Transparenz vom Acker bis ins Glas

BITBURG. (rh) Die Verbesserung der Lebensmittelsicherheit und die Rückverfolgbarkeit in der Produktion von Braugerste und Malz standen im Mittelpunkt der Diskussionen beim 15. Braugersten-Tag der Bitburger Brauerei. Der gesetzliche Auftrag ist da, über die Umsetzung wird europaweit verhandelt.

Da kommt Einiges auf die Beteiligten zu. Vom produzierenden Landwirt über den Landhandel, die Mälzerei bis hin zur Brauerei: In allen Stufen der Wertschöpfungskette werden die Betriebe mit der praktischen Umsetzung neuer EU-Vorgaben im Lebensmittelrecht gefordert. Nicht nur ein höherer Aufwand an Zeit und Logistik wird notwendig, vor allem werden die Kosten steigen. Der Hintergrund: Als Reaktion auf die in der jüngsten Vergangenheit erlebten Krisen im Lebensmittelsektor hat die Europäische Kommission eine Verordnung für die Schaffung eines neuen europäischen Lebensmittelrechts veröffentlicht. Im Mittelpunkt des Weißbuchs "Lebensmittelsicherheit" steht die Schaffung eines umfassenden Sicherheitssystems für Lebensmittel, das die gesamte Lebensmittelkette, vom Feld bis auf den Teller oder ins Trinkglas, umfassen soll. Zur Umsetzung dieses Vorhabens sieht das Weißbuch einen Fahrplan mit 84 Einzelmaßnahmen vor. Dazu zählt vor allem die Erlassung einer EG-Verordnung "zur Festlegung der allgemeinen Grundsätze und Anforderungen des Lebensmittelrechts, zur Errichtung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit und zur Festlegung von Verfahren zur Lebensmittelsicherheit" - das so genannte General Food Law. Zu eben diesem Thema referierte vor mehr als hundert Zuhörern beim Bitburger Braugersten-Tag Frank Rath von der VLB Berlin. Der Doktorand ist Mitarbeiter der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin und hat ein Konzept erarbeitet, das sich mit dem Thema Lebensmittelsicherheit und Rückverfolgbarkeit in der Brauindustrie beschäftigt. "Wir verfolgen dabei genau definierte Ziele. Ein hohes Niveau der Lebensmittelsicherheit entsprechend der EU-Verordnung, eine wirksame Prävention als vorbeugender Verbraucherschutz, verbesserte Produktsicherheit und -qualität und eine sichere Rückverfolgbarkeit in der Produktionskette", erklärte Rath. Dabei gelte es, kritische Kontrollpunkte genau zu definieren und Art und Umfang der notwendigen Kontrollanalysen festzulegen. "Es ist auch auf genaue Zuordnung von Verantwortlichkeiten, einen schnellen Informationsfluss und hohe Transparenz zu achten", ergänzte Rath. Trotz anschaulicher Folien hielten die meisten Zuhörer die vorgesehen Abläufe für kompliziert.Von der Notwendigkeit sind alle überzeugt

In der Diskussion bestand Einigkeit darüber, "dass wir vor dem Hintergrund der EU-Verordnung handeln müssen. Es ist besser, wir bieten der Politik ein von uns entwickeltes Konzept an, als umgekehrt", stellte Axel Simon aus Sicht der Brauerei fest. Um die Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten, werden die Lieferverträge des Eifeler Brauers dahingehend angepasst, dass die Mälzereien verpflichtet werden, die Daten der einzelnen Chargen genau zu dokumentieren. Die Mälzer wiederum werden den Ball weiterspielen an die Zulieferer aus dem Landhandel. Auch dort werden Überwachung und Dokumentation breiten Raum einnehmen. Letztlich wird vom Landwirt erwartet, dass auch die erste Stufe der Produktionskette genau dokumentiert wird. Auch wenn am Ende nicht genau nachvollzogen werden kann, von welchem Acker die Braugerste geliefert wurde, die schließlich in einem Bierglas zum Pils geworden ist, so wird die Rückverfolgung im Bedarfsfall doch sehr exakt möglich sein. Landwirte fürchten nicht nur chemische Rückstände aus der Düngung, sondern auch, dass den durch die Analytik steigenden Produktionskosten - laut Rath 51 Cent pro Tonne Braugerste - keine höheren Preise für ihre Erzeugnisse gegenüber stehen werden. Insgesamt wurde die Notwendigkeit des aufwendigen Verfahrens jedoch anerkannt.

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