Traditionen bewahren und offen sein für Neues
Bitburg/Prüm · Vier Vereine, mehr als 2000 Mitglieder, und es kommen immer noch neue dazu: Das sind die Landfrauen im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Zunächst als Verband für Frauen aus der Landwirtschaft gegründet, hat er sich über die Jahre zu einem Treffpunkt für alle Frauen auf dem Land gewandelt.
Bitburg/Prüm. Rustikale Höfe, Frauen, die in der Landwirtschaft tätig sind, und vielleicht auch noch ein Häkelkurs. Klischeehafte Vorstellungen, die sich bei dem Wort Landfrauen wohl dem einen oder anderen noch immer aufdrängen. Und Vorstellungen, die sich schnell in Luft auflösen, beschäftigt man sich mit der Lebenswirklichkeit der Landfrauen im Eifelkreis.
Keineswegs sind es nur Landwirtinnen, die sich engagieren: Der einstige Verein nur für Landfrauen ist heutzutage offen für alle Frauen vom Land, egal welchen Beruf sie ausüben. Vier Landfrauenvereine gibt es allein im Eifelkreis: in Bitburg, Prüm, Neuerburg und Arzfeld. Zusammen kommen sie auf über 2000 Mitglieder (siehe Extra).
Auch das antiquierte Bild von Häkel- und Strickkursen ist längst überholt. Den Frauen werden neben Computerkursen, Nordic Walking oder einer Ernährungsberatung, die auch Nichtmitgliedern offenstehen, auch immer wieder Städtefahrten und Mehrtagesreisen angeboten. In manchen Vereinen laden Tanzgruppen und Chöre zum Mitmachen ein.
Das Mitmachen ist es auch, was die meisten Frauen bewegt, sich im Verein zu engagieren. "Ich finde es sehr schön, dass sich jeder nach seinen eigenen Talenten einbringen kann", sagt Elvira Otten -Kohl. Die gelernte Buchbinderin ist 46 Jahre alt - sie hat beispielsweise beim Landfrauentag des Bitburger Verbands in diesem Jahr das Bühnenbild gestaltet.
Altersdurchschnitt 50 Jahre
Die meisten Frauen im Verein sind schon seit vielen Jahren aktiv, so auch Marga Billen, die Vorsitzende der Landfrauen in Arzfeld: "Ich schätze die Vielfältigkeit des Vereins. Man ist offen für Neues und bewahrt gleichzeitig das Alte."
Für die aktiven Mitglieder ist es neben dem vielfältigen Angebot auch die Gemeinschaft, die ihnen Spaß macht. "Einen solchen Zusammenhalt findet man heute nur noch selten", sagt Marita Meckel. Die jung gebliebene Mittsechzigerin singt seit vier Jahren im Landfrauenchor in Bitburg. In Bezug auf den Altersdurchschnitt ist das Bild der Landfrauen allerdings immer noch recht traditionell. In den meisten Vereinen liegt er bei ungefähr 50 Jahren.
In Prüm sind die ältesten aktiven Landfrauen sogar über 90 Jahre alt. Die meisten Frauen kommen erst mit Mitte 30 zu den Landfrauen. Doch auch hiervon gibt es Ausnahmen: In Bitburg ist das jüngste Mitglied gerade einmal 22 Jahre alt.
In den vergangenen Jahren machten den Landfrauen allerdings wie allen Vereinen der demografische Wandel und die knapper werdende Freizeit zu schaffen. "Die Großfamilie stirbt aus. Viele Frauen haben neben Arbeit und Kindern nur wenig Zeit, sich in Vereinen zu engagieren", sagt Marlene Schmitz von den Landfrauen in Prüm.
Noch allerdings stemmen sich die Eifeler Landfrauen erfolgreich gegen den drohenden Mitgliederschwund: So konnten etwa die Bitburger Landfrauen im vergangenen Jahr 38 neue Mitglieder in ihren Reihen begrüßen.Extra
Die Landfrauen-Vereine im Eifelkreis erfreuen sich einer langen Tradition. So wurde der Bitburger Verein bereits im Jahr 1955 von den Frauen der Landwirtschaftsschule in Bitburg gegründet. Die vier Vereine Bitburg (600 Mitglieder), Arzfeld (300), Neuerburg (400) und Prüm (750) wollen die Weiterbildung der Frauen auf dem Land, die Stärkung der Rolle der Frau in der Öffentlichkeit sowie die Begegnung und den Austausch von Frauen untereinander fördern. Mit insgesamt mehr als 2000 Mitgliedern gehören die Vereine im Eifelkreis zum Landfrauenverband Rheinland-Nassau, der 38 000 Mitglieder zählt. Deutschlandweit gibt es ungefähr 500 000 Mitglieder. isa
