Trotz leerer Kassen: Seepferdchen für alle

Ferschweiler · Die Stadt Echternach und die Verbandsgemeinde Südeifel überlegen, ob sie ihre maroden Schwimmbäder sanieren sollen. Alternativ könnten sie gemeinsam in Echternacherbrück ein neues Hallenbad für rund 8,6 Millionen Euro bauen (der TV berichtete). Am Dienstagabend wurde im VG-Rat Südeifel eine Machbarkeitsstudie dazu vorgestellt.

 Sanieren oder anders nutzen? Das Hallenbad in Irrel ist in die Jahre gekommen. Der Unterhalt kostet jährlich rund 350 000 Euro. TV-Foto: Klaus Kimmling

Sanieren oder anders nutzen? Das Hallenbad in Irrel ist in die Jahre gekommen. Der Unterhalt kostet jährlich rund 350 000 Euro. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (e_bit )

Ferschweiler. Die Mitglieder vom Verbandsgemeinderat Südeifel hatten am Dienstagabend keine leichte Rückfahrt. Denn da Fersch weiler 345 Meter über dem Meeresspiegel liegt, bot sich ihnen nach der Sitzung ein malerischer Anblick: Eine dicke Schneedecke lag auf den Autos und der Straße. Läge Echternacherbrück ebenfalls so hoch wie Ferschweiler, dann gäbe es dort schon mal kein Problem mit dem Grundwasserspiegel. Denn wenn dort neben der Sauer ein neues Hallenbad gebaut werden sollte, müssten deswegen besondere Vorkehrungen getroffen werden.Doch bis man sich darüber Gedanken machen muss, ist es noch ein weiter Weg: Zunächst gibt es nur eine Machbarkeitsstudie. Die hat Jens-Wilhelm Brand, Geschäftsführer der Firma Constrata, am Dienstagabend im VG-Rat Südeifel vorgestellt. Vor zwei Wochen hatte er diese bereits im Stadtrat Echternach präsentiert. Dort hatten sich, bis auf eine Ausnahme, die Fraktionsvorsitzenden dem Vorhaben gegenüber positiv geäußert. Geplant ist, ein Hallenbad zu bauen mit dem Schwerpunkt "Daseinsvorsorge", für Schul- und Vereinsschwimmen, aber auch für die öffentliche Nutzung.In Ferschweiler stieß das Projekt auf großes Interesse, doch es gab auch kritische Fragen. So wollte Alfons Gläsener (SPD) wissen, ob das Grundstück nahe der Sauer im Hochwasserbereich liegt. Brand verwies darauf, dass dort laut seiner Unterlagen nicht mit Überflutungen zu rechnen sei, außerdem werde das Bad wegen des Grundwasserspiegels höher gebaut. Anna Kling, Bürgermeisterin von Neuerburg, sorgt sich, dass sich die VG kostenmäßig übernehmen könnte. "Wir wissen nicht, wie wir unsere Pflichtaufgaben erfüllen sollen. Da erscheint mir der Neubau eines Hallenbads ziemlich luxuriös. Wir müssen aufpassen, dass uns das nicht alles über den Kopf schlägt." Gleiche Bedenken hatte auch Wolfram Bollig (UBV), der wissen wollte, was das denn für die Umlagepunkte bedeute. Moritz Petry, Bürgermeister der VG Südeifel, sagte: "Das Schwimmbad ist kein Luxus, das ist reine Daseinsvorsorge. Es kann nicht sein, dass die, die es sich nicht leisten können, kein Schwimmbad mehr haben dürfen." Er schlug vor, eine Arbeitsgruppe zu gründen, der neben den beiden Bürgermeistern jeweils ein technischer Bediensteter der Stadt Echternach und der Südeifelwerke Irrel AöR sowie je zwei Ratsmitglieder angehören sollen.Recht, Schwimmen zu lernen

Dafür plädierte auch Günter Scheiding (Fraktionssprecher SPD), dem die Diskussion über das Schwimmbad deutlich zu früh kam. "Prinzipiell unterstützen wir das Vorhaben. Wir wollen die Sportstätten in der VG erhalten. Wir wollen ein Schwimmbad, das auch von den umliegenden Grundschulen genutzt werden kann." Auch Georg Högner (Die Grünen) betonte, dass Kinder das Recht hätten, Schwimmen zu lernen. Man solle aber prüfen, ob die umliegenden Schwimmbäder noch Kapazitäten hätten. Niko Billen (Fraktionssprecher CDU): "Wir können die VG nicht ausbluten lassen. Es gibt Kinder, die erst in der Schule schwimmen lernen. Wenn wir die Chance haben, uns mit Echternach die Kosten zu teilen, dann ist das die einzige Perspektive, die wir haben." Peter Trauden (Fraktionssprecher UBV) blieb skeptisch: "Ein Grundrecht auf Schwimmen gibt es nicht." Die Kosten, die jährlich für das Hallenbad anfallen würden, könnte man auch dafür verwenden, um das errechnete Defizit für die Bewirtschaftung des Neuerburger Gesundheitszentrums zu decken. Dann richteten sich alle Blicke auf Heinz Haas (FWG), von dem Peter Trauden wissen wollte, was er denn als Irreler Bürgermeister von den Plänen halte. Haas: "Ich bin jetzt nicht so begeistert, dass ich den Musikverein Irrel aufspielen lasse, wenn ein Hallenbad, das 45 Jahre in Irrel stand, geschlossen wird. Wir müssen noch viele Fragen klären. Wie stehen die Luxemburger letztendlich dazu und wie hoch wird die Förderung sein?" Der VG-Rat Südeifel sprach sich, bei zwei Gegenstimmen (UBV), für das Projekt aus. Um das weitere Vorgehen kümmert sich eine Arbeitsgruppe. Als Vertreter aus dem VG-Rat wurden Niko Billen (CDU) und Günter Scheiding (SPD) gewählt. Meinung

Fakten sammelnEine Arbeitsgruppe, die die harten Fakten klärt und für die Ratsmitglieder analysiert - das ist sinnvoll. Dieses Riesenprojekt will wohl überlegt sein. Da müssen alle Zahlen auf den Tisch - ungeschönt, mit allen Steuern. Ebenfalls im Auge behalten sollte man die Folgekosten, die Verteilung zwischen den beiden Kooperationspartnern und was der Bustransfer der Schüler kosten wird. Und auch wenn mit EU-Fördergeld zu rechnen ist, sollte das keine Aufforderung sein, sich ein Denkmal zu setzen. s.glandien@volksfreund.deExtra

Die Idee ist, gemeinsam mit der Stadt Echternach ein Regionalbad in Echternacherbrück zu bauen. Es soll vor allem für das Schul- und Vereinsschwimmen genutzt werden, aber auch für die Öffentlichkeit geöffnet sein. Es soll ausdrücklich kein Spaßbad und somit keine Konkurrenz zum Cascade in Bitburg werden. Neben einem 25-Meter-Becken mit fünf Bahnen soll es ein Lehrschwimmbecken geben. Mögliche Zusatzmodule wären ein Sportbecken mit Sprungturm, ein Kleinkinderbecken und ein Lehrschwimmbecken mit Varioboden, bei dem sich automatisch die Wassertiefe verändern lässt. sn

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