Umfrage: Sollten Erzieher mehr Geld für ihre Arbeit bekommen? Mehrausgaben im sechsstelligen Bereich

Die Erzieher und Sozialarbeiter freut's, auf die öffentlichen Kassen kommen Mehrkosten zu: Der Tarifabschluss für die Beschäftigten in kommunalen Kitas und Sozialeinrichtungen wird teuer für den Eifelkreis Bitburg-Prüm. Nur wie hoch genau die zusätzliche Belastung der Haushalte sein wird, weiß noch keiner.

Bitburg-Prüm. Im Schnitt 150 Euro mehr sollen die Beschäftigten in kommunalen Kindertagesstätten (Kitas) und Sozialeinrichtungen nach dem am Montag ausgehandelten Tarifabschluss ab November monatlich verdienen. Eine Einigung, die auch den Eifelkreis Bitburg-Prüm teuer zu stehen kommt: Genau beziffern kann Stephan Schmitz-Wenzel, Leiter des Geschäftsbereich "Jugend, Soziales, Finanzen" in der Kreisverwaltung, die Mehrkosten zwar noch nicht, "grobe Schätzungen" allerdings seien schon möglich.

57 Kitas - in kommunaler, kirchlicher und freier Trägerschaft - gibt es insgesamt im Eifelkreis, 450 Erzieher sind dort beschäftigt. Berücksichtigt man, dass viele von diesen in Teilzeit beschäftigt sind, fielen im Jahr 630 000 Euro an Mehrkosten an, sollten diese 450 Erzieher im Schnitt monatlich 150 Euro hinzubekommen. Für den Eifelkreis, der einen Teil der Personalkosten trägt (siehe Extra), kämen damit jährlich zusätzliche Ausgaben in Höhe von 252 000 Euro zusammen. Allerdings: Noch gilt die Tarifeinigung nur für kommunale Kitas, davon gibt es im Eifelkreis 29. Dementsprechend würden sich die Mehrkosten etwa um die Hälfte reduzieren. "Die Frage ist jetzt, ob die freien Träger nachziehen", sagt Schmitz-Wenzel. Zumindest das Bistum Trier hatte bereits am Dienstag auf TV-Nachfrage erklärt, dass dies in der Regel der Fall ist. Da sich der Kreis auch bei den kirchlichen Einrichtungen an den Personalkosten beteiligt, ist wohl davon auszugehen, dass er in absehbarer Zukunft tatsächlich rund 250 000 Euro zusätzlich berappen muss. Hinzu kommt das Gehaltsplus von jährlich rund 27 000 Euro für die 15 vom Kreis angestellten Sozialarbeiter, die ebenfalls von der Tarifeinigung profitieren.

Doch damit nicht genug: "Wenn dieser Tarifabschluss zu einer allgemeinen Anhebung des Gehaltsniveaus in diesem Bereich führt, werden wir wesentlich mehr zahlen müssen", befürchtet Schmitz-Wenzel. Denn auch an den Personalkosten zahlreicher Beratungsstellen und Heimeinrichtungen beteiligt sich der Kreis. Eine erhebliche zusätzliche Belastung für den ohnehin schon angeschlagenen Haushalt - die, so glaubt zumindest Schmitz-Wenzel, nur durch zusätzliche Steuermittel aufgefangen werden kann. "Das kommt ganz darauf an: Wenn das Gehalt bisher zu wenig war, finde ich es angemessen." Alwin Weber aus Dockendorf .

"Erzieher sind mit den Kindern stark gefordert. Sie verdienen deshalb eine Gehaltserhöhung." Stefanie Müller aus Mötsch.

"Von Erziehern wird immer mehr erwartet. Deswegen ist es durchaus angemessen." Pia Lehnen aus Gondorf.

"Natürlich sollten Erzieher mehr verdienen. Sie sind verantwortlich für die Zukunft Deutschlands." Otmar Kaufmann aus Gondorf. (lale)/ TV-Fotos (4): Laura Lehnen

Meinung

Qualität hat ihren Preis

Unerzogen, schlecht ausgebildet, perspektivlos: Über die "Jugend von heute" gibt's immer wieder Beschwerden. Oft sind die Klagen sicherlich übertrieben, doch die Zahlen der jugendlichen Straftäter oder die der Schulabgänger ohne Abschluss sind nicht von der Hand zu weisen. Wenn wir möglichst allen Kindern einen guten Start ins Leben ermöglichen wollen, brauchen wir erstklassige Erzieher und Sozialarbeiter - und die bekommen wir nur, wenn wir die Berufe attraktiver machen. Und das geht (zumindest zum Teil) nur über gutes Geld. Jeder Einzelne sollte bereit sein, dieses "Mehr" an Steuern aufzubringen. Denn Qualität hat nun einmal ihren Preis. n.ebner@volksfreund.deHintergrund Personalkosten: Das Gehalt der in kommunalen Kitas beschäftigten Erzieher teilt sich auf in Gelder vom Kreis (im Regelfall 40 Prozent), vom Land (27,5 Prozent) sowie von den Ortsgemeinden aus dem Einzugsbereich der Kita (15 Prozent). 17,5 Prozent sollen durch Elternbeiträge aufgebracht werden, was unter anderem wegen zahlreicher Freistellungen im Eifelkreis nicht der Fall ist, so dass der Kreis die fehlenden Kosten übernimmt. Auch gibt es je nach Kita-Angebot Zuschüsse, so dass die Prozentzahlen abweichen können. (neb)

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