Umbau des Dorfgemeinschaftshauses in Bitburg-Stahl soll 730.000 statt 690.000 Euro Kosten

Bitburg · Wenn alles läuft wie geplant, werden die Stahler ihr Dorfgemeinschaftshaus spätestens nach den Sommerferien wieder nutzen können. Bis dahin sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Ob der Zeitplan eingehalten werden kann, wird sich zeigen. Absehbar ist bereits, dass die Kosten steigen – auf mehr als 730.000 Euro.

Umbau des Dorfgemeinschaftshauses in Bitburg-Stahl soll 730.000 statt 690.000 Euro Kosten
Foto: Uwe Hentschel

Auf welche Summe die Stadt am Ende gekommen wäre, wenn das Stahler Dorfgemeinschaftshaus - wie vor Jahren mal geplant - einen zusätzlichen Saalanbau bekommen hätte, ist schwer zu sagen. Zum einen, weil zwischen den veranschlagten und den dann tatsächlichen Kosten nicht selten große Lücken klaffen. Zum anderen, weil im Fall Stahl die ursprüngliche Planung mehrfach geändert und den Vorgaben aus dem Rat angepasst wurde.
Was eigentlich genau der letzte Stand dieser Planung war, dazu will sich Architekt Manfred Weber nicht mehr äußern. Er habe mit der Beendigung seiner Mitarbeit in den entsprechenden städtischen Gremien seine persönlichen Konsequenzen aus der Geschichte gezogen. Damit sei die Sache für ihn abgehakt.

Grund des Rückzugs: Vor anderthalb Jahren hat die Stadtverwaltung nach Grundsatzdebatten darüber, ob Stahl überhaupt einen größeren Saal braucht, auf einmal ein eigenes Konzept vorgelegt (der TV berichtete).
In den Gremien wurde das eigenmächtige Vorgehen der Verwaltung heftig kritisiert. Doch letztlich segnete der Rat die Planung ab. Der einst gewünschte Saalanbau war vom Tisch und die Kosten wurden von 900.000 Euro auf 690.000 Euro reduziert. Eine Differenz, die inzwischen deutlich kleiner ausfällt.

Und noch ein anderes Problem

So geht die Stadt derzeit davon aus, dass das Ganze 733.000 Euro kosten wird. In dieser Summe enthalten seien unter anderem die Mehrkosten durch die Änderung des Treppenhauses sowie zusätzliche Ausgaben, die sich durch Änderungswünsche des Ortsbeirats ergeben hätten. Darin noch nicht enthalten seien Kosten für die Außenanlagen und für die Inneneinrichtung.

"Die Küche war zu keinem Zeitpunkt in den Kostenaufstellungen enthalten", sagt Werner Krämer, Pressesprecher der Stadt. Diese werde rund 10.000 Euro kosten. Hinzu kämen dann noch Schränke und Geräte, die aber größtenteils über Sach- und Geldspenden abgedeckt werden sollen, wie Krämer erklärt. Und was die Gestaltung der Außenanlagen betrifft, so soll das weitgehend in Eigenleistung gemacht werden. Bislang sieht es also so aus, als sei die günstigere Variante zwar teurer als gedacht, aber eben immer noch billiger als der ursprüngliche Ansatz.

Dafür gibt es aber noch ein anderes Problem, was die Finanzierung angeht: An den Kosten sollen sich auch die privaten Erschließungsträger der beiden Neubaugebiete in Stahl, die VB Immo und die Schuh GdbR, beteiligen. Die Idee: Die, die am Wachstum des Stadtteils verdienen, sollen auch einen Teil der Kosten für das größere Gemeinschaftshaus tragen.
Während die VB Immo ihre Beteiligung von 50.000 Euro leisten will, ist die Schuh GdbR hingegen nicht bereit, die vereinbarten 100.000 Euro zu zahlen. Geschäftsführer Bernd Schuh begründet das damit, dass die Erweiterung des Dorfgemeinschaftshauses nun deutlich kleiner ausfalle als zunächst geplant, die zusätzlichen Einwohner seines Neubaugebiets also gar nicht berücksichtigt würden. Insofern sehe er sich auch nicht an die Abmachung gebunden. Ob er damit richtig liegt, muss das Gericht entscheiden.
Meinung
Dagmar Schommer

Was für eine Farce!

Da ist so richtig der Wurm drin, beim Großprojekt in Stahl. Mehr als zehn Jahre wird am Dorfgemeinschaftshaus geplant und immer wieder umgeplant. Alles ständig überschattet von der Grundsatzdebatte, ob ein größerer Saalanbau denn überhaupt nötig ist. Darauf gibt es über die Jahre wechselnde Antworten: Hü, Hott, Hü, Hott.
Dann der Affront: Die Verwaltung beweist Eigeninitiative und legt, ohne dafür vom Rat irgendwie beauftragt worden zu sein, vorbei am bis dahin über die ganze Hin- und Her-Planerei geduldig mitspielenden Architekten, einen eigenen Entwurf auf den Tisch - vorläufiger Höhepunkt aus dem Lehrstück: Wie man ein öffentliches Projekt besser nicht angeht. Und nun wird der ganze Spaß auch noch teurer. Wen wundert's? Irgendwie leider keinen mehr. Und damit ist dann auch alles gesagt. d.schommer@volksfreund.de

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