Forstwirtschaft Gefallene Bäume, gespannte Nerven in der Eifel

Prüm/Arzfeld/Neuerburg/Bitburg · Draghi, Eberhard, Franz, Gebhard: Die Märzstürme haben in den Eifeler Wäldern mehr als 35 000 Bäume umgeworfen. Die Aufarbeitung drängt, denn der Borkenkäfer macht sich schon startklar. Aber es fehlt an Helfern.

 Forstarbeit nach Sturmschäden? Lieber den Fachleuten überlassen. Allerdings sind davon nicht genügend da.

Forstarbeit nach Sturmschäden? Lieber den Fachleuten überlassen. Allerdings sind davon nicht genügend da.

Foto: Fritz-Peter Linden

Baum-Mikado in der Eifel: Die Sturmtiefs der vorigen Woche, vor allem das zweite mit Namen Eberhard, haben im Gebiet des Forstamts Prüm, nach vorläufiger Schätzung, an die 25 000 Bäume, nahezu 15 000 Kubikmeter Holz, umgeworfen. Und was anfangs noch nicht flach lag, drohte im Verlauf der weiteren Woche, mit den Stürmen Franz und Gebhard, noch zu fallen. Immerhin: Die Folge-Tiefs brachten dann keine allzu dramatischen, weiteren Schäden. Am Mittwoch, als in der Nordeifelgemeinde Roetgen ein Tornado wütete, blieb in den Wäldern des Prümer Landes und im Islek weitgehend alles stehen.

Die Aufarbeitung läuft: „Die Wege sind fast alle wieder frei“, sagt Forstamts-Chef Peter Wind. Allerdings bleibe es gefährlich, in die Wälder zu gehen. Denn immer noch könne ein bereits im Boden gelockerter oder angebrochener Baum unvermittelt stürzen.

Die Lage sei aber nicht nur deswegen besorgniserregend, sagt Wind: „WIr waren darauf vorbereitet, ab April frisches Käferholz aufzuarbeiten. Aber jetzt liegen überall die Bäume, das bringt richtig Stress.“ Denn angesichts der drohenden Katastrophe mit dem Borkenkäfer, der sich im extrem trockenen Vorjahr vermehrte ohne Ende und im Frühling auf die Bäume losgehen wird, könne man ein solches Sturmereignis Mitte März überhaupt nicht brauchen: Es fehlt einfach die Zeit, die gefallenen Bäume wegzuarbeiten.

Bei allen Beteiligten, sagt Peter Wind deshalb, also bei Forstleuten, Waldbesitzern, Holzkäufern und Forstunternehmern, „liegen die Nerven ein bisschen blank. Wir haben nicht genügend Holzabsatz für die angefallenen Mengen, wir haben nicht genügend Forstleute, nicht genügend Unternehmen, die alles aufarbeiten. Aber wir haben sehr viele Waldbesitzer, die betreut werden wollen.“

Nicht ganz so stark betroffen wie Prümer Land und vor allem Schneifel sind der Islek und die Nachbargebiete: Olaf Böhmer, Leiter des Forstamts Neuerburg, meldet eine Schadholzmenge in seinem Bezirk von mindestens 5000 Kubikmetern, an die 8000 Bäume, auch dort fielen fast nur Fichten. „Der Norden des Forstamtes, also der Bereich der Verbandsgemeinde Arzfeld, ist am schlimmsten betroffen.“ Allein dort seien 80 Prozent des gesamten Sturmholzes gefallen – im Schwerpunkt der Fichtenbestände. Die VG Südeifel hingegen, sagt Böhmer, „ist deutlich von Laubholz geprägt“.

Es gebe keine riesigen Windwurfflächen, die umgeworfenen Bäume seien über das ganze Gebiet verstreut. Und auch Böhmer sieht die wachsende Dramatik der Situation: „Daraus ergibt sich für das Frühjahr bei steigenden Temperaturen in Verbindung mit den bereits vorhandenen Borkenkäferschäden eine hoch explosive Mischung.“

Die sieht auch Jürgen Weis, der Leiter des Forstamts Bitburg: „Wenn jetzt noch ein dicker Sturm kommt, dann Gnade uns Gott. Das würde in die Katastrophe führen.“ Zwar sei man im Bitburger Bezirk vorige Woche mit zirka 2800 gefallenen Kubikmetern „recht glimpflich davongekommen“.

Aber auch dort gelte: Das Holz muss schnell raus und fortgeschafft werden. Die Bäume an die Waldgwege zu ziehen, das sei zwar hinzubekomen. „Wir haben aber einen Engpass bei den Dienstleistern, weil in großen Teilen von Rheinland-Pfalz Holz gefallen ist. Von daher ist das wieder ein Wettlauf gegen die Zeit.“

Die Ironie des Ganzen: Die Bäume brauchen Wasser, um sich gegen den Borkenkäfer stärken zu können. Insofern ist der Regen der vergangenen Tage sehr willkommen. Allerdings bedeutet das auch: nasse Waldböden. Und da lockert sich im Sturm ein Stamm eher, als wenn es trocken bliebe.

Was kann man tun? „Jetzt hektisch zu werden, hilft keinem“, sagt Peter Wind. Das Forstamt will versuchen, der drohenden Katastrophe entgegenzuwirken: „Im Privatwald appellieren wir an die Eigenverantwortung der Besitzer. Ab Anfang April sollte einmal pro Woche auf frischen Borkenkäferbefall kontrolliert werden.“

Und im Staats- und Gemeindewald „werden wir im besonders fichtenreichen Prümer Land außerdem sogenannte Überwachungsgebiete abgrenzen“, sagt Peter Wind: „Wir starten in Kürze einen Aufruf in den Mitteilungsblättern und suchen dort sach- und ortskundige Bürger, die uns in den Revieren beim Borkenkäfer-Monitoring durch wöchentliche Kontrolle der Fichtenbestände im April und Mai unterstützen können.“

 Rund um den Schwarzen Mann stürzten zahlreiche Bäume um. Waldspaziergänge bleiben gefährlich.

Rund um den Schwarzen Mann stürzten zahlreiche Bäume um. Waldspaziergänge bleiben gefährlich.

Foto: Peter Wind

Bei Interesse bittet man die Bürger darum, sich „jetzt schon an die örtlich zuständigen Revierleiter zu wenden“.

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