Umzugs-Hopping ohne Leiter

Hoffentlich falle ich am Wochenende nicht von der Leiter. Die brauche ich nämlich, um mir die Wagen bei den Rosenfreitags-, Rosensamstags-, Rosensonntags-, Rosenmontags- und Rosendienstagsumzügen anzusehen.

Inzwischen hat nämlich das Wettrüsten um den höchsten und breitesten Karnevalswagen mit den stärksten Traktoren beängstigende Ausmaße angenommen. Da muss man schon eine mittlere Leiter besitzen, um den Wagen überhaupt in all seiner Pracht sehen zu können. Besitzt der Zugzuschauer die 173 Zentimeter Durchschnitts-Eifelpittergröße, zieht oft nur eine bemalte Bretterwand mit 3000 Watt Musikleistung am Hörsturz gefährdeten Publikum vorbei. Früher war das noch ganz anders. Da habe ich mich vier Tage vorm Rosenmontagsumzug - damals fanden die Züge alle nur am Montag statt - mit Klaus, Franz, Werner, dem anderen Klaus und dem anderen Pitter in eine Scheune zurückgezogen. Erst einmal haben wir beim Stubbi beratschlagt ("Wat maache mier well?"), dann haben wir mit einem Stubbi in der Hand ein paar Bretter an die alte Viehkarre genagelt ("Dat seit awwer gudd ous!") und das ganze aufgrund des Stubbikonsums mit sinnvollen Sprüchen bemalt ("Wir kommen auch ohne den Jengteng aus - Ein neuer Kreis wäre ein großer Graus!"). Als Ghetto-Blaster war dann beim Umzug Linkes Hanni mit dem Quetschbüggel im Einsatz. So war das Anfang der 70er-Jahre. Spaß hatten die Zuschauer dann mindestens so viel wie heute. Die werden ja allein vom Umzugs-Hopping zwischen Mettendorf, Arzfeld, Bitburg und Bollendorf schon ramdösig. Und dabei haben die nicht einmal eine Leiter dabei, um die Wagen auch richtig zu sehen.

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