Totschlagprozess: 20-Jährige und ihre Familie sollen Zeugen beeinflusst haben

Trier/Büdesheim/Gerolstein · Im Prozess gegen einen 54-jährigen Eifeler, der einen Bekannten mit einem Schuss aus einer illegalen Waffe so schwer verletzt haben soll, dass dieser drei Monate später an den Folgen starb, haben zwei Zeugen ausgesagt: Sie seien unter Druck gesetzt worden. Nicht vom Beschuldigten: Vielmehr hätten ihnen die Hauptzeugin und deren Mutter gedroht.

Der Prozess gegen den 54-jährigen Eifeler, der im Februar auf einen Bekannten geschossen hat, bleibt auch am zweiten Verhandlungstag kompliziert. Dabei hat der bereits angegeben, der Täter zu sein. Doch warum setzte er den Schuss ab? Welche Rolle spielt die 20-jährige Hauptzeugin? Am ersten Prozesstag erschien sie zunächst nicht, sagte dann aber doch aus - widerwillig und aufmüpfig.

Sieben Zeugen treten vor der ersten Schwurgerichtskammer des Landgerichts Trier auf, um Licht ins Dunkel zu bringen: Ermittlungsbeamte sowie Bekannte des Opfers, des Täters und der Hauptzeugin. Ihre Aussagen sollen dabei helfen zu klären, in welchem Geisteszustand der Mann im Februar schoss.

"Wir versuchen uns weiter ein möglichst detailliertes Bild zu machen", sagt die Vorsitzende Richterin Petra Schmitz. Das fällt allerdings mit jeder Zeugenaussage nicht gerade leichter. Besonders die Rolle der Hauptzeugin, jener Frau, die sich mit dem Beschuldigten gestritten hat, bevor es zum Schuss kam, wird zusehends undurchschaubar.Immer mehr Ungereimtheiten

Die Befragung von drei Ermittlern zeigt: Es ist unklar, ob es zwischen dem Angeklagten und der 20-Jährigen eine Beziehung gab. Der Beschuldigte ist der Meinung, mit ihr zusammen gewesen zu sein - dies gab er auch vor der Kammer so an. Die 20-Jährige wiederum besteht darauf, sowohl gegenüber den Beamten, ihren Freunden und auch in ihrer Aussage vor Gericht: Es gab kein Verhältnis mit dem Mann.

Und was hat es eigentlich mit dem Thema Prostitution auf sich? Auch hier gehen die Sichtweisen auseinander: Niemand will etwas von Prostitution wissen, außer der Angeklagte. Bei Verhören und auch vor Gericht betont er immer wieder seine Sorge um die junge Frau. Sie sei zum Anschaffen gezwungen worden, auch vom Opfer. Es gebe ein Haus in der Vulkaneifel, in dem man viele Frauen festhalte. Könne man sie nicht mehr gebrauchen, würden sie sogar getötet. Selbst Beamte des Landeskriminalamts (LKA) steckten in der Sache drin. Die 20-Jährige habe ihm dies erzählt, anderes habe er selbst herausbekommen, sagte er gegenüber der Polizei aus.

Der Eindruck eines 60-jährigen LKA-Ermittlers: "Offenbar hat die Frau verschiedene Personen mit Informationen beliefert, die dann wiederum für Spannungen zwischen ihnen sorgten."

Zwei Befragungen bleiben dem Zuschauer besonders in Erinnerung: Eine angeblich sehr enge Freundin der Frau wird angehört - oder sollte angehört werden: Erinnern kann sie sich nämlich an nichts. Sie habe nie mit ihr über Männer gesprochen, wisse nichts von dem Angeklagten, kenne ihn nicht. Ja, sie habe vor der Polizei gesagt, dass sie von der Mutter der Frau unter Druck gesetzt worden sei, aber so richtig stimme das auch nicht. Sie wisse halt nichts.Ominöse Nachrichten

Auch ein zweiter Zeuge räumte ein, unter Druck gesetzt worden zu sein. In diesem Fall von der Frau selber. Mit ihr sei er im Übrigen nur befreundet. "Sie wollte, dass ich am besten gar nichts über den Angeklagten sage." Letztlich tat er das auch nicht - er kenne den Mann nicht, so seine Aussage.

Irritierend: Der Zeuge streitet ab, mit der Frau eine Beziehung gehabt zu haben. Als man ihn daraufhin mit sichergestellten Handynachrichten konfrontiert, in denen von gemeinsamem Sex und von Liebe zueinander gesprochen wird, kann er sich das nicht erklären.

Der Prozess wird am Dienstag, 27. September, in Trier fortgesetzt.

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