Überraschungen für bedürftige Kinder

Bitburg · Kindern ein Geschenk machen, die sonst nie eines erhalten: Das ist das Ziel der internationalen Aktion Weihnachten im Schuhkarton. Auch dieses Jahr kann man noch bis zum 15. November ein Geschenk für bedürftige Kinder abgeben.

Bitburg. Bereits seit mehr als 20 Jahren gibt es die Aktion Weihnachten im Schuhkarton, die von der christlichen Hilfsorganisation Geschenke der Hoffnung geleitet wird.
Im vergangenen Jahr wurden mehr als 550 000 Geschenke an bedürftige Kinder in Osteuropa, Haiti oder Weißrussland verteilt. TV-Redaktionsmitglied Anita Lozina hat sich mit der Leiterin der Aktion in Bitburg, Martina Ehinger, und mit Tobias-Benjamin Ottmar, Pressesprecher von Geschenke der Hoffnung, unterhalten.

Wie ist das Projekt Weihnachten im Schuhkarton entstanden?
Tobias-Benjamin Ottmar: Ein Mann aus Wales hat 1990 die große Not der Kinder in Rumänien gesehen und sich spontan entschlossen, für sie Geschenke zu organisiseren. Die Resonanz war so groß, dass er bereits zwei Jahre später die Aktion nicht mehr selbst stemmen konnte. Heute arbeiten international viele Tausend Ehrenamtliche an dem Projekt, allein in Deutschland gibt es 1500 Abgabepunkte für die Schuhkartons.

Was bezwecken Sie mit dieser Aktion?
Ottmar: Wir wollen Kindern, die sonst nie ein Geschenk erhalten, eine Weihnachtsfreude bereiten. Ich war einmal bei einer Verteilung in Rumänien dabei. Viele Kinder dort hatten zu Hause keine Heizung und kein fließendes Wasser. Es herrschen dramatische Zustände, obwohl Rumänien ein EU-Land ist. Als die Kinder dann ihren Karton erhielten, hatten sie Tränen in den Augen. Diese Erfahrung, dass andere Menschen an sie denken, begleitet sie oft ein Leben lang.

Welche Rolle spielt dabei Bitburg?
Ottmar: Bitburg ist nicht nur eine Sammelstelle, sondern auch ein Regionallager - davon gibt es bundesweit nur fünf Stück. Außerdem ist es bemerkenswert, wie lange sich die Leute hier schon Jahr für Jahr engagieren. Frau Ehinger allein ist ja schon acht Jahre dabei.
Martina Ehinger: Wir haben hier etwa 50 Mitarbeiter, deren Arbeit bereits im Juni beginnt. Am 4. September gab es bereits eine Tombola und einen Flohmarkt zur Finanzierung der Aktion.

Es wird immer wieder Kritik laut, diese Geschenkaktion bringe nur auf kurze Sicht etwas und sei keine nachhaltige Hilfe. Was sagen Sie dazu?
Ottmar: Im Prinzip stimmt das natürlich: Es ist eine kurzfristige Geschenkaktion. Aber sie soll gar nicht andere Projekte ersetzen, sondern nur ergänzen. Geschenke der Hoffnung begleitet das ganze Jahr über noch mehr Hilfsprojekte, die auf Nachhaltigkeit setzen. Außerdem war "Weihnachten im Schuhkarton" auch schon ein Katalysator für weitere Projekte. Eine Sammelstellenleiterin ist beispielsweise selbst aktiv geworden, als sie sah, dass die Kinder, denen sie Geschenke gab, alle keine Schuhe besaßen. Nun organisiert sie Schuhtransporte in das Land.

Sie geben zusätzlich zu den Geschenken auch ein Bibelheft aus. Ist das eine versteckte Missionierungaktion?
Ottmar: Niemand muss das Heft mitnehmen. Es wird auch nicht von den Spenden dieser Aktion, sondern von der Dachorganisation Geschenke der Hoffnung finanziert.
Davon abgesehen freuen wir uns natürlich, wenn sich jemand für das Christentum entscheidet - aber die ganze Aktion ist ein freiwilliges Angebot. Die Religion der Bedürftigen spielt außerdem keine Rolle - auch muslimische Kinder freuen sich über Geschenke.
Ehinger: Ich bin überzeugt, dass der christliche Glaube von keiner anderen Religion getoppt werden kann. Also bedeutet mir das viel. Ich schenke auch aus christlicher Überzeugung. Aber wir wollen den Leuten nichts aufdrücken.

Die Kartons müssen ja auf eine bestimmte Art gepackt werden - der Inhalt muss neu sein, bestimmte Süßigkeiten sind tabu. Was passiert mit Geschenken, die diese Richtlinien nicht erfüllen?
Ehinger: Die leiten wir an andere Projekte weiter. Gebrauchte Kleidung oder Stofftiere geben wir dem Malteser Hilfsdienst, unpassende Süßigkeiten den Bitburger Tafeln. Nur so etwas wie gebrauchte Zahnbürsten oder Unterhosen werfen wir weg - auch das ist schon vorgekommen.

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