Über sieben Flicken musst du fahren

NIEDERWEILER. Ungewöhnliche Aktion: Die Ortsgemeinden Niederweiler, Oberweiler und Biersdorf wollen mit einem Straßentest auf den schlechten Zustand der Landesstraße 12 in diesem Bereich aufmerksam machen. Heute wird der Zustand mit einem eigens gebauten Testfahrzeug untersucht.

Der Vermutung, dass es sich beim Straßentest bei Niederweiler heute um einen verspäteten Aprilsscherz handelt, widerspricht Alfred Hauer entschieden. Gemeinsam mit seinen Ortsbürgermeister-Kollegen Arnold Kootz aus Biersdorf und Jakob Hermann aus Oberweiler hat der Ortschef von Niederweiler zum Test eingeladen. "Damit wollen wir auf den schlechten Straßenzustand aufmerksam machen", sagt Hauer. Ab 15 Uhr gibt es nach der Begrüßung der Gäste eine Fahrt mit dem Test-Express sowie eine Abschlussbesprechung. "Eingeladen zu diesem Termin sind die Bürger sowie Landrat Roger Graef, Bürgermeister Jürgen Backes, sowie die Landtagsabgeordneten Monika Fink und Michael Billen", sagt Hauer. Zudem eingeladen ist ein Vertreter des Landesbetriebs Straßen und Verkehr (LSV). Grund für den ungewöhnlichen Termin ist der Zustand der Landesstraße 12 in diesem Bereich. Sie führt von der L 5 bei Rittersdorf am Stausee Bitburg vorbei Richtung Waxweiler. Die Strecke sei bis zur Stilllegung der Mülldeponie im Geweberwald im Jahr 2005 von vielen Müll-LKW befahren worden. Zudem werde über die Landesstraße Schotter aus dem Steinbruch bei Waxweiler transportiert, heißt es in einem Schreiben der drei Ortsbürgermeister. Für diese Belastung sei die Straße nicht ausgebaut gewesen. Schlecht ist eben nicht schlecht genug

Das Ergebnis sei ein beklagenswerter Straßenzustand mit vielen Schlaglöchern. An der Straße, die bereits in den 70er-Jahren ausgebaut werden sollte, sei zudem außer provisorischen Flickschustereien bis heute nichts Vernünftiges unternommen worden, heißt es weiter. Ein weiterer Grund für das Engagement der Ortsgemeinden ist die Tatsache, dass die drei Kommunen bereits vor vier Jahren gemeinsam um eine bessere Strecke kämpften. Viel sei danach nicht passiert. Der Zustand der Strecke ist auch beim LSV in Gerolstein bekannt. "Ein Gutachten aus dem Jahr 2002 ist zum Schluss gekommen, dass dieser Streckenabschnitt in schlechtem Zustand ist", sagt LSV- Chef Harald Enders. Im bis zum Jahr 2008 geltenden und vom Landtag verabschiedeten Straßenbauprogramm ist laut Enders die L 12 im Bereich Biersdorf/ Niederweiler/ Oberweiler jedoch nicht enthalten. Mit ein Grund dafür ist, dass es im Landkreis Bitburg-Prüm Landesstraßen gibt, die in noch schlechterem Zustand sind. Schlecht ist eben manchmal nicht schlecht genug. Rund 600 Kilometer Landesstraße gibt es im Kreisgebiet, 350 Kilometer davon gelten als sanierungsbedürftig. Rund 61 Millionen Euro würde es schätzungsweise kosten, all diese schlechten Strecken in Ordnung zu bringen. Schwerpunkt liegt in der Erhaltung

So viel Geld kann das Land aber nicht in einem kurzen Zeitraum zur Verfügung stellen. "In unserem Bereich liegt der Schwerpunkt auf dem Bereich Erhaltung", sagt Harald Enders. Ein Großteil des im vergangenen Jahr in den Landkreisen Bitburg-Prüm und Daun in die Straßen investierten Gelds für Bundes-, Landes-, Kreis-, und Gemeindestraßen ging in diesen Bereich. "Von diesen rund 22 Millionen Euro gingen rund zwei Drittel in den Landkreis Bitburg-Prüm", sagt Enders. Ob die L 12 im Abschnitt Niederweiler, Oberweiler und Biersdorf in den kommenden Jahren saniert wird, kann Enders nicht sagen. Was geschieht, wenn der schlechte Zustand zum Dauerzustand wird, kann derweil bei Rittersdorf besichtigt werden. Dort ist die L 5 im Bereich der Ortsumgehung in einem so jämmerlichen Zustand, dass dort Tempo 70 gilt. Schlaglöcher und Flickstellen sind dort eine so unselige Allianz eingegangen, dass schnellere Geschwindigkeiten üble Konsequenzen haben können.

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