Tatü-tataa, die Rechnung ist da

IRREL/BITBURG. Weil ihm ein Feuerwehrmann nach einem Verkehrsunfall beim Aussteigen geholfen hat, soll Josef Gruben eine saftige Rechnung zahlen. Der Bitburger Rentner hat Widerspruch eingelegt.

"Ich dachte, mich trifft der Schlag", erinnert sich Josef Gruben an den Moment, als er am 18. November 2004 den Brief der Verbandsgemeinde-Verwaltung (VGV) Irrel las. Die Vorgeschichte dazu begann am 13. August 2004. An diesem Tag befuhr Gruben die K 20 zwischen Irrel und Ernzen. Rund 250 Meter hinter dem Ortsausgang von Irrel kam er ausgangs einer Kurve von der Fahrbahn ab und landete im Graben. Unverletzt versuchte Gruben, eigenständig aus der Beifahrertür zu klettern. Doch unverhofft half ihm ein Mitglied der Feuerwehr Irrel beim Ausstieg. Der Verunglückte hatte selbst keinen Notruf ausgesandt."Aufwand wie bei einem Gefahrguttransporter"

Insgesamt zwölf Feuerwehrleute mit drei Fahrzeugen (einem Einsatzleitwagen, einem Löschfahrzeug und einem Rettungswagen) waren am Einsatzort. Sie alle waren auf dem Rückweg von einem Einsatz auf dem Campingplatz in Echternacherbrück. Den "Einsatz" von zwölf Feuerwehrleuten mit drei Fahrzeugen über eineinhalb Stunden stellte die VGV Josef Gruben in Rechnung. "Das ist ein Aufwand, als wenn ein Gefahrguttransporter verunglückt sei", sagt Gruben. "Dabei bin ich einfach nur mit meinem Auto im Graben gelandet, und ein einziger Herr hat mir die Tür aufgehalten - ohne Einsatz von schweren Gerätschaften, geschweige denn einer gesamten Feuerwehrtruppe." Mit Hilfe seines Anwalts Wolfgang Simon legte Gruben Widerspruch gegen den Gebührenbescheid ein. Die Zahlungsweigerung begründete er zudem damit, dass das Auftauchen der Feuerwehr eher ein Zufall war. Außerdem seien die Kosten des Einsatzes wegen des Brandschadens in Echternacherbrück abgegolten. "Mein Mandant hätte seinem Helfer ja noch 100 Euro als formloses Dankeschön in die Hand gedrückt", sagt Simon. "Aber 834 Euro - eine gesamte Monatsrente?!" Die VGV reagierte auf das Schreiben des Anwalts mit einem so genannten Abhilfebescheid. Statt 834 soll er "nur" 591 Euro zahlen. Darin sind Kosten für nurmehr sechs Feuerwehrkräfte mit noch immer drei Einsatzfahrzeugen enthalten. Dazu vermerkte die VGV, dass bei der Irreler Feuerwehr der Notruf "Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person" eingegangen sei. Daher wären die Fahrzeuge auch ohne den vorangegangenen Einsatz in Echternacherbrück ausgerückt. Die Dauer von eineinhalb Stunden berechne sich aus der tatsächlichen Einsatzzeit plus Hin- und Rückfahrt zwischen Feuerwehrhaus und Einsatzort. In einem erneuten Widerspruch bestritt Gruben, dass es einen Notruf gegeben habe. Die VGV erwiderte, dass ein Feuerwehrmann, der frühzeitig die Einsatzstelle in Echternacherbrück verließ und Grubens Unfallstelle passierte, über Funk einen Notruf ausgesandt habe. "Nun fordern wir zunächst einmal die Tonbandaufzeichnungen mit diesem Notruf per Funk", erklärt Simon. Gruben ergänzt: "Vielleicht erstatte ich auch Anzeige gegen diesen namentlich bekannten Feuerwehrmann wegen unterlassener Hilfeleistung. Denn er hat nicht angehalten, um die Situation einzuschätzen."Zwischen Amusement und Wut

Inzwischen liegen Grubens Akten vor dem Kreisrechtsausschuss Bitburg-Prüm. Das ist auch der Grund dafür, dass sich die VGV Irrel auf TV-Anfrage zu dem Fall nicht äußern wollte. Rechtsanwalt Simon schwankt derweil zwischen Amusement und Wut. "Auf der einen Seite ist der Fall recht kurios, er gehört schon fast nach Schilda. Aber andererseits werden hier Ermessensspielräume bei der Kostenerhebung bis zum Äußersten ausgenutzt." Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Mailen Sie uns Ihr Thema an thema@volksfreund.de. Wir bringen es voran.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort