Tatort Baustelle: Mehr als 40 Maschinen gestohlen

Bitburg · Bohrhammer, Stichsägen, Kabel, Tapeten, Steckdosen: Insgesamt mehr als 40 Maschinen sowie diverses Baumaterial hat ein 25-jähriger Mann von acht Baustellen in der Südeifel gestohlen - angeblich für den eigenen Bedarf. Das bezweifelt das Amtsgericht Bitburg. Das Urteil: Er muss für drei Jahre und zwei Monate hinter Gitter.

Bitburg. Was der 25-jährige Mann, der auf der Anklagebank im Bitburger Amtsgericht sitzt, alles auf dem Kerbholz hat, erstaunt selbst den Vorsitzenden Richter Udo May. Die beiden kennen sich. Bereits Mitte 2010 wurde der Mann zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil er ein Auto angezündet und seine damals eineinhalbjährige Tochter aus dem Haus der sorgeberechtigten Mutter entführt hat (der TV berichtete). Es folgte ein Prozess wegen Drogenkonsum und -handels Ende 2010. "Wir wussten, dass da noch was kommt, aber mit diesem Ausmaß hatten wir nicht gerechnet", sagt May. Die Auflistung der Beute aus einer Diebstahlserie, die der gelernte Malergeselle zwischen September 2008 und September 2009 begangen hat, nimmt rund 400 Seiten ein. Mehr als 40 Maschinen wie etwa Bohrhammer, Akkuschrauber, Winkelschleifer, Stich- und Handkreissägen sowie Tapetenrollen, Farben, Steckdosen, Deckenstrahler, Badarmaturen und mehr hat er von acht Baustellen im Altkreis Bitburg gestohlen. Baustellen, die er als Mitarbeiter einer Baufirma kannte und wo er sich nachts teils gewaltsam Zugang verschafft hat.
Fette Beute und auch noch Bier


In einem Rohbau hat er sogar eine bereits eingebaute Heizungssteuerung sowie Steckdosen wieder ausgebaut und dafür sämtliche Kabel zerschnitten - und im Vorbeigehen noch einen halben Kasten Bier eingesackt.
Der Schaden, der den Handwerksbetrieben sowie den Bauherren entstanden ist, ist laut Richter May "nicht zu erfassen". Einige Maschinen haben einen Neuwert von mehr als 1000 Euro.
"Ja, ich habe diese Taten begangen", räumt der Angeklagte gleich zu Beginn ein. Dass er Komplizen gehabt hätte, bestreitet er jedoch. Das kauft ihm Richter May nicht ab: "Ich glaube nicht, dass Sie Zeit hatten, das alles alleine auszubauen und rauszuschleppen. Sie schützen doch Ihre Kumpels." Aber der Angeklagte bleibt bei seiner Version.
Das Gericht geht zudem davon aus, dass er die Diebesbeute zum Teil weiterverkauft hat. Er habe Maschinen und Material auf der Baustelle der Eltern seiner damaligen Freundin verwendet, erklärt der Angeklagte. "Sie brauchen doch keine zehn Akkuschrauber. Das ist doch was anderes als ein Sack Zement, der mal abhandenkommt", beharrt der Richter. Doch der 25-Jährige beteuert: "Ich habe keine einzige Maschine verkauft." Stattdessen tischt er folgende Geschichte auf: Der Bruder seiner damaligen Freundin habe ihn wohl bestohlen. Am Ende kann ihm das Gericht weder Hehlerei noch Komplizen nachweisen. Verurteilt wird der 25-Jährige in Anbetracht seiner Vorstrafen zu einer Gesamtstrafe von drei Jahren und zwei Monaten. Mays Fazit: "Das ist eine außergewöhnlich hohe kriminelle Energie."

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