und Feuerwehrhaus

Bleialf · Streit in der Schneifelgemeinde: Das bereits beschlossene Vorhaben, am Bleialfer Bürgerhaus den neuen Bauhof und die Feuerwehr unterzubringen, hat eine hitzige Debatte ausgelöst. Die Fraktion von "Bleialf aktiv" ist strikt dagegen - sie favorisiert den Standort Bahnhofstraße.

 Wo die Feuerwehrwagen in Bleialf demnächst einparken sollen, wird im Schneifeldorf kontrovers diskutiert. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Wo die Feuerwehrwagen in Bleialf demnächst einparken sollen, wird im Schneifeldorf kontrovers diskutiert. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Bleialf. Weiter kann man nicht auseinander liegen: "Eine Katastrophe" findet Friedhelm Schneider (Bleialf aktiv), von einem "Glücksfall" spricht hingegen die zweite Beigeordnete der Ortsgemeinde Bleialf, Heidrun Haas (SPD). Es geht um ein Vorhaben der Ortsgemeinde Bleialf und der Verbandsgemeinde Prüm: Am Bürgerhaus in der Dorfmitte soll der neue Bauhof und das neue Feuerwehr-Gerätehaus errichtet werden.


Standort mit Familienanschluss


Das hat der Rat im Mai mit knapper Mehrheit beschlossen (siehe Extra). Diese Entscheidung passt aber den Mitgliedern der Liste "Bleialf aktiv" nicht: Schneider erinnert daran, wie vor mehr als zehn Jahren das Grundstück am Bürgerhaus gekauft worden sei - "mit der Absicht, in der Ortsmitte einen Bürgersaal zu bauen, falls sich beim Saal Zwicker abzeichnet, dass der in Zukunft nicht mehr zur Verfügung steht".
"Reine Behauptung", sagt der erste Beigeordnete Walfried Hacken (CDU): "Das wurde gekauft, als ich Bürgermeister war. Aber wir haben von Anfang an gesagt: Wir wollen keinen Bürgersaal bauen. Weil wir hier Gastronomie haben."
Die Gegner haben aber noch weitere Argumente gegen den zentralen Standort: Für Feuerwehr und Bauhof sei dieser viel zu schade, sagt Oliver Grunow, Fraktionssprecher von "Bleialf aktiv". Bei Festen an der Kirche oder auf dem Marktplatz sei dort zudem alles zugeparkt. Und die Ein- und Ausfahrten an der Kreuzung von Bahnhof- und Auwer Straße seien doch sehr beengt.
Es gibt allerdings noch einen weiteren Umstand: Denn Schneiders Sohn besitzt in der Bahnhofstraße den ehemaligen Getränkemarkt und das dazugehörige Grundstück. Und dort, so findet man bei "Bleialf aktiv" vor, sei der bessere Standort für das Projekt. Schneider Senior, so sagt es Oliver Grunow im Gespräch mit dem TV, würde das Ganze dort mit seiner Firma bauen. Ist Friedhelm Schneider da nicht befangen?
"Völliger Quatsch", sagt er. "Ich weiß, dass mir das nachgesagt wird. Aber da kann ich nichts machen." Rechtlich gilt er zumindest nicht als befangen - das wäre erst dann der Fall, wenn der mögliche Standort Bahnhofstraße im Rat offiziell zum Thema würde. Ansonsten will sich Schneider nicht zu diesem Punkt äußern. Grunow wird da deutlicher: "Wir sind eine Gewerbeliste. Und da muss man irgendwann mal Farbe bekennen." Deshalb favorisiere er ebenfalls die Bahnhofstraße, zumal man mit dem Auftrag einen lokalen Betrieb unterstütze, der das Ganze günstig und schlüsselfertig bauen könne. Alles andere hält Grunow für "schöngerechnet" - ein Vorwurf an die VG, in der man das Projekt durchkalkuliert hat.
Dem widersprich Günter Willwers vom Bauamt, der sich zu den Vorwürfen weiter nicht äußert. Der Standort am Bürgerhaus sei insgesamt "der vorteilhafteste", zur Bahnhofstraße habe es bislang zudem gar kein offizielles Angebot gegeben.
Ortsbürgermeisterin Edith Baur zählt die weiteren Vorteile für den zentralen Standort auf: "Nähe zum Bürgerhaus, Nähe zum Friedhof, Nähe zum Maktplatz." Zudem würde das gesamte Gebäude - also auch das Bürgerhaus - damit eine neue, kosten- und energiesparende Heizung erhalten. "Sonst kommt die Kommunalaufsicht und macht uns einen Strich durch die Rechnung." Außerdem hält sie eine Bürgerhalle, in der ja auch gefeiert werde, nicht für angemessen so nah an der letzten Ruhestätte der Bleialfer.


Deutliche Kritik am Vorgehen


So sieht es auch Heidrun Haas, die den Standort selbst vorgeschlagen hat: "Das war das Naheliegendste. Und ein Glücksgriff, dass sich auch noch die VG eingeklinkt hat." Das mache den Bau billiger für die Ortsgemeinde: "Wir werden 40 bis 50 Prozent der Heizenergie einsparen. Und erhalten ein Blockheizkraftwerk, bei dem wir auch noch Strom sparen." Sie sei außerdem erstaunt darüber, "wie dreist" die Vertreter von "Bleialf aktiv" vorgingen und welch scharfen Ton sie in die Debatte brächten.
CDU-Mann Walfried Hacken bestätigt das - er sei von Friedhelm Schneider persönlich angegriffen worden, sagt er. "Das finde ich nicht in Ordnung." Auch Heidrun Haas nicht: "Man probiert da, demokratische Beschlüsse mit solchen Geschichten zu unterwandern. Das finde ich unanständig."

Extra

Die Liste Bleialf aktiv will den Ratsbeschluss für den Standort am Bürgerhaus nicht akzeptieren: "Wir sind der Meinung, dass der Beschluss nicht hätte zustande kommen dürfen", sagt Fraktionssprecher Oliver Grunow. Er selbst sei damals nicht dabei gewesen, weil er auf dem Rückweg von Köln in einen Stau geraten sei. Und er war nicht der einzige Abwesende aus seiner vierköpfigen Fraktion. Zudem habe man von der Beschlussvorlage zu spät erfahren: Dazu muss man wissen, dass im Rat - auf Betreiben von Bleialf aktiv - alle Unterlagen 14 Tage vor einer Sitzung den Fraktionen zugestellt werden sollen (das Kommunalbrevier sieht eine Frist von vier Tagen vor). Damals habe VG-Bürgermeister Aloysius Söhngen "erst eine Woche vorher" ein Schreiben an die Bleialfer geschickt mit der Bitte, den Beschluss zum gemeinsamen Projekt zu fassen und auch über den Standort zu entscheiden. Viel zu spät, findet Grunow. fpl

Meinung

Das ist eine deutliche Ansage
Wenn Oliver Grunow im Gespräch mit dem TV bekennt, dass seine Liste im Ortsgemeinderat nun einmal fürs Gewerbe angetreten sei, dann ist das zunächst mal eine erfreulich ehrliche Ansage. Gut so: Denn dadurch wissen die Bürger, woran sie mit der Liste "Bleialf aktiv" sind. Das wirft allerdings auch die Frage auf, ob Grunow und seine Mitstreiter dann wirklich noch für alle Bleialfer reden können - egal, wie gut ihre Argumente im Streit um den Standort für Feuerwehrhaus und Bauhof sein mögen. Denn was einem Unternehmer nützt, muss längst nicht automatisch allen dienen. f.linden@volksfreund.de

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