Teure Kabel verlegt, Teilstück fehlt weiter

Fließem · Nachdem die Telekom bereits ein Glasfaserkabel verlegt hat, um die Gemeinde Fließem an den Hauptverteiler in Bickendorf anzuschließen, fehlen jetzt nur noch die technischen Voraussetzungen im Ort selbst. Auch diese wären zu beheben - allerdings nur, wenn die Gemeinde die Kosten übernimmt.

 Das schnelle Internet ist in Fließem noch Zukunftsmusik. Glasfaserkabel sind teilweise verlegt. Bevor der DSL-Ausbau allerdings weitergeht, muss geklärt werden, wer zusätzlichen Kosten übernimmt. Foto: ISTOCK/Peter NGuyen

Das schnelle Internet ist in Fließem noch Zukunftsmusik. Glasfaserkabel sind teilweise verlegt. Bevor der DSL-Ausbau allerdings weitergeht, muss geklärt werden, wer zusätzlichen Kosten übernimmt. Foto: ISTOCK/Peter NGuyen

Fließem. Ohne einen vernünftigen Zugang zum Internet geht es nicht. Vor allem dann nicht, wenn der Zugang gewerblich genutzt wird und deshalb eine zu kleine Datenübertragungsrate ein Wettbewerbsnachteil sein kann. Aus diesem Grund bemüht sich der Zweckverband Kommunaler Wirtschaftspark A 60/Fließem seit längerem um eine bessere Internetversorgung. Das Gewerbegebiet verfügt mit seiner Lage am Knotenpunkt von A 60 und B 51 über eine gute Verkehrsanbindung. Doch der Zugang zur Datenautobahn ist nach wie vor holprig. Zwar gibt es dort bereits DSL-Anschlüsse, doch ermöglichen diese in der Regel bislang nur Übertragungsgeschwindigkeiten von weniger als 400 Kilobit pro Sekunde. Zum Vergleich: In Bitburg liegt der Standard bei 16 000 Kilobit pro Sekunde. Und in größeren Ballungszentren sind es mittlerweile sogar 50 000 Kilobit (siehe Extra).
"Es gibt ein paar Anschlüsse, die ein wenig schneller sind, da sie näher am Verteiler sind, doch das ist die Ausnahme", erklärt Klaus Schnarrbach, Vorsitzender des Zweckverbands und zugleich Ortsbürgermeister in Fließem, der das Problem des zu langsamen Internetzugangs nicht nur im Gewerbegebiet hat, sondern auch bei den Privatanschlüssen im Ort. "Hätten wir wenigstens schon mal 2000 oder 3000 Kilobit, dann wären die meisten ja schon glücklich", sagt Schnarrbach. Doch zu diesem Glück fehlen noch gut 500 Meter. Und 36 000 Euro.
So hat die Telekom bereits eine Glasfasertrasse von Fließem nach Bickendorf verlegt, so dass über den Telekom-Hauptverteiler in Bickendorf eine optimale DSL-Versorgung grundsätzlich möglich wäre. Und auch im Bereich der Ortsgemeinde seien bereits rund 600 Meter Kabel verlegt worden, erklärt Schnarrbach. Was allerdings noch fehle, sei das Teilstück zwischen dem Neubaugebiet Auf dem Gärtchen und dem Sportplatz. Und die Lösung des Problems wäre seitens der Telekom auch kein Problem, fügt er hinzu. Voraussetzung sei allerdings, dass der Ort die sogenannte Wirtschaftlichkeitslücke fülle, zum Vorhaben also 36 000 Euro beisteuere.
"Bislang gab es für solche Programme zur Verbesserung der DSL-Versorgung hohe Landeszuschüsse von 90 Prozent", sagt Schnarrbach, doch wegen der vielen Förderanträge seien die Mittel nach Auskunft der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier für 2011 komplett aufgebraucht.
"Wir hoffen aber wegen der besonderen Situation dennoch auf eine Zusage des Landes", sagt Schnarrbach, der bereits einen Förderantrag nach Mainz geschickt hat.
"Gegenwärtig ermitteln wir den Versorgungsstand in Rheinland-Pfalz", teilt das rheinland-pfälzische Innenministerium mit, und es gebe verschiedene Versorgungsmodelle, die geprüft würden. Und in diesen Überlegungen werde auch der Ausbau in Fließem berücksichtigt. So prüft das Land derzeit in einem sogenannten Interessensbekundungsverfahren, bei dem Kommunen ihren Bedarf melden können, inwieweit Leistungen zur Verbesserung der DSL-Versorgung von privaten Anbietern übernommen werden können. Und einer dieser Anbieter ist eben die Telekom, die nach Auskunft von Telekom-Pressesprecher George-Stephen McKinney derzeit dabei ist, für den Bereich Fließem ein neues Angebot zu erstellen, so dass sich der Anteil der Gemeinde unter Umständen auch wieder ändern könnte.
Wie viel bislang investiert worden ist, wie sich die Finanzlücke lücke zusammensetze und ändern könne, dazu wolle man frühestens in einem Monat Auskunft geben, wenn das Interessensbekundungsverfahren abgeschlossen sei.
Meinung

Das ist nicht zu verstehen
Da hat sich die Landesregierung, auf die Fahnen geschrieben, das schnelle Internet flächendeckend auszubauen. Und ein Unternehmen verdient genau damit eine Menge Geld. Trotzdem kämpfen etliche Orte wie Fließem vergeblich um Anschluss an die Datenautobahn. Was für Privatleute schon ärgerlich ist, wird für Firmen zur geschäftshemmenden Schneckenpost. Das Absurde: In Fließem wurden die teuren Glasfaserkabel bereits verlegt, aber es fehlen 500 Meter zum Glück. Angesichts dessen ist jede weitere Verzögerung nicht nachvollziehbar. d.schommer@volksfreund.de
Extra: Geschwindigkeiten im Netz


Die Datenübertragungsrate ist entscheidend für die Geschwindigkeit im Internet. Diese liegt bei einem normalen analogen Telefonanschluss bei maximal 56 Kilobit pro Sekunde und bei ISDN bei maximal 128 Kilobit pro Sekunde. Die Übertragungsrate bei DSL-Breitbandanschlüssen liegt je nach technischer Voraussetzung zwischen 384 und 50000 Kilobit (50 Megabit) pro Sekunde, wobei die hohen Geschwindigkeiten bundesweit derzeit nur in den großen Ballungszentren verfügbar sind. Wer also auf dem Land lebt, kein DSL hat, braucht für das Runterladen einer großen Datei aus dem Internet unter Umständen mehr als 700 Mal so lang wie ein Internetnutzer in Berlin. Der eine wartet dann zum Beispiel länger als eine halbe Stunde, der andere auf die gleiche Datei weniger als drei Sekunden. uhe

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