Unter Luxemburger Flagge

BITBURG-PRÜM. Immer mehr Luxemburger zieht es in den Eifelkreis Bitburg-Prüm. In den Verbandsgemeinden an der Kreisgrenze hat dies einen regelrechten Bau-Boom ausgelöst.

946 der insgesamt 4537 Ausländer im Eifelkreis Bitburg-Prüm sind Luxemburger. Das macht inzwischen eine Quote von knapp 21 Prozentpunkten aus. Während 1976 noch 284 Luxemburger im Eifelkreis lebten, wuchs die Zahl stetig. Rapide bergauf geht es derweil seit 2004. Damals lebten zum Stichtag 31. Dezember 569 Luxemburger im Kreis, Ende vergangenen Jahres waren es bereits fast 1000. Und der Trend? Steigend! "In Nusbaum ist in letzter Zeit so viel gebaut worden wie in den vergangenen 20 Jahren nicht", weiß Reiner Wirtz. Der Chef der Wirtschaftsförderung bei der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm bestätigt zudem, dass die Nachbarn aus dem "Ländchen" sich auch gerne direkt in den Ortslagen des Eifelkreises niederließen. Grund dafür seien die extrem hohen Grundstückpreise in Luxemburg. "Das hören wir immer wieder."Bauland in Luxemburg knapp und teuer

Dies bestätigen auch Erwin Klasen und Manfred Dichter von der Verbandsgemeindeverwaltung in Neuerburg. Zwischen 150 und 300 Euro koste dort inzwischen der Quadratmeter. Als Beispiel angeführt wird das kleine Dorf Fouhren, ein Ort zwischen Roth an der Our und Diekirch. Dort müsse man für den Quadratmeter satte 250 Euro berappen. Zudem gebe es in Luxemburg kaum noch Bauland. Das sieht auf deutscher Seite anders aus. In Roth an der Our, Geichlingen und Körperich zum Beispiel ist der Quadratmeter für 35 bis 70 Euro zu haben. In Geichlingen wird zudem das Neubaugebiet demnächst erweitert. Laut Manfred Dichter ist bereits jetzt abzusehen, dass es überwiegend Luxemburger sein werden, die dort auf Grundstückssuche gehen würden. Ähnlich stellt sich die Situation in der Verbandsgemeinde Irrel dar. Auch Büroleiter Winand Bermes bestätigt, dass sich die Nachbarn aus Luxemburg in den so genannten grenznahen Orten Bollendorf, Echternacherbrück, Wallendorf und Minden nach Grund und Boden umschauten oder sich dort bereits niedergelassen hätten. Laut Reiner Wirtz wird dieser Trend anhalten, "weil Bauen in Luxemburg bei den Grundstückspreisen für einen Normalsterblichen so gut wie unerschwinglich" sei. Nach den Worten von Kreis-Pressesprecher Rudolf Müller verzeichne der luxemburgische Arbeitsmarkt zwischenzeitlich weit mehr als 100 000 Berufseinpendler. "Das sind Verhältnisse fast wie in Dubai", macht Müller klar. Von den 470 000 Einwohnern in Luxemburg seien zudem knapp 200 000 Ausländer, davon wiederum rund 35 000 Portugiesen. Kein Wunder also, dass auch im Eifelkreis Bitburg-Prüm inzwischen 125 Portugiesen wohnten. Sowohl Reiner Wirtz als auch Rudolf Müller sehen in dem sprunghaften Anstieg der Zahl der luxemburgischen Menschen im Eifelkreis indes eine große Chance und begrüßen diesen Trend ausdrücklich. Gleichzeitig fordern sie konkrete Integrationsprojekte in Kindergärten, Vereinen und Schulen sowie das konsequente Angebot von Französisch-Unterricht. Reiner Wirtz: "Dieser Trend ist als eine Bereicherung für die Dörfer zu sehen." Und Rudolf Müller ergänzt: "Der Zuzug hat überwiegend positive Effekte. Von vermeintlich sterbenden Dörfern kann zumindest entlang der Grenze keine Rede sein.""Wir müssen die Leute mitnehmen"

Beispielhaft steht für diese Entwicklung die Dorferneuerung in Sinspelt; ein Ort, der erst kürzlich zur Schwerpunktgemeinde hoch gestuft wurde. Laut Edgar Kiewel, beim Kreis zuständig für die Dorferneuerung, wird man sich dort konkret mit Integrationsmöglichkeiten befassen, während Reiner Wirtz zusammenfasst: "Das ist eine große Herausforderung. Wir müssen die Leute mitnehmen, und da sind auch die Ortsgemeinden gefragt."

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