Suche nach dem Königsweg

Prüm · Einfach zu eng: Immer wieder müssen Autofahrer in der Prümer Hillstraße auf den Gehweg ausweichen, um an parkenden Privat- oder Lieferwagen vorbeizukommen. Eine unbefriedigende Situation, wie Stadtbürgermeisterin und Ordnungsamt einräumen. Doch eine Lösung ist nicht in Sicht.

 Hier wird es regelmäßig eng für Autofahrer und Fußgänger: Die Prümer Hillstraße. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Hier wird es regelmäßig eng für Autofahrer und Fußgänger: Die Prümer Hillstraße. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Prüm. Die Situation hat wohl jeder Prümer Fußgänger schon mal erlebt, der die Hillstraße von der Innenstadt zum Konvikt hoch- oder runtergelaufen ist: Weil die Straße so eng ist, dass man anders nicht vorbeikommt, weicht ein hinaufkommender Autofahrer auf den Bürgersteig aus, um mehr Platz zu den parkenden Autos auf der anderen Seite zu haben. Fußgängern bleibt nur, stehenzubleiben oder sich dichter an die Hauswände zu drücken. Trotzdem sind auf der rechten Seite Parkflächen markiert und immer wieder mit Autos belegt, auch wenn der Aufenthalt dort so manches Mal mit einem abgefahrenen Außenspiegel oder Kratzern bezahlt werden muss.
"Für Behinderte oder ältere Menschen ist die Situation in der Hillstraße ganz katastrophal", sagt Karl-Heinz Thommes, der Behindertenbeauftragte des Eifelkreises - egal ob die Bürger mit Rollator unterwegs seien oder mit einem Kinderwagen. "An die Leute muss man ja auch denken." Insgesamt sei es schwer, Prüm barrierefrei zu machen, sagt Thommes und nennt die engen Bürgersteige an der Einmündung der Bahnhofsstraße auf den Hahnplatz und in der Hahnstraße vor der Buchhandlung Hildesheim als weitere Problemstellen. "Eigentlich müsste in die Hillstraße ein Halteverbot, zumindest im oberen Teil", sagt Thommes.
Doch solche Pläne gibt es im Ordnungsamt der Verbandsgemeinde Prüm nicht. Man kenne die Situation, sagt Fachbereichsleiter Peter Hillen, die Straße sei nun einmal eng, weshalb es in gewissen besonders heiklen Bereichen schon ein Halteverbot gebe. Demnächst sollen diese Zonen neu markiert werden. Andererseits gebe es aber den Wunsch nach Parkmöglichkeiten in der Innenstadt. "Es gibt da einfach keinen Königsweg", sagt Hillen.
Ähnlich sieht es Fahrlehrer und Diplom-Ingenieur Wolfgang Heller. "Eine glückliche Lösung ist es derzeit nicht, aber die Straße ist so eng, dass es kaum anders geht." Wenn man anders nicht vorbeikomme, dürfe man als Autofahrer auch den Gehweg benutzen, allerdings nur vorsichtig und nachdem sichergestellt ist, dass Fußgänger nicht behindert werden.

Halteverbot an Engpass


"Wir leben ja schon die ganze Zeit damit", sagt Geschäftsinhaber und Stadtratsmitglied Norbert Baur. Meistens funktioniere es auch einigermaßen, denn es gebe ja bereits an der engsten Stelle ein eingeschränktes Halteverbot. Wenn sich jeder daran hielte, wäre die heikelste Stelle bereits bereinigt.
Trotzdem beschäftigt das Thema auch Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy. Auch sie habe schon mal den Bürgersteig mitbenutzt. "Anders kommt man da oft gar nicht vorbei", sagt die Stadtchefin. Besonders wenn ein größeres Auto oder Lieferverkehr dort hält. Von einigen Bürgern habe sie auch schon gehört, dass sie die Straße lieber ganz vermeiden, um sich keine Schramme in ihr Auto zu fahren.
"Das ist eine Sache, die wir wirklich angehen müssen", sagt Weinandy. Deshalb soll die Straße ins Ausbauprogramm der Stadt aufgenommen werden. Dort sind alle Vorhaben gelistet, die die Prümer nach und nach abarbeiten wollen. Doch wann konkret etwas getan wird, steht noch nicht fest.
Leser-Echo: Welche Erfahrungen haben Sie in der Hillstraße gemacht? Muss etwas getan werden? Wenn ja, was schlagen Sie vor? Schreiben Sie uns an eifel-echo@volksfreund.de, Namen und Wohnort nicht vergessen!
Meinung

Parken? Ja, aber …
Parkplätze in einer Innenstadt sind wichtig, keine Frage. Anwohner wollen zu ihren Wohnungen, Kunden in die Geschäfte. Aber muss es sein, dass die Stellflächen an einer Stelle angelegt werden, wo es so eng ist, dass vorbeifahrende Autos regelmäßig über den Bordstein ausweichen müssen? Wenn der Platz nicht ausreicht, um Fahrbahn, Gehweg und Parken zu ermöglichen, muss man auf eins davon verzichten - und bei allem Verständnis für den Wunsch nach Stellflächen - kann das nur das Parken sein. Zumindest in den besonders heiklen Stellen sollte die Stadt in der Tat darüber nachdenken, ob man dort nicht das Parken einschränkt. Beispielsweise tagsüber, wenn sowohl viele Autos als auch viele Fußgänger unterwegs sind. Bislang wurde bei der Stadtplanung sehr viel Wert auf die Bedürfnisse von Autofahrern gelegt. Es wäre Zeit, diesen Schwerpunkt zu verlagern. Besonders mit Blick auf die Zukunft täte die Stadt gut daran, sich stärker für ältere Bürger bereit zu machen. c.brunker@volksfreund.deExtra

In Paragraf 2 der Straßenverkehrsordnung ist es eindeutig geregelt: Fahrzeuge müssen die Fahrbahn benutzen, der Bürgersteig ist für sie tabu. Wer einen Gehweg befährt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Wer von der Polizei erwischt wird, muss mit einer Strafe rechnen. Für das einfache Fahren auf dem Gehweg werden fünf Euro fällig. Wer Fußgänger behindert, muss zehn Euro bezahlen. Und wer sie gar gefährdet, zahlt 20 Euro in die Staatskasse. Allerdings gibt es Ausnahmen, beispielsweise bei Grundstückseinfahrten, bei denen natürlich der Gehweg überfahren werden darf. Auch wenn es nicht anders geht, wird das Fahren auf dem Gehsteig toleriert. Denn weil die Hillstraße eine Einbahnstraße ist, dürfte man mit seinem Auto auch nicht einfach zurücksetzen, wenn man nicht mehr weiterkommt. ch

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