Touristen auf Umwegen

Ernzen/Irrel · Mehr als 100 000 Einheimische und Touristen stapfen jährlich über die Brücke, die über die Irreler Wasserfälle führt oder über den Steg in der Teufelsschlucht bei Ernzen. Wind und Wetter haben beide marode werden lassen. Deshalb werden sie im Juni und September erneuert. Das kostet insgesamt 115 000 Euro.

Ernzen/Irrel. In der Tiefe rauscht wild das Wasser der Prüm. Strudel bilden sich, das reißende Nass windet sich um grün bemooste Felsen, bevor es weiter durch die Schlucht stürzt. In acht Metern Höhe wandern Touristen genauso wie Einheimische gern über den Irreler Wasserfällen und genießen den Ausblick. Pro Jahr sind es mehr als 100 000 Besucher.
Über die Schlucht führt eine hölzerne Fußgängerbrücke. Das Wahrzeichen des Felsenlands Südeifel ist mittlerweile 40 Jahre alt und muss dringend saniert werden. Besonders an den Holzteilen an den Brückenpfeilern hat sich die Zeit bemerkbar gemacht. Außerdem ist das Dach der 34 Meter langen Brücke marode und wird komplett erneuert. Kostenpunkt: 90 000 Euro.
Während der Sanierung bleibt das Wahrzeichen für die ersten drei Septemberwochen komplett gesperrt. "Das ist nicht weiter schlimm", sagt der Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG), Moritz Petry, "Die Touristen müssen ja nur irgendwie über den Fluss kommen, um zur Teufelsschlucht zu gelangen. Deshalb wird eine Umleitung ab dem Parkplatz Wasserfälle in Irrel eingerichtet, der auf dem Erlenweg über die andere Brücke geleitet wird. "Für die Besucher ist das kein großer Umweg", so Petry.
Doch das ist nicht das einzige anstehende Projekt: Auf der anderen Flussseite in der Teufelsschlucht verläuft ein rund 13 Meter langer Steg, der durch ein Felsennadelöhr der Schlucht führt. Auch er ist dringend sanierungsbedürftig. "Die Stahlkonstruktion wird verstärkt und die Holzbohlen werden ausgetauscht", sagt Petry. Die Arbeiten gehen in den ersten beiden Juniwochen über die Bühne und kosten 25 000 Euro. Auch in diesem Fall gibt es eine Umleitung, die etwa 500 Meter länger ist als der alte Weg. Durch die Umleitung haben die Verantwortlichen außerdem einen neuen Rundweg kreiert, der insgesamt rund fünf Kilometer lang ist. Und der soll dauerhaft bestehen bleiben. Auch, wenn der Steg wieder in Betrieb genommen werden kann. "Da haben wir aus der Not eine Tugend gemacht", sagt Bruno Zwank, Leiter der Felsenland Südeifel Tourismus GmbH.
"Wir hätten die Reparaturarbeiten gern in den Winter verlegt. Allerdings müssen die Fördergelder bis Ende September verarbeitet sein", sagt Petry. Insgesamt kostet die Sanierung 115 000 Euro, davon übernimmt das Land 80 500 Euro. Den Rest teilen sich die VG und die Ortsgemeinde Irrel mit jeweils 17 250 Euro.Extra

Teufelsschlucht: Enge Schluchten und schmale Felsspalten, riesige Felstürme, mächtige Steinblöcke mit bizarren Verwitterungsformen - eine urtümliche Landschaft prägt das Ferschweiler Plateau und seine Umgebung. Entstehung: Vor rund 12 000 Jahren führte der Wechsel von Frost- und Tauperioden zu gewaltigen Felsstürzen am Rand der Hochfläche. Ein großer Sandsteinblock kippte damals aus der Plateauwand heraus und öffnete so eine heute 28 Meter tiefe Felsspalte, die Teufelsschlucht. Doch die Entstehungsgeschichte beginnt eigentlich mit einem Meer, das sich vor 190 Millionen Jahren dort ausbreitete. Wer die Sandsteinplateaus des Felsenlands Südeifel durchwandert, bewegt sich also auf einem uralten, zu Stein gewordenen Meeresboden. Irreler Wasserfälle: Wie der Name Irreler Wasserfälle zustande kam, weiß niemand so recht. Aber schon lange tragen die Stromschnellen der Prüm die Bezeichnung. Die Entstehung der Stromschnellen hängt eng mit der der Teufelsschlucht zusammen. Vor etwa 11 000 Jahren brachen viele Felsblöcke am Rand der Hochfläche ab und stürzten bis ins 170 Meter tiefer gelegene Flusstal. Sie bildeten eine natürliche Staumauer aus Sandstein. Dabei entstand ein See, der heute noch an den mächtigen Ablagerungen von feinsten Erd- und Sandpartikeln nachweisbar ist, die sich flussaufwärts bis Holsthum ziehen. MRA

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