Streit ums Reiten im Wald: Diskussion geht weiter

Wallersheim · Diskussion zum Reiten im Wald bei Wallersheim und den Nachbargemeinden: Der Streit zwischen Gemeinden, Jagdpächtern und Pferdefreunden ist noch nicht beendet. Vor allem die Reiter fühlen sich zu Unrecht angegriffen.

Wallersheim. Das ist das Problem mit so vielen Interessengruppen: dass sie Interessen haben und dass diese manchmal so schwer unter einen Hut zu bringen sind. Vor allem im Wald, der doch, abgesehen von seinen eigentlichen Bewohnern, so vielen zu dienen hat.
Zum Beispiel denen, die ihn im Sattel durchqueren: In den Wäldern rund um Wallersheim und die angrenzenden Gemeinden ist deshalb ein Streit entstanden, weil einige Reiter offenbar einen Teil der Wege stark beschädigt haben (der TV berichtete).
Die Gemeinde hatte das Thema publik gemacht und für vergangenen Freitag zu einer öffentlichen Diskussion eingeladen. Etwa 80 Besucher kamen dazu ins Bürgerhaus, viele von ihnen aus der Reiterschaft. Und die fühlen sich, wie immer wieder deutlich wurde, zu Unrecht pauschal angegriffen. Obwohl selbst Rolf Roßbach, Vorsitzender des Vereins "Eifel zu Pferd", bekannte, "noch nie einen so zerrittenen Weg gesehen" zu haben wie in Wallersheim und eine Reiterin aus dem Publikum angab, miterlebt zu haben, "wie große Gruppen einen Weg zerreiten und rücksichtslos durchgaloppieren".
Was tun, um das zu verhindern? Für Ortsbürgermeister Josef Hoffmann geht es, wie er betonte, nicht darum, "dass wir den Wald mit Schildern zupflastern, die nur von Verboten sprechen". Stattdessen wolle man unkundigen Reitern Hilfen mitgeben.Tiere können Schaden nehmen


Dabei geht es vor allem um Informationen, wie sie auch der Wildbiologe Olaf Simon lieferte: Er legte dar, welchen Störfaktoren die Waldbewohner seitens der menschlichen Nutzer (Forst- und Landwirtschaft, Jäger, Wanderer, Reiter und andere, auch motorisierte Besucher) ausgesetzt sind - und wie sich diese auf das Verhalten der Tiere auswirken. So verlegen stark gestörte Tiere ihre Aktivität meist in die Nacht oder verbergen sich in dicht bewachsenen, "feindsicheren" Zonen, wo sie schwerer zu bejagen sind und Schäden anrichten können.
Dass man dem Thema rechtlich kaum beikommen kann, erläuterte Andreas Marius Lang, Vertreter des Landesjagdverbands. Er kennt die Probleme als Rechtsanwalt, Jäger und Reiter. Und er räumte ein: "Die Jäger haben manchmal die Angewohnheit zu denken, der Wald gehöre ihnen." Allerdings gehöre auch nicht jeder Reiter und nicht jedes Pferd in den Wald - dazu brauchten Mensch und Tier Ausbildung und Erfahrung. Sein Appell: Gegen Missverständnisse anarbeiten, Rücksicht aufeinander nehmen, sich auch einmal in den anderen Waldnutzer hineinversetzen.
Für die Forstämter auf dem Podium: Peter Wind (Prüm) und Michael Zander (Gerolstein). Peter Wind unterstrich, dass der Wald "allen gleichrangig" gehöre. Seiner Überzeugung nach können noch mehr Regelungen nicht die Lösung sein: "Wenn jeder Rücksicht nimmt, sehe ich das Problem eigentlich nicht."
Rolf Roßbach empfindet es kaum anders: "Wir sind keine Konkurrenten im Wald", sagte er. Der Wald sei groß genug für alle. Der Abend zeigte allerdings auch, dass noch nicht alle das so sehen. Fazit: Die Gespräche sollen nun weitergehen - auch jenseits der Öffentlichkeit.

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