Süsse Klümpchen aus aller Welt

IRREL. (uhe) Kaffeezusatz als Leidenschaft. In Irrel trafen sich am vergangenen Samstag Mitglieder der Europäischen Gemeinschaft der Zuckersammler zu einer Tauschbörse um Objekte und Erfahrungen ihres doch recht ungewöhnlichen Hobbys auszutauschen.

 Auf die Verpackung kommt es an: Tütchen, Sticks und Würfel in allen Varianten waren zu sehen.Foto: Uwe Hentschel

Auf die Verpackung kommt es an: Tütchen, Sticks und Würfel in allen Varianten waren zu sehen.Foto: Uwe Hentschel

Die Idee, Zucker in Würfel zu pressen, entstand im Jahre 1840 nachdem sich eher unfreiwillig gebrochene Zuckerstücke mit menschlichem Blut vermischt hatten. Letzteres tropfte aus dem Finger der Hausfrau Juliane Rad, als diese sich bei Zerkleinern des gehärteten Sirups verletzte. Bis dahin wurde der Zucker für den Küchengebrauch in einem aufwendigen und langwierigen Prozess in Tonkrügen hergestellt, die wegen ihrer spitzen Form auch Zuckerhütte genannt wurden. Leider war der Zucker nicht nur kostbar, sondern als schwerer Kristallklumpen für den liebevoll gedeckten Kaffeetisch auch recht unpraktisch, weshalb er mit einer Zange zerkleinert werden musste. Genau dabei hat Frau Rad sich verletzt und muss sich über den Vorfall derart geärgert haben, dass ihr Gemahl Jakob Christoph Rad, selbst Besitzer einer Zucker-Fabrik, den Zuckerwürfel erfand. Mittlerweile ist der "Zuckerwürfel" oder - möchte man eher den Blick auf die geometrische und weniger auf die substanzielle Beschaffenheit des kleinen Kariesverursachers richten - "Würfelzucker" als Kaffeebeilage in Straßencafés oder Restaurants kaum wegzudenken, liebevoll eingewickelt im Doppelpack, meist mit einem kleinen Motiv auf der Oberseite. Renate Dämlow aus Berlin kennt viele solcher Motive. Sie selbst trinkt keinen Zucker im Kaffee, ist aber begeisterte Sammlerin von Zuckerwürfeln, Zuckertüten und Zuckersticks, nicht des Inhaltes, sondern der Verpackung wegen.Zuckerstreuer als natürlicher Feind

Während eines USA-Aufenthaltes 1962 entstand dieses eher beiläufige Hobby, das erst Anfang der 80er, als sie im Radio von einem Zuckertauschtag hörte, zu einer Leidenschaft wurde. Mittlerweile besitzt sie über 65 000 Exemplare und hat den Zuckerstreuer in Cafés zu ihrem natürlichen Feind erklärt. Die natürlichen Feinde des Zuckers sind Wasser und Ameisen, weshalb Renate Dämlow bei der Lagerung ihrer Sammelobjekte sehr sorgfältig ist. "Manche sammeln nur die Verpackung um diese besser lagern zu können", sagt Dämlow, doch sie selbst sammle samt Inhalt. Ebenfalls begeisterter Zuckerfreund ist Wolfgang Kerl, der rund 100 000 Exemplare sein Eigen nennt und wie Dämlow der Europäischen Gemeinschaft der Zuckersammler angehört. Sie seien kein Verein, sondern eine lose Interessensgemeinschaft, betont Kerl während eines Zuckertauschtages in Irrel. 38 Sammler aus Deutschland, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg haben sich zusammengefunden, um ihre doppelten und mehrfachen Würfel, Tüten und Sticks gegen neue Motive einzutauschen. "Besonders begehrt sind natürlich Serien", erklärt Kerl und zeigt auf Ausstellungstücke, die er an seinem Info-Stand ausgestellt hat. Er gehört zu den Freunden des getrockneten Sirups, die Zuckertüten ohne Inhalt sammeln, denn nur so lassen sie sich Alben einheften. Für den Würfelzucker benutzt er, wie viele seiner Hobbykollegen eigens angefertigte Kartons. Die ersten selbstgemachten Zuckerwürfel des Erfinders Jakob Christoph Rad soll dieser im übrigen auch in einer Kiste aufbewahrt haben, die er dann seiner Frau schenkte. Und weil damals etwas Blut von Frau Rad auf den teuren Zucker getropft war, färbte Herr Rad die Hälfte der Würfel blutrot, allerdings mit Lebensmittelfarbe.

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