Suche nach klugen Köpfen

Olmscheid/Arzfeld · Die Sorge um fähige Facharbeiter und vielversprechende Lehrlinge treibt viele Eifeler Betriebe um. Auch in Arzfeld und Umgebung: Der Gewerbeverein befasste sich deshalb bei seiner Jahresversammlung mit der geplanten "Arbeitgebermarke Eifel".

Olmscheid/Arzfeld. Das Formale war schnell erledigt bei der Jahreshauptversammlung des Gewerbevereins Arzfeld und Umgebung in Olmscheid: In wenigen Minuten stand die neu zu wählende Führungsriege. Herbert Zahnen bleibt Vorsitzender, sein bisheriger Stellvertreter Thomas Kyll stellte sein Amt freiwillig zur Verfügung. Neuer zweiter Mann: Bertram Lenz.
Alle Kandidaten für die übrigen Posten nahmen ebenfalls einstimmig die Hürde - und Uwe Hau bleibt Kassenwart, trotz eines prominenten Alternativvorschlags. Aber "Uli Hoeneß" setzte sich nicht durch.
Deutlich mehr Zeit nahm die "Arbeitgebermarke Eifel" in Anspruch: Die Idee hatte Zahnen bei der letztjährigen Westeifelschau präsentiert.
Hintergrund: Die Betriebe brauchen gute Mitarbeiter. In einem Landstrich mit erfreulich geringer Arbeitslosigkeit sind diese aber immer schwerer aufzutreiben. Was tun? Sich interessant machen - "für Fachkräfte von außerhalb der Region", sagt Zahnen. Und dazu gelte es, eine Marke zu entwickeln.
Zwei Dinge sind dabei bedeutend: Es geht nicht nur um Werbung und Außendarstellung. "Wahre Schönheit" sagt Zahnen, "kommt von innen." Genau mit diesem "Innen" hat sich Zahnen intensiv befasst - indem er seine Mitarbeiter fragte, was sie denn von ihrem Betrieb halten, wo es hakt und wo Verbesserungen nötig sind (siehe Extra).
Ein gutes Beispiel - aber eben ein Einzelbeispiel. Wie bekommt man es hin, dass sich mehr Betriebe einer solchen Untersuchung unterziehen? Mit Kriterienkatalog, Prüfung, Zertifikat und Markenzeichen?
An dieser Stelle kamen die beiden Gastreferenten ins Spiel: Helmut Berscheid, Amtsleiter für die Kreisentwicklung bei der Verwaltung in Bitburg, und Markus Pfeifer, Geschäftsführer der Regionalmarke Eifel.
Berscheid verweist auf die Konkurrenz auch in Luxemburg und darauf, wie hart der Wettbewerb mit den Ballungsräumen ist: "Die Fachkräfte werden hier ausgebildet. Und dann wandern sie ab." Man müsse herausstellen, was das Gute an und in der Eifel sei: niedrige Lebenshaltungskosten, gute Grundversorgung, wenig Kriminalität und eine sehr attraktive Natur.
Das alles mache die Eifel aus, auch wenn es im Vergleich zu den Ballungsräumen am kulturellen Angebot mangele. Und deshalb, so der Gedanke, der in Olmscheid präsentiert wurde, wäre die Arbeitgebermarke ja vielleicht unter dem Dach der Zukunftsinitiative Eifel und der bereits erfolgreich eingeführten Regionalmarke anzusiedeln. Berscheid: "Wir wollen den Raum stärken, die Qualität herausstellen und Gemeinsamkeiten auch nach außen verkörpern."
Dazu allerdings müssten dann alle beteiligten Länder und Kreise befragt werden: Niemand, betont Zahnen, solle in dieser Sache überfahren werden.
Wobei Pfeifer auf die Kriterien verwies, denen sich die Mitglieder der Eifel-Marke unterziehen - und die Prüfungen durch unabhängige Institute. Das falle nicht jedem leicht. Den Erfolg aber habe "gerade dieses Netzwerk der Betriebe gebracht, die zusammengearbeitet haben".Meinung

Guter Gedanke, fernes Ziel
Die guten Arbeitgeber unter dem Zeichen der Regionalmarke Eifel? Klingt schlüssig: warum noch ein Logo erfinden, noch eine Eifel-Abteilung aufmachen, wenn doch schon ein bekanntes Merkmal für hohe Qualität steht? Das Problem: Schlägt man diesen Weg ein, dürften bis zur Verwirklichung noch etliche Gesprächsrunden über die Bühne gehen. Allerdings muss sich ja niemand davon aufhalten lassen: Das Beispiel von Herbert Zahnen zeigt, dass man auch ohne Marke und ohne gefühlte 128 Gremien, Bremser und politische Bedenkenträger im Nacken etwas tun kann. Und das steht jedem Chef frei. Sofern ihm etwas an seinen Mitarbeitern liegt. fp.linden@volksfreund.deExtra

Nachdem Herbert Zahnen den väterlichen Elektrobetrieb in Arzfeld vor 20 Jahren übernahm, hat er ihn inzwischen auf Abwasser- und Biogasanlagen spezialisiert. Jetzt hat er seiner Mannschaft Fragen gestellt: Wie sind die Arbeitsbedingungen, die Mitarbeiterführung, der Informationsfluss im Betrieb - diese und gut 20 andere Punkte wurden betrachtet. Aus den Antworten zog Zahnen dann Konsequenzen: Wenn Beschäftigte über mangelnde Zeit klagten, bot er ihnen Seminare zum Zeitmanagement. Er verbesserte die Weiterbildungsmöglichkeiten und machte den letzten Freitag im Monat zum Schulungstag. Der Betrieb verfügt heute, unter anderem, über einen Qualitätsausschuss, in dem die Mitarbeiter selbst überlegen, was verbessert werden kann. Das und vieles mehr floss dann auch in die Außendarstellung des Unternehmens ein. Ergebnis: mehr Bewerbungen, mehr Beschäftigte - in zwei Jahren wuchs die Firma von 45 auf 64 Mitarbeiter. fpl

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort