Unser Mann am Bosporus: Ex-Bundeswehr-Oberst Walter Ewertz zeigt Reisenden gerne Istanbul

Arzfeld · Walter Ewertz aus Arzfeld kennt Istanbul fast so gut wie seine Uniformtasche. Die Liebe zur Stadt entstand, als der Bundeswehr-Oberst dort in einem Nato-Stab tätig war. Heute führt er Reisegruppen durch die türkische Metropole.

Unser Mann am Bosporus: Ex-Bundeswehr-Oberst Walter Ewertz zeigt Reisenden gerne Istanbul
Foto: (e_pruem )
Unser Mann am Bosporus: Ex-Bundeswehr-Oberst Walter Ewertz zeigt Reisenden gerne Istanbul
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Arzfeld. Viele Eifeler kennen Walter Ewertz als Historiker: Für den Geschichtsverein Prümer Land hat der Arzfelder zum Beispiel in der jüngeren Zeit Vorträge über die Ardennen-Offensive und das Ende des Zweiten Weltkriegs in der Region gehalten. Militärisch gesehen ist er allerdings auch wirklich vom Fach: Der 69-Jährige ist Bundeswehr-Oberst außer Dienst.
Sein zweites Steckenpferd ist nicht so offensichtlich. Es heißt Istanbul. Und seine Liebe zur Stadt teilt er regelmäßig mit anderen Menschen: Seit einiger Zeit begleitet er zwei- bis drei Mal im Jahr für das Bitburger Reisebüro Scharff Touristengruppen an den Bosporus.
Wie kam es dazu? "Am Ende meiner beruflichen Laufbahn als Offizier der Bundeswehr durfte ich von 2002 bis 2006 als Abteilungsleiter in einem hohen NATO-Stab dienen. Außerdem war ich dort verantwortlich für die ständige deutsche Abordnung", sagt Ewertz. Gemeinsam mit seiner Frau Hannelore habe er zu dieser Zeit im Stadtteil Emirgan am Bosporus gelebt - und zwar gern: "Wir haben nur gute Erinnerungen an diese Zeit." Es blieben nicht nur Erinnerungen, sondern auch eine Reihe von Freunden und Bekannten. Da komme man mit den Einheimischen ganz anders ins Gespräch. Auch über knifflige Fragen. Ewertz: "Der mögliche Beitritt der Türkei zur EU ist derzeit kein Thema." Die Türken fühlten sich in dieser Frage von Europa mittlerweile hingehalten "und nicht ehrlich behandelt". Gerade ist Ewertz, der auch an der Universität Trier Byzantinische Geschichte studierte, übrigens wieder zurück von einer weiteren Reise: Dabei seien auch aktuelle Themen wie die Flüchtlingsströme aus Syrien und dem Irak angesprochen worden - und die hohe Belastung, die sie für das Land an der Schnittstelle zwischen Europa und dem Nahen Osten bedeuten.
Und er erlebte mit seiner Reisegruppe "als zusätzliches, quasi kostenloses Erlebnis den aktuellen Wahlkampf ‚a la turca\' in den fahnen- und wimpelgeschmückten Straßen sowie auf den öffentlichen Plätzen". Das sei etwas ganz anderes gewesen als "ein müder europäischer Argumente- und Flyerwahlkampf", sagt er. Dröhnend laut seien da auf Einwohner und Besucher "die eindringlichen Musikstakkatos und Politikerauftritte" eingeprasselt, oft im bunten akustischen Durcheinander.
Dabei habe die regierende Mehrheitspartei AKP ihre Macht "und offensichtlich auch ihre finanziellen Mittel" dazu genutzt, sich als allgegenwärtig zu präsentieren und als Garant für die Zukunft der Türkei. Auch Staatspräsident Erdogan habe kräftig zugunsten "seiner" AKP mitgemischt - "eigentlich verfassungswidrig", sagt Ewertz.
Ende Mai hätten sich dann der Präsident und die Partei "mit einer riesigen Massenveranstaltung in Yenikapi am Ufer des Marmarameers bereits als Wahlsieger unter dem Thema ‚562. Jahrestag der osmanischen Eroberung von Konstantinopel\'" gefeiert. Ewertz\' Urteil: "So missbraucht man Geschichte."
Der 69-Jährige hörte aber auch andere, gemäßigtere Stimmen - von Menschen, die die Hoffnung hegten, "dass bei Erstarken der kleineren Parteien und Verlusten der AKP das Ziel der verfassungsdominanten Groß-Partei mit einem allmächtigen Staatspräsidenten bei den Wahlen am 7. Juni verhindert werde. So traf es dann ja auch ein."
Ewertz kennt nicht nur die Stadt, auch abseits der Metropole war er unterwegs: So hat er vor elf Jahren auch den 5300 Meter hohen Ararat bestiegen.
Die nächsten Reisen sind bereits geplant. Und Walter Ewertz freut sich wieder auf "neue Erlebnisse, vor allem aber immer wieder auf die Erfahrung von Gastfreundschaft und Offenherzigkeit".
Walter Ewertz wird im Oktober wieder nach Istanbul fahren. Wer sich für das Programm mit viel Kulturgeschichte interessiert, kann sich direkt an ihn wenden unter Telefon 06550/928768, Informationen erhält man auch beim Reisebüro unter 06561/965414.

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