Und jedes Stück erzählt eine Geschichte

Lünebach · Fast 1500 Kreuze aus 300 Jahren haben Anita und Rainer Propson aus Lünebach in fast 50 Jahren gesammelt. Jetzt zeigen sie 1000 davon in einem Museum, direkt neben ihrem "Café 1900" am Prümtalradweg.

 Im Lünebacher Kreuzmuseum: Katze Susi findet das alles auch total interessant. TV-Fotos (2): Fritz-Peter Linden

Im Lünebacher Kreuzmuseum: Katze Susi findet das alles auch total interessant. TV-Fotos (2): Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Lünebach. Sein erstes Kreuz, erzählt Rainer Propson, habe er aus den Trümmern der alten Lünebacher Pfarrkirche gezogen: Das war 1965, als das Gebäude abgerissen wurde. "Da war ich sechs Jahre alt", sagt der Unternehmer, der mit seiner Frau Anita in der gesamten Region Antik- und Trödelmärkte organisiert.
Und seit damals hat er mit dem Sammeln nicht mehr aufgehört. Warum? "Man schmeißt keine Kreuze weg", sagt Propson, und zwar "aus meiner katholischen Überzeugung heraus." Aus drei Jahrhunderten stammen die Exponate, die er inzwischen mit seiner Frau zusammengetragen hat - die nämlich "ist seit 30 Jahren auch dabei, mit der gleichen Begeisterung". Wobei sie nicht nur sammelt: Anita Propson restauriert unter anderem auch Heiligenfiguren.
So katholisch die Propsons auch sein mögen - im Café gibt es auch ein kleines Engel-Museum - in ihrer Sammlung, die mittlerweile mehr als 1500 Stück umfasst, findet man auch koptische Kreuze aus Ägypten, Kreuze von syrischen Christen, griechsich-orthodoxe, russisch-orthodoxe und Kreuze aus Jerusalem.
Bloß kein Ruhestand


Wie kommt man denn an Exponate aus Ägypten? Ganz einfach: "Da waren wir sehr oft. Meine Frau und ich hatten da ein Kinderhilfsprojekt, wir haben ein Waisenhaus gegründet und 35 schwerstbehinderte Kinder unterstützt - bis zum Sturz Mubaraks. Danach wurde es zu gefährlich." Und das sei auch das Ende für das Kinderheim gewesen.
Die Propsons haben mittlerweile so viele Kreuze, dass sie für ihr Museum ein eigenes Gebäude neben ihr Café am Radweg gestellt haben. Das habe ordentlich Geld gekostet: "Bescheuert, oder?", sagt Rainer Propson mit gehörig Schalk im Nacken. Hätte er das Geld gespart, würde er sich deutlich früher zur Ruhe setzen und gemütlich alt werden können, sinniert er. Aber nur ganz kurz: "Auch doof." Es sei doch nichts schöner, als bis ins hoffentlich hohe Alter tun und machen zu können - "und dann Feierabend. Wenn wir bis 80 oder 85 schaffen und arbeiten können, dann waren wir glücklich." Und falls er dafür beten möchte - er hat ja mehr als 1000 Anlaufstellen dafür.
Darunter eine ganze Reihe von Besonderheiten - wie eine sogenannte Schwarzwälder Steckarbeit aus der Zeit um 1800 - nichts daran ist geleimt: "Wenn du ein Teil rausziehst, fällt das Ganze auseinander", sagt Propson. Es gibt Kreuze, die Kriegsgefangene für sich gefertigt haben - oder Eifeler Arbeiten aus Streichholzschachteln, die sogar in Serie hergestellt wurden, weil sie so populär waren.
Noch ist zwar das Museum - mit Kreuzen von einem Zentimeter Länge bis zu 2,50 Metern Höhe - nicht offiziell eröffnet, dazu soll es Ende Mai noch eine große Feier geben. Aber besuchen kann man es trotzdem bereits.
Der Zuspruch, sagt Propson, der sei schon jetzt enorm: "Auch unter jungen Leuten, was mich sehr überrascht. Aber die finden das sehr interessant." Vor allem die Geschichten, die Propson zu nahezu jedem seiner Exponate erzählen kann, "vom schlimmen Schicksal bis zu mancher sehr schönen Geschichte". Zum Beispiel die von der Eifeler Familie zu Zeiten der Ardennen-Offensive gegen Ende des Zweiten Weltkriegs: "Das waren sechs Leute. Die sind in den Keller gegangen, als die Bomben kamen", sagt Rainer Propson. "Als sie wieder hochkamen, war das ganze Haus weg. Nur das Stück Wand mit dem Kreuz, das war noch da."Extra

 Lauter kleine und große Schätzchen: Anita und Rainer Propson.

Lauter kleine und große Schätzchen: Anita und Rainer Propson.

Foto: (e_pruem )

Café und Kreuzmuseum findet man im Lünebacher Amselweg, auf der Rückseite führt der Radweg vorbei. An Karfreitag, Ostersonntag und -montag sind Café und Museum von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Das Museum kann sonst grundsätzlich immer sonntags besucht werden, ebenfalls von 14 bis 18 Uhr. Der Eintritt ins Kreuzmuseum ist kostenlos, Spenden sind willkommen. Gruppenbesuche sind jederzeit außer an Sonntagen möglich, allerdings nur nach Absprache unter Telefon 0171/2072119. Die Propsons bieten für Gruppen auch einstündige Führungen an, dafür sind dann 25 Euro zu bezahlen. fpl

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