Traditioneller Kinder- und Jugendflohmarkt in Bitburg am Samstag: Damals was ganz Neues

BITBURG · Vor 40 Jahren gab es erstmals in Bitburg Jugendtage. Daraus entstanden ist auch der traditionelle Kinder- und Jugendflohmarkt, der am Samstag wieder die ganze Innenstadt in Beschlag nehmen wird.

 Grimmiger Blick in die Kamera auf dem linken Bild (Foto: privat): Michael Hugo, Stephan Garcon, Günther Thömmes und Detlef Esslinger (von links) an ihrem gemeinsamen Flohmarkt-Stand bei den ersten Jugendtagen. Im rechten Bild schwelgen die Herren in Erinnerungen: Jürgen Paltzer, Werner Pies und Bernd Pütz (von links) haben damals die ersten Bitburger Jugendtage mitorganisiert. TV-Foto: Uwe Hentschel

Grimmiger Blick in die Kamera auf dem linken Bild (Foto: privat): Michael Hugo, Stephan Garcon, Günther Thömmes und Detlef Esslinger (von links) an ihrem gemeinsamen Flohmarkt-Stand bei den ersten Jugendtagen. Im rechten Bild schwelgen die Herren in Erinnerungen: Jürgen Paltzer, Werner Pies und Bernd Pütz (von links) haben damals die ersten Bitburger Jugendtage mitorganisiert. TV-Foto: Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Werner Pies kramt in seinen Unterlagen, Bernd Pütz in seinen Erinnerungen. "Ist damals nicht sogar extra dafür ein Arbeitskreis gegründet worden?", fragt Pütz, während Pies nickend die entsprechenden Kopien in seiner Mappe sucht. Dann wird er fündig: ein Schreiben an die Stadtverwaltung vom 9. Februar 1977. Darin wird mitgeteilt, dass sich der neu gegründete Aktionskreis Jugend Bitburg vieles vorgenommen hat und deshalb die Stadt darum bittet, dafür 10 000 D-Mark im Haushalt bereitzustellen.

Unterzeichnet von Werner Pies, Sprecher des Aktionskreises und zudem Mitglied des Kultur- und Jugendausschusses der Stadt.
Bernd Pütz wiederum ist zu dieser Zeit Mitarbeiter des Rathauses, hat gerade seine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten hinter sich und bekommt von seinem Vorgesetzten den Auftrag, sich seitens der Stadt um die Angelegenheit zu kümmern.

Dann findet Pies in seinem Ordner noch einen weiteren Brief, datiert auf den 23. Juni 1977. Darin werden alle Bitburger Vereine dazu aufgerufen, sich aktiv am Jugendtag zu beteiligen. Die Resonanz ist groß. Sowohl bei den Vereinen als auch in der Bevölkerung. Und so wird am 10. September 1977 der erste Bitburger Jugendtag veranstaltet. "Non-Stop-Music" mit Auftritten von Künstlern wie Gitte Limburg, Amplifier, Magic, Pipeline oder aber der Elfi-Band versprechen die leuchtend roten Buchstaben auf dem grellgelben Plakat. Und ab 21 Uhr schließlich die "Große Tanzparty" mit der Band Grashopper.

"Ich überlege grad, woher die Grashopper kamen", sagt Pies. "Man könnte es einfach googeln", meint Pütz. "Aus der Zeit gibt es nichts zu googeln", sagt Jürgen Paltzer, der vor 40 Jahren ebenfalls zum Arbeitskreis gehörte und sich dort vor allem um das musikalische Programm gekümmert hatte.

"Wir hatten damals alle unterschiedliche Intentionen", sagt Paltzer. "Mir ging es vor allem darum, die musikalische Entwicklung in Bitburg, vor allem aber auch in der Umgebung ein wenig anzutreiben", erklärt er und weiter: "Ich glaube, die ersten Bitburger Jugendtage waren die Initialzündung für die hiesige Musikszene." Danach seien unglaublich viele Bands entstanden. Zudem habe es nie zuvor eine Veranstaltung gegeben, an der so viele Vereine beteiligt gewesen seien.

Viele Vereine waren es in der Tat, wie aus einem weiteren Schreiben in Pies' gesammelten Unterlagen hervorgeht. Demnach schließt der erste Bitburger Jugendtag, an dem sich die Stadt mit etwas mehr als 4000 D-Mark beteiligt, unterm Strich mit einem Überschuss von 2859 Mark und 25 Pfennig ab. Und dieser Betrag wird gerecht auf die 24 beteiligten Vereine und Bands verteilt.

Der erste Jugendtag ging auf dem Bedaplatz über die Bühne, der damals aber noch Neumarkt hieß. Dort wird dann auch der erste Flohmarkt veranstaltet. Auch dazu hat der pensionierte Lehrer Pies noch Unterlagen, unter anderem ein im Matrizendrucker erstelltes blassgrünes Infoblatt für die Flohmarktteilnehmer. "Der Flohmarkt ist was Neues für Bitburg; spring über deinen Schatten und mach mit!", steht dort. Und dann noch ein paar Regeln. Wie zum Beispiel: "Es ist nicht erlaubt, geklaute Dinge oder Geschmuggeltes anzupreisen."

Nach der erfolgreichen Premiere kommt 1978 die zweite Auflage. Und ein Jahr später ziehen die Veranstalter dann in das Gebäude der alten Auktionshalle. "Eigentlich war es ein Unding, weil die Halle derart nach Schwein und Vieh gestunken hat", erinnert sich Paltzer. Gleichzeitig aber habe das Gebäude einen ganz besonderen Charme gehabt. Nicht nur wegen seines heruntergekommenen Zustands, sondern aufgrund seiner fast schon vergessenen Tradition.
"Früher haben dort viele Bands gespielt und es wurden große Feste gefeiert", sagt Paltzer, der selbst seit Jahrzehnten als Veranstaltungstechniker tätig ist. Von daher sei die Entscheidung, vom Zelt auf dem Neumarkt in die alte Auktionshalle auszuweichen, eigentlich perfekt gewesen. Für den musikalischen Top-Act Snowball allerdings ist die Auktionshalle 1979 zu klein. Weshalb die Veranstalter auf die zur Verfügung gestellte Halle Süd der Bitburger Brauerei ausweichen.

An diesen Auftritt erinnert sich Pies noch ganz besonders. "Kurz vor Beginn der Veranstaltung kam ein Anruf mit einer Bombendrohung", sagt der ehemalige Lehrer. Es habe sich dann aber herausgestellt, dass diese Drohung wahrscheinlich von einem ehemaligen und verärgerten Bandmitglied kam, wie Pies erklärt. Das habe dann auch die Bitburger Polizei überzeugt, die schließlich entschieden habe, die Veranstaltung nicht abzubrechen. Heute wohl undenkbar.

Im gleichen Jahr, nur zwei Wochen später, eröffnet unter der Leitung von Gerd Wanken auch die Teestube - der Vorläufer des Hauses der Jugend. Wenig später wird die Organisation der Bitburger Jugendtage auf die neue Einrichtung übertragen. Auch die Konzerte finden jetzt im Haus der Jugend statt. Mit den Jahren wird es allerdings immer schwieriger, Jugendliche für die Auftritte der Bands zu gewinnen. Was auch daran liegt, dass sich das Ausgehverhalten der jungen Menschen ändert. So werden die Konzerte schließlich eingestellt.
Der Flohmarkt aber besteht nach wie vor. Und Hehler- oder Schmuggelware zu verkaufen, ist übrigens auch heute noch verboten.Extra: KINDERFLOHMARKT

Traditioneller Kinder- und Jugendflohmarkt in Bitburg am Samstag: Damals was ganz Neues
Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Am Samstag, 16. September, haben alle Kinder und Jugendlichen wieder von 9 bis 14 Uhr die Möglichkeit, Spielsachen, Bücher und mehr beim Kinderflohmarkt in der Innenstadt anzubieten. Erwartet werden mehr als 200 junge Händler. Weitere Infos: Haus der Jugend, Telefon 06561/7809.

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