Und die Suche geht weiter Ratsmitglieder dringend gesucht …

Der eine will es unbedingt, der andere lehnt dankend ab: Zwar feierten viele politisch Aktive im Kreis nach dem Kommunalwahl-Abend ihren Einzug in den Ortsgemeinderat oder ihre Wahl zum Ortsbürgermeister. In einigen Orten des südlichen Eifelkreises allerdings geht die Suche nach Ratsmitgliedern oder Ortsbürgermeistern weiter. Haben die Wähler in der Ortsgemeinde Roth an der Our ihren Gemeinderat umsonst gewählt? Am 3. Juli hätten die neuen Ratsmitglieder zur konstituierenden Sitzung zusammenkommen sollen. Dazu kam es jedoch nicht: Da nur zwei von ihnen das Mandat annahmen, war der Rat nicht beschlussfähig.

 Im südlichen Eifelkreis gibt es noch einige Stühle in den Ortsgemeinderäten zu besetzen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Im südlichen Eifelkreis gibt es noch einige Stühle in den Ortsgemeinderäten zu besetzen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Bitburg. In einigen Ortsgemeinden im südlichen Eifelkreis dauert es nach der Kommunalwahl ein bisschen länger, bis alle Posten besetzt sind.

In Malberg (VG Kyllburg) geht die Suche nach einem Ortsbürgermeister weiter. "Ich führe viele Gespräche", sagt der bisherige Amtsinhaber Friedel Hargarten, der kommissarisch im Amt bleibt, allerdings nach 20 Jahren als Ortsbürgermeister definitiv aufhören will. Dass die Suche nach einem Nachfolger für die 700-Einwohner-Gemeinde so schwierig ist, habe nichts mit irgendwelchen Unstimmigkeiten vor Ort zu tun, betont Hargarten. "Es ist einfach so, dass diejenigen, die ich für fähig halte, das Amt zu übernehmen, beruflich keine Zeit haben oder gesundheitlich angeschlagen sind."

In Gindorf (VG Kyllburg) waren zwar trotz anfänglicher Schwierigkeiten, Interessierte zu finden (der TV berichtete), bei der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats acht Ratsmitglieder anwesend. Doch nachdem Manfred Schwickerath aus der Mitte des Rats zum neuen Ortsbürgermeister gewählt wurde, geht die Suche nach dem achten Mann - oder nach der achten Frau - als Vertreter für die knapp 350 Einwohner große Gemeinde weiter.

Auch in Niehl (VG Neuerburg) hat sich noch niemand bereiterklärt, den Posten des Ortsbürgermeisters zu übernehmen. "Es war klar, dass das schwierig wird", sagt der bisherige Chef der 75-Einwohner-Gemeinde, Günter Nosbüsch. "Ich bin Landwirt, ein paar andere im Gemeinderat auch, außerdem haben wir noch einen Selbstständigen - wir schaffen das zeitlich nicht." Es müssten nun weitere Gespräche geführt werden. "Irgenwer wird sich finden", ist sich Nosbüsch sicher.

In Hisel dagegen bleibt ein Stuhl im Gemeinderat frei. Die kleinste Gemeinde in der VG Bitburg-Land hat nur zwölf Wahlberechtigte - "die Hälfte der Ortsgemeinde sitzt im Gemeinderat", sagt Christof Müller, Büroleiter der VG. Da Werner Jüngels bei der Urwahl zum Ortsbürgermeister und gleichzeitig bei der Mehrheitswahl auch in den Gemeinderat gewählt wurde, könnte ein weiterer auf der Liste nachrücken, doch es gibt wohl keinen.

Im 120-Einwohner-Ort Eßlingen (VG Bitburg-Land) steht noch ein Fragezeichen hinter dem Namen des Ortsbürgermeisters. "Keiner will es machen", sagt der bisherige Amtsinhaber Gottfried Simon. Er sieht vor allem denjenigen in der Pflicht, der bei der Mehrheitswahl zur Besetzung des Gemeinderats mit großem Vorsprung die meisten Stimmen bekommen hat. Doch dieser hat - zumindest vorerst - abgewinkt. "Ich hole sie nach den Ferien alle zusammen, und dann werden wir hoffentlich eine Lösung finden", sagt Simon.

Auch in Hamm muss der bisherige Orts-Chef Johann Marbach vorerst notgedrungen die Geschicke der Gemeinde weiterführen, da noch kein Nachfolger gefunden wurde. Ihn wundert das nicht. "Es wird doch immer schwieriger, Leute zu finden, die sich ehrenamtlich engagieren", sagt er. Die Aufgabe sei einfach mit viel Arbeit verbunden: "In einer so kleinen Gemeinde sind wir gezwungen, viel in Eigeninitiative zu machen", erklärt Marbach, "da gilt es gerade für den Ortsbürgermeister, viel zu organisieren." Er ist aber überzeugt, dass sich einer der insgesamt 20 Einwohner von Hamm finden wird, der diese Aufgabe übernimmt. Roth an der Our. (neb) Kein Rat, kein Ortsbürgermeister, keine Beigeordneten - und nur wenig Aussicht auf Besserung. Per Mehrheitswahl stimmten die Bürger von Roth an der Our (Verbandsgemeinde Neuerburg) bei der Kommunalwahl am 7. Juni darüber ab, wer sie in den kommenden fünf Jahren im Gemeinderat vertreten sollen. Auf einem leeren Zettel notierten die insgesamt 102 Wähler die Namen von den sechs Bürgern, die ihrer Ansicht nach am besten die Belange der Gemeinde vertreten können.

Doch dabei schrieben sie offenbar vorwiegend Namen von Personen auf, die sich überhaupt nicht im Rat engagieren möchten: Die meisten lehnten dankend ab. "Bei uns ist die Lage viel dramatischer als beispielsweise in Gindorf", sagt Winfried Schares, bislang Beigeordneter der Ortsgemeinde. In Gindorf (Verbandsgemeinde Kyllburg) fehlte vor der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats noch ein Ratsmitglied, gleichwohl konnte der Rat zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenkommen.

Ganz anders sieht es dagegen in Roth aus: Die erste Sitzung nach der Wahl fiel aus - mangels Beschlussfähigkeit des Rats. "Bis jetzt wurden 20 Personen angeschrieben, nur zwei haben ihr Mandat angenommen", berichtet Schares. Das sind zwei zuwenig, um beschlussfähig, vier zu wenig, um vollständig zu sein. Ganz zu schweigen davon, dass ohne Rat auch kein neuer Ortsbürgermeister gewählt werden kann: Hans-Leo Hunewald, der zurzeit im Urlaub ist, legt seinen Posten nieder. Und mit ihm zieht sich auch fast der komplette ehemalige Rat aus der Politik vor Ort zurück: "Von dem vorherigen Rat ist nur noch einer dabei", erklärt Schares.

Wer mindestens 18 Stimmen bei der Gemeinderatswahl in Roth an der Our bekommen hat, wäre direkt in den Rat eingezogen - stattdessen wird nun die Liste der Nachrücker der Reihe nach abgearbeitet. "Wir sind jetzt bei Leuten, die sieben Stimmen bekommen haben", sagt Schares. Insgesamt wurden 48 Personen aufgelistet - seiner Einschätzung nach kommen nicht mehr viele infrage, die das Amt tatsächlich annehmen werden. Ganz davon abgesehen, dass zwölf Namen auf der Liste jeweils nur einmal genannt worden waren. "Wer ein bisschen überlegt, der nimmt mit einer Stimme nicht so ein Mandat an", sagt Schares.

Doch das gilt nun zunächst einmal abzuwarten: "Wir müssen erst einmal alle angeschrieben haben, die auf der Liste stehen, und dann gibt es Fristen, bis wann sie das Mandat annehmen müssen", erklärt Erwin Klasen, Büroleiter in der Verbandsgemeinde Neuerburg. Es kann also noch etwas dauern, bis feststeht, ob Roth an der Our einen Gemeinderat bekommen kann. Falls nicht, müssen die Wähler ein weiteres Mal zur Urne gehen.

Meinung

Absurdes System

Also doch: Nach Gindorf ist Roth an der Our die zweite Gemeinde im südlichen Teil des Eifelkreises, die Schwierigkeiten hat, ihren Gemeinderat zu besetzen. Und das liegt sicherlich auch an dem absurden Instrument der Mehrheitswahl, die es zulässt, dass die Wähler ihre Favoriten für den Rat auf einen Blanko-Zettel schreiben, ohne genau zu wissen, ob diese Personen sich tatsächlich engagieren möchten. Im Fall von Roth an der Our ist das verheerend: Im schlimmsten Fall droht eine Neuwahl, ohne dass sicher ist, dass sich danach sechs Freiwillige für die Ratsarbeit finden. Und falls jetzt doch noch mindestens zwei Nachrücker das Mandat annehmen, sind das Personen, die nur wenig Stimmen auf sich vereinen konnten. Und damit eigentlich wenig Legitimation haben, die Belange der Gemeinde zu vertreten. n.ebner@volksfreund.de

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