Tradition im Zeichen des Schwans

Bitburg · Ein Schwan macht es zum Hingucker. Aber auch anderer Fassaden-Schmuck genauso wie seine Schlichtheit und seine stattliche Größe zeichnen das sogenannte Schwanenhaus in Bitburgs Trierer Straße aus. Sein Besitzer lebt zwar in der Ferne, verkaufen will er trotzdem nicht.

 Das Schwanenhaus in der Trierer Straße hat Kriege überdauert. Der Besitzer möchte es für die Familie erhalten. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Das Schwanenhaus in der Trierer Straße hat Kriege überdauert. Der Besitzer möchte es für die Familie erhalten. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Bitburg. "Komm, wir fahren zur Schwanenburg", hat es in der Familie geheißen, wenn Wadles sich auf den Weg zum Familienstammsitz in der Trierer Straße 26/28 aufmachten. Ein Satz aus der Kindheit von Hubert Josef Wadle, der das Haus 1970 von seinem Onkel erbte. Viergeschossig ragte es immer wie eine große Trutzburg über die nebenstehenden Einfamilienhäuser, erinnert sich Wadle. Selbst im Krieg und gegenüber den jüngeren Abbruchwellen hielt es stand.
Skulptur an der Fassade


Ein großer Schwan, der als Skulptur seine Flügel über die Fassade ausbreitet, gab dem Haus diesen Namen, und Bitburger kennen es bis heute als das "Schwanenhaus". Der Großvater von Hubert Josef Wadle, Baumeister Nikolaus Wadle (1872-1936) aus Bettingen, ließ das Haus 1908 bis 1910 als Wohn- und Geschäftshaus erbauen. Später zog sein Sohn, der Bauingenieur Ludwig Wadle, dort mit seiner Baufirma ein.
Zeitweilig lebte auch dessen Bruder Karl in den Wohnräumen über dem Erdgeschoss, und sein Sohn Ludwig Wadle junior setzte die Tradition fort, im Parterre des Schwanenhauses die Baufirma weiterzuführen.
Geschäft für Brautmoden


Heute nutzt ein Brautmodengeschäft die für das Unternehmen zu klein gewordenen Räume, und die sechs Wohnungen in dem viergeschossigen Bau sind vermietet.
Besitzer Hubert Josef Wadle, der seit 30 Jahren als Apotheker in Wiesbaden lebt, fühlt sich eng mit dem Haus verbunden. Es habe schon gute Kaufangebote gegeben, er denke aber nicht daran, sich von der Immobilie zu trennen. "Das Profitdenken sollte nicht im Vordergrund stehen." Da denke er traditionell. "Ich werde den Teufel tun und das Haus verkaufen."
Das imposante Gebäude erfülle ihn mit Stolz, weil es für die Leistungen seiner Vorfahren stehe. Zudem schwärmt er von der "einmaligen" Bausubstanz. "Das ist noch Qualität."
Hubert Josef Wadle möchte das Haus für die Familie erhalten und pflegen. Als er es erbte, ließ er die Fenster erneuern, die Fassade neu streichen und die den Bürgersteig überragenden Werbetafeln eines Fotogeschäftes abnehmen, um ihm sein stilgerechtes Gesicht zurückzugeben. 2008 wurde der Dachstuhl erneuert und das Dach mit Schiefer neu gedeckt.
Nach und nach folgte die Innensanierung. Alles geschah in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege. Warum sein Großvater ausgerechnet einen Schwan auf die Fassade setzen ließ, kann auch er nicht beantworten.
Historisches Erbe wird geschätzt


Dass die Bitburger das Haus nach diesem Wahrzeichen nennen, deutet Denkmalpfleger Detlef Kleintitschen jedenfalls als gutes Zeichen. "Es zeigt, dass wir sehr wohl unsere gebaute Umwelt wahrnehmen. Der Wert des historischen baulichen Erbes wird wieder geschätzt und gibt dem Menschen in dieser schnelllebigen Zeit eine Konstante und einen Ruhepol." sysExtra

Das denkmalgeschützte Doppelhaus zeigt eine Mischung aus Historismus und Jugendstil. Über einem mit großformatigen Quadern gestalteten Erdgeschoss erhebt sich eine durch zwei Erker gegliederte schlichte, streng symmetrische Fassade. Zum Dach hin ist es allerdings vielgestaltig bis verspielt. Die Gebäudemitte ist besonders betont: Über dem Zugang in die Geschäftsräume sitzt ein Schwan, der den Balkon über sich zu tragen scheint. Die Mittelachse des Gebäudes schließt oben mit einer Dachgaube ab, die durch schneckenförmige Ornamentik und andere historische Formen geschmückt ist. sys

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