Tante Gretchens Buschbohnen

Wer macht sich heute noch die Mühe, Samen von Nutzpflanzen selber zu gewinnen? Leute, die Erfahrungswerte früherer Generationen zu schätzen wissen und vom Geschmack ihrer persönlichen Sortenauswahl überzeugt sind. In Mettendorf wurde der TV fündig.

 Gemüsesamen wie „Tante Gretchens Buschbohnen“ werden von Generation zu Generation weitergegeben. TV-Foto: Kathrin Hofmeister

Gemüsesamen wie „Tante Gretchens Buschbohnen“ werden von Generation zu Generation weitergegeben. TV-Foto: Kathrin Hofmeister

Mettendorf. (kf) "Schwarze Weisheit" steht auf der Blechdose, die Maria Kinnen aus dem Schrank im Lagerraum nimmt. In der alten Zigarrenbüchse bewahrt sie Saattütchen auf. Der eigentliche Grund unseres Kommens aber sind schmale braune Kerne, die in einem Zigarillokästchen mit der Aufschrift "Buschbohnen von Tante Gretchen" klappern. Das Besondere an der alten Sorte ist neben ihrem guten Geschmack und der Widerstandskraft, dass sie noch kultiviert wird. Jedes Jahr sät die Nichte die ehemaligen Erbstücke aus. Eine Pflanze bleibt zur Saatgutgewinnung stehen. "Da darf keiner drangehen", sagt die Mettendorferin, "und wenn sie noch so schön sind."

Solche lebendigen "Genbanken" sucht das Gemüsesortenprojekt Rheinland-Pfalz (der TV berichtete). Nur einmal war dem Projektleiter Christian Havenith der in einem alten Bauernhaus gehobene Fund "keine Bohne wert": "Beim Keller-Renovieren ist ein riesiger Placken Putz von der Wand gefallen", erzählt Havenith. Zum Vorschein kam eine mit Saatgut voll gepackte Milchkanne. Leider war der Samen zu feucht geworden und zu lange versteckt. Getreide, Bohnen und Erbsen mussten im Krieg als kostbares Gut eingemauert worden sein. Daran erinnert man sich auch im Hause Kinnen. "Die nächsten Möglichkeiten, Samen zu kaufen, war das Samenfachgeschäft Messerich in Bitburg", erzählt die Mettendorferin. Da erstand man Besonderheiten wie Markerbsen oder Tomatensamen. Aber "Bungen, Zalot und Muarten, so was geht man doch nicht kaufen", sagte die Nachkriegsgeneration. Früher hatte die Samengewinnung natürlich auch mit Sparsamkeit zu tun. Viele alte Sorten werden heute wieder entdeckt, weil sie sich im Laufe vieler Jahre optimal an die regionalen Boden- und Wetterbedingungen angepasst haben. Gesucht werden weiterhin Haus- und Hofsorten, sowie Paten, die sie weitervermehren. Regionale Besonderheiten werden auf der Bundesgartenschau in Koblenz 2011 aufgepflanzt. Interessenten können sich wenden an: Christian Havenith, Auf der Esch 24, 56653 Wassenach, www.gemü;sesortenprojekt.de

extra "Well as jung Liecht, da muss man Bungen setzen", hieß es im Hause Kinnen. Gärtner, die nach dem Mondkalender arbeiten, können oftmals von Erfolgen berichten. Danach sollen Bohnen nach Neumond gesetzt werden. Im Gegensatz zu Dicken Bohnen, die früh in den Boden kommen, werden alle anderen Bohnen erst gelegt, wenn sich der Boden erwärmt hat.

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