Stürme und Gülle in Hülle und Fülle

Die Freiwillige Feuerwehr Prüm ist im vergangenen Jahr zu fast 160 Einsätzen gefahren. Aber auf solche Zahlen komme es nicht an, sagt Lothar Bormann, seit Januar 2010 Wehrführer in der Abteistadt. Sein erstes Jahr: anstrengend.

 In den Gully mit der Gülle: Die Reinigungsarbeiten am Umspannwerk in Niederprüm strapazierten Geduld und Geruchssinn der Feuerwehrleute. TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

In den Gully mit der Gülle: Die Reinigungsarbeiten am Umspannwerk in Niederprüm strapazierten Geduld und Geruchssinn der Feuerwehrleute. TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

 Hat viel zu tun als Wehrführer in Prüm: Lothar Bormann. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Hat viel zu tun als Wehrführer in Prüm: Lothar Bormann. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Prüm. Viel Arbeit, und alles freiwillig: Exakt 158 Einsätze verzeichnen die 40 Prümer Feuerwehrleute im abgelaufenen Jahr, ein neuer Rekord. Und längst nicht alle haben mit Bränden zu tun.

Für Lothar Bormann, der den Posten des Wehrführers vor einem Jahr von Bernd Jaron übernahm, sind solche Zahlen aber ohne Bedeutung. Außerdem komme es an Sturmtagen eben vor, dass man von einem Ort zum nächsten gerufen werde, wenn wieder irgendwo ein Baum auf die Straße gestürzt sei. So auch am 28. Februar, als das Tief "Xynthia" durch die Region fegte: Gleich 20 Einsätze sind dort vermerkt: hinfahren, aufräumen, nächster Baum. Unangenehmer sind da andere Dinge: Wie im Oktober, als aus einer stillgelegten Biogasanlage in Niederprüm viele Tausend Liter Gülle den Hang hinab ins Umspannwerk des RWE liefen. Ein Einsatz, von dem die Wehrleute noch heute die Nase voll haben: "Das war eine langwierige Geschichte. Und wenn 30 Leute in der Hühnerscheiße stehen und das mehr als zehn Stunden lang, dann ist das kein Spaß mehr."

Ganz ernst wird es aber immer dann, wenn Menschen verletzt oder gar getötet werden und die Feuerwehrleute, egal aus wechem Ort, ebenfalls wie selbstverständlich zum Retten, Bergen, Absichern und Räumen dabei sind.

Dabei kennt Lothar Bormann statt Dankbarkeit auch andere Reaktionen: Rauscht die Wehr mit lautem Signal durch die Straßen, dann heiße es: "Die sind wieder wie die Irren durch die Stadt gerannt." Komme man dann aber an der Unfall- oder Brandstelle an, laute die Begrüßung oft: "Warum hat das so lange gedauert?"

Feuerwehralltag - wie auch noch andere Dinge, mit denen ein Wehrführer sich plagen muss: Das beginnt bei der Beschaffung von Uniformen und Helmen, die nicht immer für alle bestellt werden können - zu teuer. Hinzu kommen zehn Sommerübungen, sechs Winterschulungen mit viel Theorie, jeden ersten Mittwoch im Monat der Reinigungs- und Wartungsdienst in der Wache.

Aber auch damit ist es nicht getan, denn die Wehr wird auch bei allen größeren Ereignissen eingeplant: Brandschutz beim Kirmesfeuerwerk, Absicherung des Stadtlaufs, Parkplatzdienst bei der Grenzlandschau. Das alles ohne nennenswerten Lohn. Und falls ein Feuerwehrmann mehr als 40 Euro im Jahr erhält, muss er das Geld auch noch versteuern.

Hinzu kommt in diesem Jahr der Rheinland-Pfalz-Tag vom 27. bis 29. Mai: "Das geht jetzt so langsam los", sagt Bormann. "Diese Woche sind deswegen drei Treffen." 200 Wehrleute aus der Verbandsgemeinde Prüm gilt es für jeden der drei Tage mit Aufgaben zu versehen und zu verplanen.

Viel zu tun für Bormann und die anderen, unter denen, wie er findet, erstaunlich viele Selbstständige seien: "Das sind ja alles Leute, die eigentlich genug zu tun hätten zu Hause." Das gilt auch für Bormann selbst, der in diesem Jahr 50 Jahre alt wird und seinen eigenen Schreinerbetrieb leitet. Immerhin: "Dadurch kann ich mir das alles ein bisschen einteilen."

Hat er schon eine Ahnung davon, wie lange er den Posten behalten will? Er hat: Bernd Jaron habe mit 60 Jahren aufgehört, so ungefähr kann sich auch Lothar Bormann das vorstellen. Allerdings wolle er das nicht allein entscheiden: "Ich will das so lange machen, wie die Mannschaft sagt: Es ist okay."

Termin: Die Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Prüm ist am Freitag, 28. Januar, 19.30 Uhr, in der Feuerwache.

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