Urwald-Flair im Eifel-Dorf

DALEIDEN. Josef Schronen hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Im 1000-Einwohner-Ort Daleiden eröffnete er 1993 ein Orchidarium. Drei Jahre später kam noch ein Alpengarten hinzu.

Sattes Grün. Tropenwald. Frische. Von irgendwoher krächzt ein Grau-Papagei. Wellensittiche in exotischen Farben trällern ein Lied. Zwischen den grünen Stauden plätschert leise ein Bächlein. Was im Eingangsbereich noch aussah wie ein ganz normales Blumengeschäft, entpuppt sich nach wenigen Schritten ins Herz der Orchideenanlage als eine grüne Oase.Schon als Steppke fasziniert von Frauenschuh

Josef Schronen ist der Betriebsinhaber der Orchideensammlung. Schon als Steppke war er fasziniert vom Frauenschuh und Knabenkraut - Orchideen, die an Wald-und Wiesenrändern in der Eifel wachsen. Zum Studium der Botanik fehlte aber das Geld. In den 70er-Jahren reifte dann der Entschluss zum blumigen Anfang: mit sage und schreibe vier Orchideen. Im April 1993 wurde schließlich das Highlight eröffnet - das Orchidarium. Auf einer Gewächshausfläche von 300 Quadratmetern wurde eine natürliche Landschaft mit tausenden Orchideen aufgebaut. Im Frühjahr 1996 kam dann der Alpengarten dazu. Ein exotischer Duftcocktail aus süß, holzig und frisch weist den Besuchern den Weg durch den künstlichen Urwald des Orchidariums. Das im Winter auf 15 und im Sommer auf 20 Grad Celsius temperierte Gewächshaus wird vom Besucher als solches nicht wahrgenommen. Blickt dieser nach oben, rechts oder links, ist keine künstliche Begrenzung zu entdecken. Weit und breit nur wohltuendes Grün. Bananenstauden im Innern, Zirbelkiefern draußen im Alpengarten. Immer wieder zeigt Schronen auf die Baumstämme. "Das sind alles Epiphyten", erklärt er und deutet dabei auf einen dichten Teppich aus kleineren und größeren Pflanzen. Manche Gewächse dieser Orchideenart hängen lianenähnlich von den Ästen herab. Andere sitzen fest auf den Stämmen. Epiphyten sind Aufsitzerpflanzen. Um der Finsternis auf dem Dschungelboden zu entgehen, benutzen sie die Bäume und besiedeln deren Stämme. "Schmarotzen tun sie aber nicht. Die Bäume werden nur als Lebensplatz genutzt", sagt Schronen. Auf dem sandsteingepflasterten Pfad geht es vorbei an Felsvorsprüngen und einem Bächlein. Dazwischen immer wieder bunte Farbtupfer wie auf einem Gemälde: Orchideen. Die Blüten der einen sehen aus wie Schmetterlinge. Der warme Gelbton zweier "Orchideenflügel" fließt über in ein sattes Orange. Die anderen drei spitz zulaufenden Blütenblätter sind orange-grün-braun-gestreift.Die Käufer haben die Qual der Wahl

Zwei Schritte weiter breiten sich blutrote Flecken wie Tintenkleckse auf den weißen Blüttenblättern aus. Die Orchidee daneben strömt einen so betörend süßliches Duftgemisch aus, dass ihre Blütenfarbe, ein schreiendes Pink, dabei fast übersehen wird. Etwas abseits stehend dann ein ganz besonderer Schatz. Eine Eigenkreation mit Widmung an die Ehefrau: die Orchidee Odontioda Monika Schronen. Mit mehr als 25 000 Arten gehören Orchideen zu den größten Pflanzenfamilien der Erde. Besonders üppig ist ihr Vorkommen in den tropischen Regionen Mittel- und Südamerikas sowie in Südost-asien. In den Verkaufsräumen der Orchideenanlage steigt derweil der archaische Jagdtrieb der Besucher. Es geht darum, ein Pflänzchen sein Eigen zu nennen. "Oooohs" und "Aaaahs" sind aus allen Ecken zu hören. Eine ältere Dame im Lodenmantel hebt abwechselnd rote und weiße Orchideen im Untertopf in die Höhe. Rückt die edle Blume nach vorne und wieder zurück. Auf ihrem Gesicht spiegelt sich Entzücken und Unentschlossenheit zugleich. Gerne hätte sie eine weiße Orchidee mit nach Hause genommen. Nun hat sie sich doch für die Zartrosa-Version entschieden. Die Frau neben ihr hat sich bereits mit geschlossenen Augen über den Blütenkelch der Orchideenspezies "Vanda" gebeugt. "Mmh, wie die duftet."

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