Und sie bewegt sich doch

Stadthallen-Marathon erreicht Ziellinie: Jahrzehntelang wurde in Bitburg das Für und Wider einer Stadthalle diskutiert. Nach dem offiziellen Spatenstich im Januar folgten Monate zäher Verhandlungen. Nun ist Baustart für die Stadthalle, die zusammen mit der Bitburger Marken-Erlebniswelt auf der Industriebrache in der Nordstadt für 21 Millionen Euro entsteht.

Bitburg. Der Bau der Stadthalle ist das Projekt des Jahres in Bitburg. "Unser Bau-Budget ist nun aufgebraucht. Jetzt müssen wir sparen, sparen, sparen", sagt Stadt-Chef Joachim Streit, der selbst einst zu den Gegnern des Groß-Projekts zählte. Vor allem wegen der angespannten Finanzlage. Möglich ist eine Stadthalle, von der die Wittlicher bislang vergeblich träumen, in Bitburg vor allem wegen der Kooperation mit der Brauerei, die mit 12,4 Millionen Euro den Löwenanteil des 21-Millionen Euro schweren Projekts trägt, das in Kooperation mit Stadt, Land und der Projektentwicklungsgesellschaft Faco als gestemmt wird und die Industrie-Brache der Brauerei mit Bitburger Marken-Erlebniswelt und Stadthalle neu erblühen lässt.

Eröffnung Stadthalle für Oktober 2009 geplant



Davon versprechen sich die Projektpartner auch eine Impuls-Wirkung weit über das Brauerei-Gelände hinaus, was schließlich auch Streit überzeugte: "Die Stadthalle wird Motor der Innenstadt", sagt der Bürgermeister. "Das ist eine Initialzündung auch für private Investoren, auf benachbarten Flächen zu investieren", sagt Stefan Kutscheid, Faco-Geschäftsführer, und ergänzt: "CDU, FBL und SPD haben auf dem Weg zur Stadthalle viel Federn gelassen, ohne sie gäbe es das Projekt heute nicht."

Rund 100 000 Besucher jährlich erwartet die Bitburger Marken-Erlebniswelt, die eine Art Brauerei-Museum an historischer Braustätte wird. Hinzu kommt: In den oberen Geschosse des Markenwelt-Baus entstehen Büros für mehr als 100 Brauerei-Mitarbeiter.

Hinzu kommt: "Die Stadt bekommt einen neuen Eingang, ein neues Gesicht", erklärt Kutscheid bei einem Rundgang auf der Baustelle, wo derzeit am Fundament des gemeinsam genutzten Foyers von Stadthalle und Markenwelt gearbeitet wird. Denn Besucher des architektonisch durchdachten Komplexes nehmen Bitburg aus einer Perspektive wahr, die es in dieser Form bisher gar nicht gab. "Früher endete die Stadt an der Brauereimauer, die das Grundstück ja einst umgab", sagt Kutscheid. Nun öffnet sie sich gen Westen. Und der Blick von der Brauerei-Baustelle auf die Grundrisse des historischen Römer-Kastells mit Römermauer, Liebfrauen und Rathaus hat was.

Dass zwischen dem offiziellen Spatenstich für die Stadthalle Mitte Januar und dem Baustart Mitte August immerhin sieben Monate lagen, erklärt Kutscheid mit den Vertragsverhandlungen der Public-Private-Partner: "Das hängt am öffentlichen Vergaberecht. Erst als alle Verträge unterschrieben waren, konnten wir mit der Ausschreibung starten." Und das hat Zeit gebraucht. Eröffnung könnte im Oktober 2009 sein, im Frühjahr 2009 plant Kutscheid den Baustart für das dritte Gebäude auf dem Gelände, das Geschäftshaus an der Ecke Görenweg/Römermauer, für das er bereits Anfragen für die Hälfte der 1600 Quadratmeter Nutzfläche hat. EXTRA Blick zurück: Einigkeit gab's beim Thema Stadthalle, das seit 1920 diskutiert wird, selten. Verschiedenste Standorte waren im Gespräch - vom Beda-Platz über das Alten Gymnasium bis zum Müller-Flegel-Gelände, ob mit integriertem Supermarkt oder mit Hotel. 2001 warf die Brauerei ihre Industriebrache ins Rennen, was der Stadtrat 2002 gut hieß. 2003: Förderzusage des Landes; 2004: Rahmenvertrag der Public-Private-Partner; März 2007: offizieller Spatenstich für das Gesamt-Projekt; Herbst 2007: vom Abriss zum Aufbau des Brauerei-Teils; Januar 2008: Spatenstich für die Stadthalle; Mai: Notartermin, Start der Ausschreibungen; Juni: Land bewilligt die ersten 1,55 Millionen Euro seines 4,2 Millionen-Euro-Anteils; Juli: Baupause wegen Betriebsferien zahlreicher Baufirmen; August: Baustart Stadthalle. (scho)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort