"Und dann kam's richtig runter"
Sankt Thomas · Ein Unwetter hat am vergangenen Samstag in der Eifelgemeinde Sankt Thomas für ein Bild der Verwüstung gesorgt. Der Garten der Familie Linders ist etwa 50 Zentimeter hoch mit Schlamm und Geröll bedeckt. Mehrere Straßen mussten bis Sonntagmittag gesperrt werden. Wie hoch der Schaden ist, ist am Montag nach dem Unglück noch nicht bekannt.
Sankt Thomas. Joop Linders steht das Unglück ins Gesicht geschrieben. Mit Gummistiefeln und einer Schaufel ausgerüstet steht er in seinem Garten und schippt eifrig den Schlamm auf einen Haufen, der sich zuvor vor seiner Küchentür bis zu 50 Zentimeter hoch aufgetürmt hatte. Samstag hatte Joop Linders noch gemütlich den Abend an seinem Gartentisch ausklingen lassen. "Dann kamen die ersten Tropfen", erzählt der gebürtige Niederländer, den es vor achteinhalb Jahren mit seiner Frau Roos nach Sankt Thomas (Eifelkreis Bitburg-Prüm) gezogen hat.
Nur Minuten später öffneten sich die Wolken völlig: "Und dann kam\'s richtig runter", sagt Linders. Unter der Hecke heraus, die sein Grundstück nach oben abgrenzt, habe er die Wassermassen kommen sehen. "Ich bin rausgerannt und habe versucht, das Wasser mit Steinen abzuleiten." Vergeblich: "Das war zu viel auf einmal und viel zu gefährlich", erinnert er sich. Jetzt ist das Wasser abgesickert - geblieben ist der Schlamm. Er bedeckt die Rasenfläche, hat Stühle und Tische unter sich begraben. Bis ins Haus schafften es die Massen nicht. "Da müssen wir unserem Fensterbauer danken und dem Umstand, dass wir eine holländische Tür haben", sagt Joop Linders. Anders als in Deutschland üblich geht seine Tür von innen nach außen auf - eine sogenannte Fluchttür. Wasser und Schlamm haben dadurch die Tür von außen zugedrückt. "Anders wäre der Schaden wohl höher gewesen."
Mit den Folgen des schweren Unwetters hat auch Margareta Reinhard zu kämpfen. Entlang ihres Grundstücks, das schon seit dem 18. Jahrhundert in Familienbesitz ist und sich oberhalb des Gartens von Familie Linders befindet, ist ein etwa 20 Meter langer Streifen Erde abgebrochen. Das Wasser transportierte Schlamm und teils größere Gesteinsbrocken von dort bis hinab ins Tal - selbst die Bahngleise mussten gereinigt werden. Durch die Reinigung kam es auf der Eifelstrecke allerdings lediglich zu kürzeren Verspätungen von etwa zehn Minuten, wie die Bahn auf Anfrage mitteilt.
Mehr als 60 Helfer im Einsatz
Ob es so ein Unwetter schon einmal gegeben hat? "Ja", platzt es aus Margareta Reinhard heraus: "Das war 1936." Die heute 88-Jährige, und damit älteste Einwohnerin in Sankt Thomas, war damals zehn Jahre alt und erinnert sich noch genau daran, dass sie zu dieser Zeit in der Kirche war. Die Folgen seien 1936 allerdings verheerender gewesen: "Da war unsere Zufahrt noch nicht geteert", sagt sie: "Das Wasser hat damals Löcher gerissen, da hätte man ein Pferd drin verstecken können."
Noch in der Nacht seien mehr als 60 Hilfskräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk im Einsatz gewesen, sagt Ortsbürgermeister Rudolf Höser. Die L 24 zwischen Kyllburg und Sankt Thomas, sowie die L 34 zwischen Kyllburg und der B 257 mussten von Samstagabend bis Sonntag, 14 Uhr, für den Verkehr gesperrt werden, da Steine und umgestürzte Bäume die Fahrbahn blockierten. Die Straße ist inzwischen wieder befahrbar, die Spuren sind auch am Montag nach dem Unwetter noch unübersehbar.
Wie hoch der entstandene Schaden ist, kann laut Reinhold Schneider, Leiter der Straßenmeisterei Bitburg, noch nicht beziffert werden: "Das wird sicher noch ein bis zwei Wochen dauern." Die Polizei sowie die Feuerwehr in Bitburg meldeten keine weiteren Schäden.