Unsicherer Blick in die Zukunft

PRÜM. Wie wird die Europäische Union die Milchquote zukünftig regeln? Wie können die Eifeler Milchbauern ihre Betriebe wettbewerbsfähig machen, und was ist dabei beim Thema Steuern zu beachten? Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau hat rund 150 Landwirte über diese und andere zukunftsweisende Fragen aufgeklärt.

 Sie machen sich große Sorgen um ihre Zukunft als Milchbauern: Etwa 150 Landwirte informieren sich in Prüm über Milchquotenregelung, Wettbewerbsfähigkeit und Steuern. Foto: Rebecca Schaal

Sie machen sich große Sorgen um ihre Zukunft als Milchbauern: Etwa 150 Landwirte informieren sich in Prüm über Milchquotenregelung, Wettbewerbsfähigkeit und Steuern. Foto: Rebecca Schaal

"Wahrheit, Klarheit und Orientierung" verspricht Michael Horper, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Bitburg-Prüm, den Landwirten in der Prümer Karolingerhalle zu Beginn der Veranstaltung. Das Bedürfnis nach konkreten Informationen auf Seiten der Bauern ist offensichtlich groß, denn trotz - aus landwirtschaftlicher Perspektive - perfekten Wetters füllt sich die Halle schnell. Dass dies kein gemütliches Beisammensein wird, verrät ein Blick in die teils fragenden, teils wütenden Gesichter der Besucher. "Wir sind von allen Seiten belogen worden"

Seine wichtigste Aussage macht der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau ohne große Umschweife schnell deutlich. "Die Milchquote macht deshalb keinen Sinn mehr, weil hier politisch gewollt Überschüsse im europäischen Raum produziert werden", erklärt Präsident Leo Blum. Die jetzige Milchquotenregelung läuft im Jahr 2015 aus, was danach kommt, lässt sich derzeit nur vermuten. Blum: "Der Ministerrat ist gegen die Fortführung einer Quote nach 2015." Die derzeitige Regelung garantiert jedem Milcherzeuger einen Garantiepreis für seine Milch, so lange er nicht mehr als die vorgeschriebene Menge produziert. Somit soll eine Überproduktion an Milch in Europa verhindert werden. Dass dieses Unterfangen innerhalb der Europäischen Union mit 20 Prozent Milchüberschuss offenbar nicht funktioniert, erläutert Agraringenieurin Karin Bothe vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum. "Die Politik ist schon längst aus der Quotenregelung ausgestiegen, ohne dass wir es überhaupt gemerkt haben", stellt sie fest. Ihre Forderung: "Die Bundesregierung soll sich bis 2007 positionieren, damit sie unsere Interessen bei der EU vorbringen kann und unsere Milchbauern mehr Planungssicherheit haben." Eine positive Bilanz bezüglich der rheinland-pfälzischen Landwirtschaftsbetriebe zieht Andrea Höller von der Arbeitsgemeinschaft der Milchberatungsringe: "Im Bundesdurchschnitt sind unsere Betriebe in Rheinland-Pfalz auf jeden Fall wettbewerbsfähig." Neben ihren Tipps zur Senkung der Produktionskosten und Optimierung des Herdenmanagements informiert Steuerberater Bernd Heinrichs über die Umsatzsteuer im Zusammenhang mit dem Milchquotenkauf. Es sind eine Menge Informationen, die die Landwirte von den Experten des Bauernverbandes und Dienstleistungszentrums erhalten. Trotzdem scheint die Unsicherheit nach wie vor groß. Fehlende Mitspracherechte, aufgezwungene Regelungen und undurchsichtige politische Vorgehensweisen sind die wichtigsten Punkte, die von den Besuchern in der anschließenden Diskussion kritisiert werden. Großen Applaus bekommt ein Landwirt, der all seinen Kollegen offensichtlich aus dem Herzen spricht: "Was die Milchquote angeht, sind wir von allen nur belogen worden."

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