TV-Serie Klöster der Eifel: Als Mönche zur Jagd gingen und Feste feierten - Heute das Karmelitenkloster Springiersbach

Springiersbach · "Eiflia sacra", heilige Eifel, nannte der preußische Landgerichts-Kammerpräsident Carl Schorn sein Werk, das 1888/89 erschienen ist. Klöster der Eifel werden in ihm beschrieben - von ihren Anfängen bis hin zu deren Auflösung nach der Französischen Revolution. Heute stellt der TV das Karmelitenkloster Springiersbach vor, das von einer Adeligen aus Daun begründet wurde.

 Barockes Kleinod: Die Stiftskirche des Klosters Springiersbach ist wegen der vielen Konzerte auch Musikliebhabern ein Begriff. TV-Foto: Alois Mayer

Barockes Kleinod: Die Stiftskirche des Klosters Springiersbach ist wegen der vielen Konzerte auch Musikliebhabern ein Begriff. TV-Foto: Alois Mayer

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Springiersbach. Die adlige Frau Benigna von Daun besaß im Kondelwald ein größeres Gut. Sie hatte es als Witwengut geerbt, als ihr Mann, der pfalzgräfliche Ministeriale Rudger, verstarb. Dieses Gelände am "springenden Geiersbach" schenkte sie dem Trie-rer Erzbischof Bruno, damit er dort ein Kloster für adelige Herren erbaue.

Das geschah im Jahr 1107. Erzbischof Bruno stellte das kleine Klösterchen, anfangs "Cella St. Augustini" genannt, unter den Schutz des Trierer Bistums und übertrug die weltliche Schirmherrschaft dem Pfalzgrafen Siegfried. Dieser ließ 1121 den Grundstein zu einer Ordenskirche legen. Aus diesen Anfängen entwickelte sich das heute weithin bekannte Kloster Springiersbach, am Flüsschen Springiersbach bei Bengel (Kreis Bernkastel-Wittlich), im Alftal gelegen.

Erster Abt von Springiersbach wurde im 12. Jahrhundert Richard, ein Sohn der Gründerin Benigna. Unter ihm und dem Abt Absalon blühte das Kloster wissenschaftlich und geistig auf. Aber auch wirtschaftlich, denn es durfte sich zahlreicher Schenkungen erfreuen - Ländereien, Weinberge, Wälder und ganze Dörfer, darunter mehrere Höfe in der Eifel und im Moselraum.
Noch heute erinnern die Namen der Ortschaft Sprink oder die Sprinker Mühle bei Strohn im Kreis Vulkaneifel an ihren einstigen Besitzer - das Kloster Springiersbach. Unter der Aufsicht und Verwaltung von Springiersbach standen mehrere andere Klöster, die heute nicht mehr bestehen - wie beispielsweise Stuben an der Mosel, St. Thomas an der Kyll, Andernach oder Marienburg bei Zell.Dorf- Geschichte



In den kommenden Jahrhunderten traten zahlreiche Mitglieder aus adeligen Familien in das Kloster ein. Der zunehmende Reichtum führte zu Missständen in der Ordenszucht sowie zu größeren Streitereien mit dem Trie-rer Erzbischof. Diesem missfiel die Abkehr der Springiersbacher Augustinermönche von ihrer frommen Ordensregel: schweigen, fasten, arbeiten und beten.
Zunehmend hielten hinter den Klostermauern die Freuden weltlichen Lebens Einzug. Es soll sogar einen Hang zur lutherischen Reformation gegeben haben und auch das Tragen von Degen und Pistolen war im Kloster nicht mehr unüblich. Auch an Jagden und Festlichkeiten sollen sich die Mönche beteiligt haben. Noch heute erzählt die Volkssage von einem unterirdischen Gang, der vom Kloster Springiersbach zur Marienburg führen soll - angefüllt mit vielen Truhen voller Klosterschätze.
1769 wurde die mittelalterliche Kirche abgerissen und durch den Neubau einer großen Barockkirche ersetzt. Im Kloster selbst lebten jedoch nur noch wenige Mönche. Und die wenigen, die es noch gab, lehnten die strengen Klosterregeln entschieden ab.

Die ständigen Auseinandersetzungen mit dem Bistum Trier endeten mit einem Kompromiss: Papst Pius VI. und Kurfürst Clemens Wenzeslaus gaben 1789 die Zustimmung, das Kloster Springiersbach in ein adeliges, geistliches Ritterstift umzuwandeln, mit eigenen Einkünften und Haushalt, ohne gemeinschaftliche oder strenge Ordensregeln. Jeder Stiftsherr sollte die Tracht der Weltgeistlichen tragen, Chordienst leisten und der Residenzpflicht genügen.
Doch lange Freude hatten die wenigen Mönche nicht mehr an diesen gelockerten Klosterregeln. Denn 1803 wurden Kirche und Kloster säkularisiert. Die Stiftsherren wurden vertrieben und ihr Eigentum versteigert. Die Stiftskirche blieb jedoch erhalten: Dem Trierer Bischof Mannay gelang es, sie aus der Versteigerungsmasse herauszulösen und zur Pfarrkirche von Bengel zu erklären.Konzerte und Seminare



1897 wütete ein schlimmes Gewitter. Ein Blitz schlug in die ehemalige Klosterkirche ein. Der Brand vernichtete die Orgel, den Glockenturm samt der alten Glocken und das gesamte Dach. Es gelang, die Kirche wieder aufzubauen. Für die Einwohner von Bengel war aber der Weg zu dieser Kirche zu weit. Sie bauten sich 1903 eine eigene Pfarrkirche. Für die ehemalige Klosterkirche bestand jetzt keine Verwendung mehr. Doch das war nicht das Ende von Springiersbach.
1922 erwarb der Orden "Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel" (Karmeliterorden) die Kirche und Teile der Klostergebäude, in denen er ein Noviziat für Ordenskandidaten errichtete. Die heute noch in Springiersbach lebenden sieben Karmeliten arbeiten vor allem in der Seelsorge und bieten Bildungsangebote im angeschlossenen Exerzitienhaus.
Durch einen Brand 1940 wurden Kirche und Klostergebäude zu zwei Drittel zerstört. Erneut wurde die Kirche nach Kriegsende wieder aufgebaut - und etwas später, 1962, folgte auch die Sanierung des Klostergebäudes.
Weithin sichtbar erhebt sich heute der Turm der Springiersbacher St. Abrunculus-Kirche. Ein prächtiges Hauptportal mit geschnitzten Türflügeln zeigt im Giebelaufsatz das Wappen des Erbauers, Abt Karl Kaspar von Holtrop, und lädt ein ins Innere mit seiner reichen barocken Ausstattung, den großen leuchtenden Deckenfresken und dem kunstvoll geschnitzten Chorgestühl aus dem 18. Jahrhundert. Heute gibt es in dem Kloster häufig Konzerte. Auch spirituelle Seminare werden im Exerzitienhaus angeboten.

Die nächste Veranstaltung im Kloster ist am Sonntag, 30. August, 10 bis 18 Uhr, und richtet sich mit dem Titel "Auf der Suche nach eigener Spiritualität" an junge Erwachsene. Infos/Anmeldung: Telefon 06532/93950. Das nächste Konzert ist am Samstag, 5. September, um 19 Uhr; Thema: "Die Goldene Harfe".

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