Tödliches Ende einer Zecherei

Kall · Ein tödliches Ende hat Donnerstagmorgen eine feuchtfröhliche Feier in einem Kaller Wohngebiet gefunden. Die Bonner Mordkommission rückte mit vier Beamten an, um die Umstände des Todes eines 48-Jährigen aus der Gemeinde Hellenthal zu klären.

Kall. Das Opfer war am Donnerstag gegen 8 Uhr mit einem spitzen Gegenstand durch einen Stich in die Brust getötet worden. Die Tatwaffe konnte bislang nicht gefunden werden. Tatverdächtig ist ein 60-Jähriger, der noch vor Ort festgenommen wurde und derzeit in Untersuchungshaft sitzt. Nach Angaben der Polizei hatten der Getötete und seine Freundin den mutmaßlichen Täter am Vorabend in seiner Kaller Wohnung (Kreis Euskirchen) besucht. Dabei muss Alkohol konsumiert worden sein. Am Morgen kam es zum Streit zwischen den Zechern.
Tatwaffe noch nicht gefunden


Wie die Freundin des Getöteten gegenüber der Polizei aussagte, soll der 60-Jährige plötzlich und völlig unvermittelt mit einem messerähnlichen Gegenstand zugestoßen haben. Trotz umfangreicher Suche konnte dieser bislang jedoch nicht gefunden werden.
Nach der Tat, sagt Norbert Hardt von der Kreispolizeibehörde, alarmierte die Frau einen Hausbewohner, der die Polizei benachrichtigte. Als der Notarzt eintraf, konnte er das Leben des 48-Jährigen nicht mehr retten. Der Aachener Oberstaatsanwalt Robert Deller berichtete, die Polizei habe den mutmaßlichen Täter in unmittelbarer Nähe des Hauses - also nicht am Tatort - festnehmen können, ohne dass der Mann irgendwelchen Widerstand geleistet habe. Eine Vernehmung des Verdächtigen sei zunächst nicht möglich gewesen. Daher konnte Deller gestern Nachmittag keine Angaben zu einem möglichen Motiv für die Tat machen: "Der Mann war derart alkoholisiert, dass es zunächst nicht möglich war, eine vernünftige, orientierte Vernehmung durchzuführen."
Laut Polizeisprecher Norbert Hardt begannen die Vernehmungen am späteren Nachmittag in Euskirchen. Gestern sollte ein Haftbefehl wegen Mordes erwirkt werden.
Außer den Aktivitäten von Kripo und Mordkommission Bonn deutete vor Ort nichts auf ein Verbrechen hin. Das Zweifamilienhaus, in dem die Tat geschah, liegt hinter einer hohen Thuja-Hecke verborgen in einem ruhigen Wohngebiet. Doch ein Blick auf Haustür und Klingelplatte, auf der fünf Namen stehen, ließ erahnen, dass sich hier ein sozialer Brennpunkt befindet. Das Glas der Haustür ist gesprungen, im Flur liegt Gerümpel. Eine Nachbarin berichtete, dass es in der Vergangenheit Lärmbelästigungen durch alkoholisierte Personen gegeben habe. Leute, die bislang in dem Haus wohnten, seien durch Geschrei und laute Musik aufgefallen.
Opfer hatte Hausverbot


Eine andere Nachbarin bestätigte, dass es bereits seit drei, vier Jahren Probleme mit einigen Hausbewohnern gegeben habe. Der Hausbesitzer habe sozial Gestrauchelten geholfen, dass sie ihnen zustehendes Geld von den Behörden erhielten. Doch das sei ihm offenbar nicht immer gedankt worden. Man wisse von Leuten, die das Geld dann in Alkohol umgesetzt hätten, statt Miete zu zahlen.
Dass in seinem Haus ein Mensch getötet worden war, war Hausbesitzer Wolfgang Schumann (63) zunächst unbekannt. "Was? Das ist ja Wahnsinn!", kommentierte er die Nachricht vom Tod des 48-Jährigen. "Der hatte bei mir Hausverbot und hielt sich nicht dran. Ich hatte immer wieder Probleme, wenn die ihre Saufgelage hatten. Ihm und der Frau, mit der er zusammen ist, habe ich Hausverbot erteilt. Sie sollten gestern weggehen. Ich habe mich da aber nicht mehr drum gekümmert. Heute wollte ich mit der Polizei besprechen, dass das so nicht weitergeht", sagte Schumann.
Der Getötete ist in der Region kein Unbekannter. Ihm wurde nachgesagt, Kontakte zum Drogenmilieu gehabt zu haben. So sei einmal beobachtet worden, wie der Mann mit seinem Wagen vor der Polizei geflüchtet, in seinem Hof aus dem Auto gesprungen und in ein Waldstück gehechtet sei - die Beamten auf den Fersen. Über den 60-jährigen mutmaßlichen Täter war aus der Nachbarschaft einiges zu erfahren. Bereits seit zehn Jahren komme er vorbei, um Holzsägearbeiten auszuführen. Weil er nicht krankenversichert gewesen sei, habe es einmal Probleme gegeben, als der Mann sich versehentlich in den Arm gesägt habe. Seit ein paar Wochen wohnte der Verdächtige, dies bestätigte auch Hausbesitzer Wolfgang Schumann, im Keller des Hauses.
Wolfgang Schumann: "Im Prinzip helfe ich Leuten." So habe er mehrfach Personen in die Alkoholentgiftung geschickt. "Bei einigen ist es geglückt, bei anderen noch nicht", sagte der Pensionär, der früher bei einem Kreditinstitut angestellt war. Seine Schützlinge wohnten bislang gemeinsam in seinem Haus. Unter dem Dach sei eine Person untergebracht, in der ersten Etage mit drei Zimmern gebe es eine Wohngemeinschaft mit zwei Personen. Im Keller wohnte der Tatverdächtige. Schumann selbst wohnt im Parterre.

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