Unterirdische Probleme

PRÜM. Zurzeit lässt die Stadt Spitalstraße und Achterweg erneuern (der TV berichtete). Zwei Meter tiefer aber lauert Ungemach: Eine Wasserader macht Anwohner Reinhard Koch seit Jahren zu schaffen.

"Oben hui, unten pfui": Zu diesem Urteil kommt Reinhard Koch, Spielwarenhändler am oberen Hahnplatz, wenn er über die Erneuerung der Spitalstraße entlang seines Hauses spricht. Denn Koch hat ein seit Jahren ungelöstes Problem, das ihn allmählich in die Verzweiflung zu treiben droht: Unter seinem Haus verläuft eine Wasserader, die vom Kalvarienberg herab fließt. Die Folge: Bei starken Regenfällen und in feuchteren Monaten steigt drinnen das Wasser an den Wänden hoch.Schimmel, Moder und Verzweiflung

"Ich stehe hier in einem Laden, wo langsam alles anfängt zu schimmeln und zu modern", sagt der Geschäftsmann. Um sein Gebäude und seine zum Teil empfindlichen Technik-Spielsachen zu retten, müsste das Wasser abgefangen und abgeleitet werden - und zwar, wie er meint, von den Verbandsgemeinde-Werken. Der Ausbau der Spitalstraße sei dazu die beste Gelegenheit. "Das hätte doch auch einen Wert für die Stadt", sagt er - zumal ohnehin bereits zu viel sauberes Wasser in der Prümer Kläranlage lande. Er habe bereits vor fünf Jahren die VG (als zuständige Behörde) auf das Problem aufmerksam gemacht. Geschehen sei bis heute nichts. Man habe ihm inzwischen lediglich den Rat gegeben, auf eigene Kosten eine Ableitung bauen zu lassen - oder den Vorbesitzer zu verklagen. Ein Witz, findet Reinhard Koch. Auch jetzt habe ihn das mit der Planung befasste Ingenieur-Büro Scheuch darauf hingewiesen, dass er sein Haus selbst abdichten müsse, um weitere Schäden zu vermeiden. "Soweit es die öffentliche Verkehrsfläche betrifft", erklärt Hubert Thomas vom Planungsbüro, "legen wir die Keller frei und trocken". Die Planungstiefe reicht allerdings nur einen halben Meter unter die Oberfläche. Alles, was darunter liegt, ist Privatsache. Thomas: "Wir als Bauleiter können es nicht bezahlen, die Baufirma kann es nicht bezahlen, und die Stadt kann es auch nicht bezahlen." Tatsächlich wird Koch wohl auf diesen Kosten (geschätzte 15 000 Euro) sitzen bleiben, denn auch die Verbandsgemeinde ist der falsche Adressat: "Wir sind als Abwasserbehörde nicht dazu da, das Grundwasser zu beseitigen", sagt Bürgermeister Aloysius Söhngen. "Ich habe anfangs auch gesagt: Das muss doch irgendwie gehen. Ich hätte wirklich gern geholfen. Aber wir können das einfach nicht machen." Söhngens Sorge: Man würde damit einen Präzedenzfall schaffen, dessen Folgekosten für die Allgemeinheit nicht zumutbar seien. "Unsere Kanalisation und Kläranlagen sind ausgelegt auf bestimmte Wassermengen und Belastungsstoffe", erklärt VG-Werkleiter Ewald Dockendorf. "Fremdwasser darf nur kommen, wenn es regnet. Danach muss wieder Schmutzwasser rein." Er bestätigt, dass man überlegt habe, Koch zu helfen. Aber: In die Kläranlage gehöre das Wasser nicht, und eine Ableitung unter dem Hahnplatz in den Tettenbach "wäre eine Riesen-Maßnahme. Und die müsste Herr Koch ja auch bezahlen." Falls das überhaupt möglich wäre: "Die Wasserwirtschaft will, dass Grundwasser im Erdreich bleibt, damit nicht noch mehr Bäche und Flüsse in Regenzeiten Hochwasser produzieren." Schlechte Karten also für Koch: "Alle zucken nur mit den Schultern und sagen, dass es sie nichts angeht. Und ich muss mich damit abfinden, dass mein Haus kaputt geht." Es werde ihm wohl nichts anderes mehr bleiben, als es der Stadt zu schenken und auszuwandern. "Am liebsten nach Neuseeland." Das muss vielleicht nicht sein: Wie Stadtbürgermeister Hansgerd Haas sagt, sei eine Sanierung des Hauses auf jeden Fall förderwürdig. Die Hauptkosten müssten allerdings vom Besitzer getragen werden. Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Mailen Sie uns an thema@volksfreund.de. Wir bringen es voran.

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