Unfälle Mehr Tote: Die Polizei in Bitburg und Prüm zieht Bilanz

Bitburg/Prüm · Die Polizeibeamten der beiden Inspektionen Bitburg und Prüm haben die Unfallzahlen und -ursachen des vergangenen Jahres ausgewertet. 14 Menschen kamen ums Leben, sechs mehr als 2017. Und einige Ergebnisse überraschen.

 Großeinsatz für Polizei und Rettungskräfte: Gleich mehrere Unfälle, auch mit Gefahrguttransportern, ereigneten sich voriges Jahr im Ausgang der A 60-Baustelle und im weiteren Verlauf der Autobahn.

Großeinsatz für Polizei und Rettungskräfte: Gleich mehrere Unfälle, auch mit Gefahrguttransportern, ereigneten sich voriges Jahr im Ausgang der A 60-Baustelle und im weiteren Verlauf der Autobahn.

Foto: Fritz-Peter Linden

Auf den Straßen im Eifelkreis Bitburg-Prüm starben im vergangenen Jahr 14 Menschen, sieben im Dienstbezirk der Polizeiinspektion (PI) Prüm, sieben im Bezirk der Inspektion Bitburg. Das ist die wichtigste und traurigste Nachricht in der Unfallstatistik 2018. In beiden Gebieten sind es mehr Tote als im Jahr davor, vier in Bitburg, zwei in Prüm.

Und vor allem, wenn es sehr junge Menschen treffe, sagt Georg Bührmann, Chef der Inspektion Prüm, erschüttere das auch die Polizisten. Diese Unfälle, bei aller Professionalität, die man zu wahren habe, „die machen auch mit den Polizeibeamten was“.

 Schwierige Bergung in mehreren Etappen: Dieser Laster verunglückte im Juni in der der A 60-Anschlussstelle Prüm.

Schwierige Bergung in mehreren Etappen: Dieser Laster verunglückte im Juni in der der A 60-Anschlussstelle Prüm.

Foto: Fritz-Peter Linden

Manchmal kann der Blick auf eine polizeiliche Unfallstatistik auch neue Entwicklungen signalisieren: Mehr und mehr Autofahrer nämlich halten sich nicht ans Rechtsfahrgebot. Es zieht sie nach links, zur Mitte der Straße, und dann landen sie manchmal auch in der Gegenspur. Und das habe, neben dem zu schnellen Fahren, häufig zu Unfällen geführt, sagt Bührmann. „Das scheint mir, ohne das belegen zu können, zum Teil auch mit Ablenkung zusammenzuhängen.“

Und was könnte sie ablenken? Vielleicht ja das Autoradio, an dem man herumfummelt. Oder eben, so die Vermutung, Mobilgeräte, Apps, das ganze Klingeling: Wer damit – verbotenerweise – hantiert, der tendiert dann auch eher mal zur Fahrbahnmitte. Als Puffer nach rechts und aus Sorge, im Graben zu landen. Wie gesagt: Beweisen kann Bührmann das nicht. Plausibel klingt es trotzdem.

Und so sieht es auch der Bitburger Kollege Wolfgang Zenner: „Wir bewegen uns da im Bereich der Vermutung. Aber diese Vermutung liegt nah.“

Die Gesamtzahlen: 1693 Unfälle waren es im Bezirk Prüm vergangenes Jahr, zehn weniger als 2017. Im Bezirk Bitburg stieg die Zahl von 2656 auf 2682. Häufigste Unfallursache dort „ist erstmals ungenügender Sicherheitsabstand“, sagt Wolfgang Zenner. 430 Unfälle gingen darauf zurück (2017: 403). Die Leute fahren also zu nah auf. Dass auch dabei vielleicht Ablenkung, vielleicht durch das Handy, eine Rolle spiele, dazu gebe es unterdessen „keine verlässlichen Daten“, sagt Zenner.

Das Abstands-Problem hat in Bitburg die bisher häufigste Unfallursache – Rangieren, Ein- und Ausparken – auf Patz 1 abgelöst. Die Beamten in der Kreisstadt haben zudem eine Entwicklung festgestellt, die zunächst verwundert: Denn während im Bezirk Prüm ältere Menschen deutlich seltener Unfälle verursachen als die dabei überproportional vertretene Jugend, steigt im Bitburger Dienstbezirk die Zahl der verunglückten Senioren.

Leider, sagt Wolfgang Zenner. Und kontinuierlich: 2014 waren es 293 Unfälle mit älteren Autofahrern, vor fünf Jahren 314, 2016 stieg die Zahl auf 351, 2017 auf 381, und vergangenes Jahr waren es bereits 406.

„Aber fairerweise“, ergänzt Zenner, „muss man auch sagen: Diese Personengruppe wird von Jahr zu Jahr größer.“ Dass ältere Menschen schechtere Autofahrer seien, „ist durch nichts zu belegen“.

Leicht positiv ist derweil, trotz ihres nach wie vor recht hohen Anteils am Unfallgeschehen, die Entwicklung bei den jungen Autofahrern: „Da haben wir tatsächlich einen Rückgang“, sagt Zenner – auf 609, von 665 Unfällen noch im Vorjahr. Auch in Prüm ging die Zahl der jungen Unfallbeteiligten etwas zurück. „Jetzt könnte man sagen: Das liegt an unserer hervorragenden Präventionsarbeit“, sagt Zenner und lacht. „Aber das wäre zu weit aus dem Fenster gelehnt.“

In der Eifel nach wie vor stark vertreten: die Wildunfälle. Die Prümer, mit sehr vielen Straßen durch Waldgebiete, verzeichnen 766, das sind mit 45 Prozent fast die Hälfte. Bei den Bitburgern waren es in der Zahl mehr, im Verhältnis etwas weniger: 955 dieser Unfälle ergeben einen Anteil von 35,7 Prozent an der Gesamtzahl.

Einen deutlichen Rückgang bei den Unfallzahlen, von 91 auf 68, verzeichnen die Bitburger übrigens auf der B 257, die in Richtung Luxemburg verläuft.

Das dürfte aber weniger an der gewachsenen Vernunft der Fahrer liegen: Zenner verweist stattdessen auf die teils langfristigen Baustellen an der Straße. Und die gingen eben auch einher mit Tempolimits und Überholverboten. „Das hat den Verkehr dort deutlich beeinflusst.“

Darüber hinaus, das sagen die Vertreter beider Inspektionen, gab es meist nur marginale Veränderungen im Unfallgeschehen. Die Gesamtzahl ist im Bezirk Bitburg leicht steigend (27 mehr als 2017), in Prüm ging sie um zehn zurück.

Georg Bührmann hat auf unseren Wunsch übrigens einmal überschlagen, was die Unfälle des Jahres allein an Sachschaden verursachen. Wobei die Beamten „nicht bei jedem einzelnen Wildunfall“ eine Kalkulation vornehmen müssten und in der Regel eher vorsichtig mit ihren Schätzungen seien. Im Jahr 2018 seien es trotzdem „gute fünf Millionen Euro“ gewesen. Die tatsächliche Summe aber, glaubt Bührmann, „liegt gewiss zwischen 7,5 und zehn Millionen Euro“.

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