Turbulente Zeiten

BITBURG. Neuwahlen des Vorstandes, Einschnitte in der sozialen Absicherung und die Anforderungen neuer EU-Richtlinien standen im Mittelpunkt der Delegiertenversammlung des Kreisbauernverbands. Ein positives Signal: die Verjüngung der Ortsvorstände.

Michael Horper, während der Delegiertenversammlung in seinem Amt bestätigter Vorsitzender des Kreisbauernverbandes, brauchte viel Zeit, um die Anforderungen, denen sich die Landwirte im Kreis Bitburg-Prüm stellen müssen, auch nur in groben Auszügen zu schildern. Wie die Bauern den viel zu trockenen Winter in punkto Futterbestände gemeistert haben, werde sich erst im Februar herausstellen. Steigende Preise werden in jedem Fall erwartet, und es könne durchaus sein, dass mit einigen Betroffenen handfeste Solidarität geübt werden müsse. "Streit zwischen den Regionen programmiert"

Die Hilfe von Bund und Ländern komme nur sehr bürokratisch, "da muss man fast einen Offenbarungseid leisten". Der bundesdeutschen Agrarpolitik attestierte Horper eine "große Konfusion", während die Landesagrarpolitik zwar bemüht, aber von chronischem Geldmangel gekennzeichnet sei. Noch immer ein Thema ist die Schweinepest. Hier herrsche derzeit trügerische Ruhe, in den Betrieben selbst passiere nichts und die Beiträge zur Tierseuchenkasse blieben stabil. Dennoch beklagten einige Delegierte einen noch immer zu hohen Bestand an Wildschweinen. Es wurde angeregt, eine "Antifrischlingspille" auszulegen. Erheblichen Mehraufwand im Papierkrieg bringe die Schweinedatenbank, die ab 1. Januar als EU-Auflage jedes einzelne Ferkel notieren muss. Für Unmut sorgte auch die Kürzung der Bundeszuschüsse für die Landwirtschaftliche Krankenkasse (LKK), denn ausgerechnet die LKK hatte im Gegensatz zu anderen Kassen gesetzestreu Rücklagen gebildet, die nun als Argument für die Förderungsminderung dienen. Vorsitzender Michael Horper wertete dies regelrecht als Strafe und befürchtet Beitragserhöhungen bis zu 15 Prozent. Angesichts der Tatsache, dass es immer weniger und immer ältere Landwirte gibt, erschien dieser Punkt eher schicksalsmäßig unveränderbar und der dauerhafte Bestand der LKK fraglich. Für zusätzliche Unsicherheit sorgt der Beschluss des EU-Agrarrates vom 26. Juni, nach dem die Kriterien für Prämien neu ausgelegt werden und sich die Mitgliedsstaaten für ein Regionalmodell oder ein Betriebsmodell entscheiden müssen (der Trierische Volksfreund berichtete). "Ausgelegt ist die Reform bis 2015, aber durch die EU-Osterweiterung wird die Halbwertzeit wohl nur bis 2007 gehen", bedauerte Horper die ständige Notwendigkeit, sich auf immer neue Richtlinien einstellen zu müssen und keine Planungssicherheit zu haben. "Da ist viel Streit auch unter den deutschen Bauern der verschiedenen Regionen programmiert, und am Ende stehen nicht mehr die Nahrungsmittel im Vordergrund, sondern nur noch die Offenhaltung der Landschaft." Bauern würden so zum Spielball und nicht mehr für ihre Leistung, sondern für das Nichtstun honoriert. "Die europäische Politik verabschiedet sich von den Bauern." Rückgang der Betriebe von bis zu fünf Prozent

In seinem Geschäftsbericht bestätigte Alfons Kewes die Kritikpunkte des Vorsitzenden, gab sich jedoch optimistisch, dass der Kreis Bitburg-Prüm immer landwirtschaftlich geprägt sein werde trotz eines sich abzeichnenden Rückgangs der Betriebe von bis zu fünf Prozent jährlich. Wenn die Prognosen stimmen, gibt es im Jahr 2015 noch immer 1500 Landwirte im Haupterwerb, "immer noch mehr als die meisten Kreisverbände unseres Verbandsgebietes haben". Ein gutes Zeichen sei die Verjüngung in den Ortsverbänden des Kreisbauernverbands. In ihren Ämtern bestätigt oder neu gewählt wurden Michael Horper als Vorsitzender sowie Oswald Hankes und Werner Petry als seine Stellvertreter. Im Vorstand sind ansonsten vertreten: Walter Bartz, Johannes Berg, Johannes Billen, Christof Dillenburg, Richard Dondelinger, Klaus Enders, Oswald Hermes, Alfred Lemmer, Theo Lapage und für die Nebenerwerbslandwirte Helmut Mutsch und Hermann-Josef Weinandy.

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