US-Soldat wegen Kindstod vor Militärgericht: Seine Frau im Zeugenstand

Spangdahlem · Vor dem Militärgericht der US-Air Base Spangdahlem hat nun die Ehefrau des Angeklagten ausgesagt. Dem 22-jährigen US-Soldaten aus Spangdahlem wird vorgeworfen, das gemeinsame Baby Cordale im Herbst 2010 so brutal geschüttelt zu haben, dass es wenig später an seinen schweren Gehirnverletzungen starb.

 Ein Bild, wie man es sonst nur aus amerikanischen Gerichtsserien kennt: In diesem Saal muss sich in Spangdahlem nach dem gewaltsamen Tod seines kleinen Sohnes ein US-Soldat verantworten. Hinten der Richtertisch, links die Geschworenenbänke, im Vordergrund werden die Vertreter der Anklage sitzen. Kurz nachdem sie dieses Foto geschossen hat, muss unsere Redakteurin ihre Kamera und ihr Handy abgeben. Flüstern ist in den Zuschauerreihen des US-Militärgerichts in Spangdahlem ebenso untersagt wie vielsagende Kopfbewegungen. TV-Foto: Katharina Hammermann

Ein Bild, wie man es sonst nur aus amerikanischen Gerichtsserien kennt: In diesem Saal muss sich in Spangdahlem nach dem gewaltsamen Tod seines kleinen Sohnes ein US-Soldat verantworten. Hinten der Richtertisch, links die Geschworenenbänke, im Vordergrund werden die Vertreter der Anklage sitzen. Kurz nachdem sie dieses Foto geschossen hat, muss unsere Redakteurin ihre Kamera und ihr Handy abgeben. Flüstern ist in den Zuschauerreihen des US-Militärgerichts in Spangdahlem ebenso untersagt wie vielsagende Kopfbewegungen. TV-Foto: Katharina Hammermann

Vor dem US-Militärgericht Spangdahlem muss er sich daher nun in einem langwierigen Prozess wegen Totschlags, Körperverletzung und Kindesgefährdung verantworten.

Die junge Frau machte im Zeugenstand des US-Gerichts die gleichen Aussagen, wie schon vor dem Trierer Landgericht, das sie im Mai zu fünf Jahren Haft verurteilt hatte: Sie berichtete davon, dass ihr Baby viel weinte, nachdem sie wenige Monate nach der Geburt aus Texas nach Spangdahlem zurückgekehrt war - insbesondere in der Nähe des Vaters. Sie berichtete von den Sorgen, die sie sich um Cordale machte, als er sich plötzlich nicht mehr so bewegte wie sonst. Von Verbrennungen, die das Kind erlitten haben muss, während der Vater es badete. Und auch von jenem Tag als ihr Mann sie zur Babywiege rief, in der Cordale regungslos lag und nicht mehr atmete. Wie Ärzte später feststellten, hatte das Baby ein Schütteltrauma erlitten. Mit tödlichen Folgen.

Wenige Wochen später starb der Junge in einem Trierer Krankenhaus an seinen schweren Verletzungen.

Das Trierer Landgericht hat die junge Frau im Mai zu fünf Jahren Haft verurteilt, weil sie ihren Sohn nach Ansicht des Gerichts nicht vor den Übergriffen des Vaters geschützt hatte. Ihre Erklärung: Sie wäre nie auf die Idee, dass ihr Mann zu solchen Taten fähig sein könnte. In Spangdahlem sagte sie nun, sie möchte selbst endlich die Wahrheit erfahren, was damals mit iohrem Kind passiert ist.

Ginge es nach dem Landgericht, säße wohl auch der Vater längst hinter Gittern. Der junge Unteroffizier untersteht als Militärangehöriger jedoch der US-Rechtssprechung. Und ob das Militärgericht ihn für schuldig befindet, steht noch nicht fest. Seine Verteidiger, die auf nicht schuldig plädieren, haben der Ehefrau im Kreuzverhör zahlreiche Fragen gestellt, die suggerieren, dass auch sie die Schuldige sein könne: Ob es stimme, dass das Kind nicht geplant gewesen sei, dass es ihre beruflichen Pläne zerstört habe, dass sie während der Schwangerschaft sehr krank gewesen sei, dass sie in Facebook geschrieben habe, der Schlafrhythmus ihres Sohnes bringe sie um…? Und ob sie nicht selbst die Möglichkeit gehabt habe, dem Kind etwas anzutun?

Fragen, auf die die junge Frau mit Ja antwortete. Fragen, die bei den Geschworenen einen Zweifel an der Schuld des Angeklagten erzeugen könnten - und wohl auch sollen. Und sollte es der Verteidigung gelingen, diesen Zweifel zu nähren, könnte es zu einem Freispruch kommen.

Auch, wenn die junge Frau nochmals betonte, ihr Kind nicht verletzt zu haben. Und auch, wenn das deutsche Gericht ihr glaubt und den Vater für schuldig hält. Zu welchem Schluss die Geschworenen des US-Militärgerichts kommen, wird sich frühestens Ende der Woche entscheiden.

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