Überfall in der Schultoilette - 55-Jähriger aus Bitburg vor dem Landgericht

Trier/Bitburg · Ein 55-jähriger Bitburger soll eine 14-Jährige auf der Mädchentoilette des Bitburger Gymnasiums mit einem Messer bedroht haben. Er wollte sie laut Staatsanwaltschaft zwingen, sich auszuziehen. Seit gestern steht der Mann vor dem Trierer Landgericht.

 Ähnlich wie auf diesem Symbolfoto wurde eine Schülerin Ende 2013 in einer Bitburger Schultoilette bedroht. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Ähnlich wie auf diesem Symbolfoto wurde eine Schülerin Ende 2013 in einer Bitburger Schultoilette bedroht. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier/Bitburg. Vom Gang her tönt ein für diese Umgebung sehr lautes "Danke, mir geht es prima, alles bestens" in den Gerichtssaal. Kurz darauf wird der mit Handschellen gefesselte Beschuldigte an einer Kette hereingeführt.
Über seinem karierten Hemd trägt der Mann ein Totenkopf-T-Shirt, in seiner Hand hält er ein Hütchen und die dicke Brille sitzt so weit vorne auf seiner Nase, dass er den Kopf in den Nacken legen muss, um sich im Saal umzuschauen. Außer seinem Verteidiger, der Staatsanwältin und dem Anwalt der Nebenklage sind auch zwei junge Frauen da - wahrscheinlich Jurastudentinnen - und zwei Reporter. Denn der Fall hat Brisanz.
Dem 1959 in Bitburg geborenen Mann wird unter anderem vorgeworfen, ein Mädchen auf der Schultoilette bedroht und sexuell genötigt zu haben.
"Sie können sich ganz entspannt zurücklehnen", sagt der Bitburger Verteidiger Günter Blesius zu seinem Mandanten. Doch statt sich zu entspannen, beginnt dieser, eine Plastiktüte auszupacken. Zum Vorschein kommen juristische Fachbücher und stapelweise Dokumente. Der Beschuldigte schiebt, blättert und sortiert, bis alles so liegt, wie er es für nötig hält. Und unterbricht seine Geschäftigkeit nur kurz, um sich für den Vorsitzenden Richter der ersten großen Jugendkammer am Trierer Landgericht, Albrecht Keimburg, zu erheben.
Obwohl Keimburg in dieser ersten Sitzung nur mit ein paar freundlichen Fragen auf den Lebenslauf des Mannes eingeht, wird deutlich: Der Beschuldigte verhält sich nicht normal. Er spricht zu laut, erklärt nicht nur, wie er heißt, sondern auch noch, wie es zu diesen Namen kam, und lacht, nachdem er die Frage, ob er geschieden sei, mit Ja beantwortet hat.
Auch die Kombination der Vergehen, die ihm zur Last gelegt werden, ist ungewöhnlich. Zum einen soll er einem Kind die Malutensilien gestohlen haben. Zum anderen soll er einer 14-Jährigen gedroht haben, sie mit seinem Messer abzustechen.Er drohte, sie abzustechen


Letzteres hat sich laut Antragsschrift am 4. Dezember auf der Damentoilette des Bitburger St.-Willibrord-Gymnasiums zugetragen. "Er ging langsam und wortlos auf die Zeugin zu, zückte ein Taschenmesser und forderte sie auf, sich auszuziehen", verliest Staatsanwältin Anne Wildfang. Das Mädchen habe sich geweigert, seiner Aufforderung zu folgen. Er habe ihr gedroht, sie abzustechen. Doch die Schülerin weigerte sich weiter und wollte die Polizei rufen. Er ließ von ihr ab, drohte beim Verlassen der Toilette jedoch erneut, er werde sie abstechen, wenn sie etwas sage. "Die Zeugin nahm die Drohung ernst, erstattete aber dennoch Anzeige", sagt Wildfang.
Schon jetzt steht fest, dass der Beschuldigte sich nicht selbst zu diesen Vorwürfen äußern wird - und wohl auch nicht zu den anderen. Ebenfalls Ende 2013 soll er die Räume der Kinderfrühförderung in der Brodenheckstraße betreten haben. "Dort nahm er einen Schnellhefter mit Malutensilien und ging", verliest Wildfang, während der Mann ein Blatt Papier ziehharmonikaförmig faltet und faltet und faltet, ehe er es aufklappt und als Fächer benutzt.
Sein Verhalten deutet auf psychische Probleme hin. Ein Eindruck, der dadurch verstärkt wird, dass das psychiatrische Gutachten über ihn mehr als 100 Seiten hat. Zum Thema wird es am ersten Verhandlungstag vor allem deshalb, weil es den beiden Anwälten noch nicht zugestellt wurde. Da es zum Überfliegen zu umfangreich ist, wird die Sitzung vorzeitig beendet. Die entscheidende Frage, die das Gericht am Ende des Prozesses beantworten muss, wird sein, ob der Mann, der zuletzt in Bitburg gelebt hat, in eine psychiatrische Anstalt gehört. Seit dem 5. Dezember ist er vorläufig in einer solchen untergebracht und kehrt am Mittwoch früher als erwartet in Handschellen und mit seiner Tüte voller Dokumente dorthin zurück.

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