Tiefes Erleben

DAUN/WITTLICH. Ursula Pontius aus Wittlich verbindet von jeher ihre Vorliebe für den Eifel- und Moselraum sowie für Länder wie Island und Israel mit ihrer Leidenschaft fürs Fotografieren. Jetzt ist eine Auswahl ihrer Fotos unter dem Titel "Die Vulkaneifel im Wandel der Jahreszeiten" im Dauner Forum zu sehen.

"Reiner Zufall", sagt Ursula Pontius, wenn sie über das Bild spricht, das ein Schaf in dem Augenblick festhält, in dem es mit aufgerecktem Kopf das erste Blatt eines herunterhängenden Astes zwischen die Lippen nimmt. Sie sagt auch "reiner Zufall" beim Blick auf die Strohrollen, die von der Abendsonne wie in pures Gold getaucht scheinen; auf das Meerfelder Maar, das von der Wintersonne lila gefärbt ist; auf den Mohn in Hülle und Fülle; oder auf das verschneite Schalkenmehren. Aber im Gespräch mit Ursula Pontius und im gemeinsamen Betrachten ihrer Bilder wird bald deutlich, dass hinter dem, was sie als "reiner Zufall" bezeichnet, die Gabe steckt, eine Landschaft, einen Menschen, ein Gebäude oder ein Objekt mit liebevollem Blick und großem Gespür für seine Schönheit anzuschauen und es als "Erinnerung, die mich trägt" zu fotografieren, zu bewahren und damit - wie jetzt in der Ausstellung - auch andere Menschen froh zu machen. "Fotografieren ist tiefes Erleben für mich," sagt sie. Sie sei ein "bisschen stolz", denn sie könne fotografieren, ohne dass sie es je gelernt habe.Lieblingsmotive: Island und Frankreich

Ihre bevorzugten Motive sind ihre Familie, die "Juwelen" der Landschaften ihrer Heimat sowie Islands, Frankreichs und des Vorderen Orients, außerdem - als ihre kunsthistorischen Favoriten - romanische Kirchen. Ursula Pontius gerät ins Schwärmen: von Stimmungen, die sie in den Kreuzgängen von Kirchen und Klöstern einfing und von den Gesichtern der Menschen, die sie in den Straßen von Jerusalem entdeckte. Sie erinnert sich an den Kauf ihrer ersten Kamera für eine Studienreise in die Türkei vor 40 Jahren. Beim Betrachten der Fotos habe ihr die Aufnahme eines Babys in einer bunten Hängematte besonders gefallen. "Ich glaube, da hat es mich so richtig gepackt," meint sie. Wohl wahr, denn inzwischen haben sich tausende von Dias in ihrem Haus in Wittlich angesammelt. "Wir haben deswegen sogar schon angebaut," erzählt sie lachend. Nach wie vor fotografiert Ursula Pontius mit der analogen Spiegelreflexkamera. "Ich lege großen Wert darauf, dass die Bilder nicht manipuliert sind," betont sie. Sie beschwört die Geduld ihres Ehemannes Franz Pontius. Wie oft schon habe sie nach einem prüfenden Blick zum Himmel zu ihm gesagt: "Komm, wir fahren los!" - und das zu jeder Tages- und Jahreszeit. Die Ergebnisse sind beachtlich und bemerkenswert. 41 Beispiele ihrer künstlerischen Fotografien sind im Forum Daun zu sehen. Ursula Pontius ist 65 Jahre alt und hat zwei erwachsene Kinder. Seit einem Jahr ist die Realschullehrerin mit den Fächern Englisch und Französisch im Ruhestand. In der Sparkasse Wittlich war die Fotoausstellung "Menschen in der Altstadt von Jerusalem" zu sehen, außerdem beteiligte sie sich mehrmals an Gruppenausstellungen des Fotoforums Wittlich. Bei ihrer bisher einzigen Teilnahme an einem Fotowettbewerb erhielt sie den zweiten Preis. Im Jahr 2000 ist im Auftrag des Emil-Frank-Instituts der Universität und der Theologischen Fakultät Trier eine Serie von acht Briefdoppelkarten mit Motiven aus Israel erschienen. Auf der Suche nach Gründen für ihre Liebe zum Fotografieren entdeckte sie, dass auch ihr Vater einen besonderen Blick für besondere Motive hatte. Die Ausstellung im Forum Daun ist bis zum 1. August zu sehen, und zwar von montags bis freitags, 9 bis 17 Uhr, und samstags von 10 bis 13 Uhr. Kontakt: Forum Daun, Leopoldstraße 5, 54550 Daun, Telefon 06592/95130 oder Ursula Pontius, Zur Phillipsburg 50, 54516 Wittlich, Telefon 06571/7314.

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