Telekom treibt Abbau voran: Telefonzellen auf der roten Liste

Daleiden/Prüm · In immer mehr Gemeinden verschwinden die Telefonzellen aus dem Ortsbild. Seit Jahren baut die Telekom die mittlerweile kaum noch genutzten öffentlichen Fernsprecher ab. Doch nicht überall ist das Handynetz so gut, dass man problemlos auf die Zellen verzichten kann.

 Weil sich der Betrieb von Telefonzellen nicht mehr lohnt, baut die Telekom sie Schritt für Schritt ab. TV-Foto: Christian Brunker

Weil sich der Betrieb von Telefonzellen nicht mehr lohnt, baut die Telekom sie Schritt für Schritt ab. TV-Foto: Christian Brunker

Gehörte noch vor wenigen Jahren ein öffentlicher Münzfernsprecher in jedem größeren Ort zur Standardausrüstung, sind die Telefonzellen mittlerweile immer seltener geworden. Kaum noch genutzt, sind sie für die Telekom nicht mehr rentabel und werden folglich abgebaut. Einnahmen und Unterhaltskosten stehen für die Telekom in keinem vertretbaren Verhältnis mehr. Der Abbau muss allerdings in Abstimmung mit den betroffenen Kommunen erfolgen. In jüngster Zeit sind so einige Telefonzellen abgebaut worden.

Telefonzelle nicht einfach verzichtbar



Auch in Daleiden hat die Telekom schon mehrfach angekündigt, die Zelle abbauen zu wollen. Doch die Gemeinde wehrt sich. Zwar kann Ortsbürgermeister Walter Reichert durchaus nachvollziehen, dass sich der Fernsprecher nicht mehr rechnet. "Der hat monatlichen Umsatz von vielleicht zwei Euro und verursacht Unterhaltskosten von 100 Euro", sagt Reichert. "Die Telekom zieht sich ja deshalb überall zurück." Dennoch sei der Apparat nicht einfach verzichtbar. Denn gerade im Grenzgebiet sei die Abdeckung mit Handynetzen noch nicht überall gegeben, vor allem das D1-Netz habe noch Lücken. "Deshalb muss es eine Notruf-Möglichkeit im Ort geben, oder das Handynetz muss verbessert werden", sagt Reichert.

Im gesamten Altkreis Prüm sind öffentliche Fernsprecher zur Seltenheit geworden. "Telefonzellen, was ist das?", fragt Arzfelds Büroleiter Michael Thiel im Scherz. In der Tat seien die Apparate zur Ausnahme geworden.

Selbst in Arzfeld mit seinen etwa 1400 Einwohnern wird die noch vorhandene Telefonzelle bald verschwinden. "Als ich das im Gemeinderat bekanntgegeben habe, gab es keine Nachfrage", sagt Ortsbürgermeister Alfons Kockelmann. "Sie werden einfach nicht mehr gebraucht." Außerdem seien die Zellen immer wieder kaputtgemacht worden. Lediglich im Gemeindehaus gebe es noch einen Münzfernsprecher, der für die Telefonleitung zum Internet-Café notwendig sei.

Auch in Waxweiler vermisst offenbar niemand die Telefonzellen. Denn auch dort sind sie schon abgebaut worden oder werden demnächst entfernt. "Ich habe dazu keine Rückmeldungen bekommen", sagt Ortschef Klaus Juchmes, "weder positiv noch negativ."

Für die Deutsche Telekom gibt es bei der Entscheidung über die Standorte letztlich nur ein Kriterium, sagt Pressesprecher George-Stephen McKinney. "Es geht um eine bedarfsgerechte Versorgung." Wo kein Umsatz vorhanden sei, könne man davon ausgehen, dass es auch keinen Bedarf mehr gebe. Als Richtwert gehe man dabei von einem monatlichen Mindestumsatz zwischen 100 und 110 Euro aus. "Sonst lohnt sich das einfach nicht", sagt McKinney.

Allerdings sorge man auch dafür, dass ein Notruf von überall möglich sei.

Liebe Leser, sind Telefonzellen Ihrer Meinung nach im Handy-Zeitalter verzichtbar? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail an eifel-echo@volksfreund.de (Name und Wohnort nicht vergessen).

EXTRA

Notruf per Handy: Unabhängig von Guthaben oder Netzen lässt sich mit jedem Handy ein Notruf absetzen. Es muss lediglich überhaupt ein Netz vorhanden sein. Zweitens muss sich eine aktive Sim-Karte im Handy befinden. Vor 2009 war es auch möglich, mit einem Handy ohne solche Karte die Rettungskräfte zu erreichen. Die Änderung wurde dann jedoch eingeführt, um den Missbrauch des Notrufs zu reduzieren. Denn ohne eine Sim-Karte lässt sich auch der Anrufer nicht identifizieren. (ch)

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