Bitburger Geschichte Getrunken wurde nicht nur Wasser - Die Entstehung der Bierstadt

Bitburg · Zum 1300. Geburtstag Bitburgs warf der Volksfreund 2015 einen Blick auf die Geschichte der Stadt: In einem Beitrag ging es um Bitburg als Bierstadt. Der bekannteste Repräsentant ist zweifelsohne das „Bitburger“ aus dem Hause Simon. Doch gab es früher auch noch andere Brauereien.

 Der Bitburger Bierbrunnen spendet nicht nur Wasser, sondern bei besonderen Anlässen auch Bier.

Der Bitburger Bierbrunnen spendet nicht nur Wasser, sondern bei besonderen Anlässen auch Bier.

Foto: Uwe Hentschel (uhe)

„Bitburg trank Wasser, bevor Simon sein Bier braute" - so steht es übersetzt in lateinischer Sprache auf dem Bitburger Bierbrunnen. Der Brunnen wurde 1937 errichtet und war damals ein Geschenk der Brauerei an die Stadt. Ursprünglich stand er allerdings an anderer Stelle, nämlich gegenüber des Brauereiausschanks "Zum Simonbräu". Erst 1959 wechselte der Brunnen die Straßenseite, nachdem dort das neue Sudhaus errichtet worden war.
Das Besondere an dem Brunnen ist aber nicht der geänderte Standort, sondern dass es tatsächlich ein Bierbrunnen ist. Denn bereits bei seiner Errichtung wurde in einem der vier Wasserspeier zusätzlich eine kleine Bierleitung verlegt, die mit einem Raum für Bierfässer unter dem Sudhaus verbunden ist. Bei besonderen Anlässen, wie beispielsweise auch bei der diesjährigen 1300-Jahr-Feier der Stadt Bitburg, fließt aus dem Brunnen also nicht nur Wasser, sondern auch Bier.


Soweit die Infos zum Bitburger Bierbrunnen - die im Übrigen nicht ganz stimmen. Denn dass Bitburg Wasser trank, bevor Simon Bier braute, ist im Grunde falsch. Schließlich war es nicht Ludwig Bertrand Simon, der die Brauerei gründete, sondern Simons Schwiegervater Johann Peter Wallenborn. Dieser hat 1815 mehrere Gärten „vor dem Schackenthor" gekauft und darauf dann 1817 seine Brauerei errichtet. Simon hat den Betrieb 1842 übernommen und gezielt erweitert.
Bitburg trank also nicht Wasser, bevor Simon sein Bier braute, sondern bevor Wallenborn das tat. Wobei auch das nicht stimmt.
Denn Wallenborn hat zwar zweifelsohne den Grundstein dafür gelegt, dass Bitburg als Bierstadt heute weltweit bekannt ist, doch auch er war nicht der Erste, der den Durstigen der Stadt eine Alternative zu Wasser bot.
Bereits im Mittelalter wurde hierzulande eifrig Bier getrunken. Und Bitburg bildete diesbezüglich keine Ausnahme. So ist beispielsweise in der derzeit laufenden Ausstellung im Haus Beda zum 1300. Geburtstag Bitburgs zu lesen, dass im Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit in Burgen, Schlössern und Privathaushalten Bier gebraut worden sei und dass es auch in der Nähe des Bitburger Schlosses an der heutigen Kölner Straße einen Braukessel gegeben habe.
Zudem gibt es im Stadtarchiv auch Belege dafür, dass Peter Maringer, seinerzeit Pfarrer von St. Peter, im Jahr 1721 vor dem unteren Tor der Stadt ein Gasthaus mit Brauerei „wieder einrichten" ließ. Diese Brauerei ging dann schließlich im Lauf der Zeit an Franz Sales Zangerle beziehungsweise dessen Sohn Wilhelm über. Die daraus entstandene Brauerei Zangerle bestand bis ins 20. Jahrhundert, bis sie von der Brauerei Theobald Simon übernommen wurde.
Ein weiterer Bierbrauer, der nachweislich vor Simon die Stadt mit Bier versorgte, war die Familie Leisen, die seit dem 18. Jahrhundert an mehreren Standorten im Stadtgebiet tätig war. Der Betrieb der Familie Leisen wurde allerdings wegen eines Sterbefalls 1816 geschlossen - und konnte deshalb auch nicht mehr von Simon übernommen werden. Ein anderer Betrieb dafür schon. Und zwar der von Josef Pint. Der Sohn eines Bitburger Zimmermanns verlegte in der Mitte des 19. Jahrhunderts seine Brauerei vom Wohnhaus in den gegenüberliegenden Garten (heute Ecke Dauner und Kölner Straße), wo er zuvor einen Neubau errichtet hatte. Laut Bitburgs Stadtarchivar Peter Neu war das der Anfang der späteren Brauerei Schadenberg, aus der dann schließlich das Gasthaus "Eifelbräu" entstand. Die Braustätte selbst ging 1920 in den Besitz der Simon-Brauerei über.
Bitburg trank also durchaus Wasser, bevor Simon sein Bier braute. Aber eben auch Bier.Extra

 Der Bitburger Bierbrunnen spendet nicht nur Wasser, sondern bei besonderen Anlässen auch Bier.

Der Bitburger Bierbrunnen spendet nicht nur Wasser, sondern bei besonderen Anlässen auch Bier.

Foto: e_bit <e_bit@volksfreund.de>

Ende des 19. Jahrhunderts stieg die Bierproduktion in Bitburg mit der Gründung der Brauerei Johann Peter Wallenborn 1880 auf mehr als 4000 Hektoliter. Heute produziert die Simon-Brauerei rund vier Millionen Hektoliter im Jahr. Das erste Bier nach Pilsener Art wurde 1883 in Bitburg gebraut - das Geburtsjahr des berühmten Bitburger Pils, das heute weltweit in aller Munde ist. 1913 gewann die Bitburger Brauerei einen Rechtsstreit gegen die Brauhäuser in Pilsen: Die Simon-Brauerei darf seither ihr Bier "Pilsener" nennen - der erste Schritt zur neuen Biersorte „Pils“.

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