Überfüllte Züge und Schwindelei

PRÜM. Morgen ist in Prüm wieder traditionelle Herbstmarkt. Schon vor hundert Jahren gab es diese Veranstaltung und sie war damals wie heute weit über die Stadtgrenzen hinaus von Bedeutung.

4000 Eisenbahnkarten wurden beispielsweise im Jahr 1911 an der Station in Prüm gelöst, 3000 Stück Groß- und Kleinvieh aufgetrieben, mit den zu Fuß erschienenen Landwirten dürften "weit über 5000 Menschen den Markt besucht haben", wie der "Eifelbauer" erzählt, "die Wochenschrift für fortschrittliche Land- und Volkswirtschaft". Die Zeitung beklagt in ihrer Ausgabe vom 21. Oktober 1911 das zu geringe Volumen des Prümer Bahnhofs. "Er ist selbst für gewöhnliche Markttage viel zu klein, der gestrige Zustand war unglaublich", so der Verfasser. "Bekanntlich regnete es in Strömen und ein eiskalter Sturmwind fegte das Prümtal herauf, tausende Personen standen stundenlang, um rechtzeitig eine Fahrkarte zu erlangen", so das Blatt. Weiter noch: "Dass bei dieser Menschenmasse und dem Gedränge keine Körperverletzungen vorgekommen sind, ist als ein Wunder anzusehen". Dann äußert der "Eifelbauer" konkrete Wünsche für die Zukunft. Der Um- und Erweiterungsbau des Prümer Bahnhofs müsse dringend her, sogar ein Anbau mit einer großen Halle, "der für die gegebenen Verhältnisse ausreicht und für die Stadt Prüm würdig ist". Den Grund für das massenhafte Gedränge sieht man in der Tatsache begründet, "dass die vielen Landwirte aus der Waxweiler, Leidenborner, Daleidener und aus der Neuerburger Gegend mit dem Nachmittagszug, der um 2.35 Uhr von Prüm abfährt, keinen Anschluss für die beiden Nebenstrecken haben. Vorzüge nach Pronsfeld genügen durchaus nicht". Das Blatt fordert einen Sonderzug: sowohl nach Waxweiler wie nach Neuerburg müsse an Markttagen noch je ein Zug um 3 (15 Uhr) abgehen. "Dann können auch die Fahrgäste, welche um 2.07 von St. Vith gekommen sind, diesen Anschluss benutzen". Energisch vertritt das Blatt seine Linie, kommentiert und fordert diese Verbesserung in einem Schreiben an die "Königliche Eisenbahnverwaltung". "Wir glauben, keine Fehlbitte getan zu haben, da unsere Wünsche nunmehr wohl doch als vollauf berechtigt anerkannt werden dürften und auch im Interesse der Bahnverwaltung liegen." Eine Schmunzelgeschichte zum Prümer Herbstmarkt erzählt Uwe Neumann in seinem Buch "Unser Dorf Hermespand". "Ein Knecht hatte altem Brauch gemäß schwer einen gehoben und war auf dem Weg zum heimatlichen Dorfe. Unterwegs stürzte er bei Dausfeld eine Böschung hinunter, verlor Hut und Stock und sah gerade nicht mehr salonfähig aus. Um den lieben und interessierten Mitbürgern eine greifbare Erklärung dafür zu geben, erklärte der Knecht der Prümer Gendarmerie sein Missgeschick in Form eines kleinen Raubüberfalls. Die Polizei machte sich sofort auf die Beine nach Dausfeld. Da man Verdacht schöpfte, dass der Überfall zu einem bestimmten Zweck vorgetäuscht war, holte man sich den Mann am nächsten Tag zu einer so genannten Vernehmung und hier gestand er schließlich im Kreuzfeuer der Fragen, dass es sich um eine eigene Erfindung zu einem bestimmten Zweck gehandelt hat."

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