Kommunen Fortgespült und weggerissen

Prüm · Die Fraktionen im Rat der Verbandsgemeinde Prüm haben sich mit den Unwetterschäden in der Kommune befasst. Deren Behebung wird mehrere Millionen Euro kosten.

 Land unter in Habscheid-Hollnich, abgelichtet von Verbandsgemeinde-Wehrleiter Alexander Thiel. Ein ganzes Stück Straße wurde fortgespült.

Land unter in Habscheid-Hollnich, abgelichtet von Verbandsgemeinde-Wehrleiter Alexander Thiel. Ein ganzes Stück Straße wurde fortgespült.

Foto: Alexander Thiel

Die Sitzung beginnt mit einem Dank: Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Prüm, honoriert die Arbeit der Retter und Helfer, die in den vergangenen Wochen gegen Schlamm, Wassermassen und die weiteren Folgen der schweren Unwetter gekämpft haben. Feuerwehren, Technisches Hilfswerk, Rotes Kreuz – diese „und alle Organisationen, die sonst noch im Einsatz waren“. Alle hätten „ausgesprochen gut“ funktioniert – jede für sich, aber „auch in der Zusammenarbeit“.

Am Abend der Sitzung sind die Schadenssummen noch nicht zu beziffern, der Bürgermeister liefert aber einen vorläufigen Überblick, was die öffentliche Infrastruktur betrifft: Etliche Wirtschaftswege sind hinüber, überschwemmt, unterspült, weggebrochen. Die Straße zwischen Habscheid und dem Ortsteil Hollnich „ist einfach weg“, sagt Söhngen. Einige Kläranlagen der VG standen ebenfalls unter Wasser: in Bleialf, Winterspelt, weiteren Orten – „das zog sich quer durch“.

 Unwetter in der Eifel, Schlamm überall - wie in Bleialf.

Unwetter in der Eifel, Schlamm überall - wie in Bleialf.

Foto: Fritz-Peter Linden

Allein die große Anlage in Watzerath blieb verschont. Denn der Pegel der Prüm sei bis dahin noch nicht allzu hoch gewesen – „aber ab dem Zufluss des Alfbachs war das komplett anders“. Der Bach hatte vor allem in Pronsfeld große Flächen überschwemmt. Im weiteren Verlauf der Prüm seien dann am Radweg zwischen Pronsfeld und Lünebach, an der Grenze der Verbandsgemeinden Prüm und Arzfeld, „15 Meter weggebrochen“.

 Und überall steht Schlamm, der von den Hängen rutschte.

Und überall steht Schlamm, der von den Hängen rutschte.

Foto: Fritz-Peter Linden

Fürs Erste werde man jetzt „dafür sorgen, dass da Provisorien hinkommen“, sagt Söhngen, was auch bedeute, dass man dort stellenweise vom Rad werde absteigen müssen.

 Und überall steht der Schlamm, der von den Hängen gespült wurde.

Und überall steht der Schlamm, der von den Hängen gespült wurde.

Foto: Fritz-Peter Linden

Schäden auch am Radweg in der Nähe der Heltenbacher Mühle, am Bergwerkstollen Bleialf („vorerst nicht nutzbar“) und am Jugendlage. Zur Behebung „werden wir Zuschussanträge stellen“.

Apropos Zuschüsse: Ja, das Land hat nun doch Hilfe in Aussicht gestellt auch für die Bürger, denen das Wasser in die Häuser geschossen war. Aber daran zu kommen, sagt der VG-Chef, sei mit sehr hohen Hürden verbunden. Die wurden dann am Mittwoch (TV von gestern) etwas niedriger gesetzt: „Auf jeden Fall ist ein Vorteil, dass du nicht unbedingt eine Elementarversicherung haben musst. Aber du musst nachweisen, dass du für die Zukunft eine hast.“ Das immerhin, sagt Söhngen, sei „eine echte Ausweitung“ des Hilfsprogramms.

Die Ortsbürgermeister sind nun aufgefordert, die gemeldeten Schäden in ihren Gemeinden an die VG weiterzugeben, Ansprechpartner ist Peter Hillen von der Abteilung Bürgerdienste, erreichbar unter Telefon 06551/943107. Das DRK hat ein Spendenkonto eingerichtet, auch der Kreis wird Geld bereitstellen.

Tags darauf gibt Söhngen dann auf TV-Anfrage eine erste Schätzung der Schadenshöhe durch: Für die Verbandsgemeinde seien das 2,5 bis drei Millionen Euro, privat gemeldet sei „bisher etwa eine Million“.

Der Rat beschließt dann, wie gestern bereits gemeldet, einstimmig die bereits vom Kreis verabschiedete Resolution zur Medicus eG: Die Eifeler Mediziner-Initiative für ein Versorgungszentrum war vom Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung abgelehnt worden. Die Resolution verlangt eine neue Entscheidung des Ausschusses. Alle sind dafür – „weil das für uns ein Herzensanliegen ist“, sagt Mathilde Weinandy von der CDU-Fraktion.

Zum erfreulichen Teil des Abends: Das waren vor allem die vier vorgelegten Geschäftsberichte. Hedwig Serwas, pädagogische Leiterin der Volkshochschule, präsentiert „ein richtig gutes Jahr“ mit Rekordbelegungen und steigenden Teilnehmerzahlen unter anderem bei Gesundheitsthemen, Sprach- und Integrationskursen. Letztere dürften aber wieder zurückgehen – weil weniger Flüchtlinge kommen. Für ihre Arbeit erhält sie Zuspruch von allen Seiten.

Das gilt auch für Anne Stollenwerk, Geschäftsführerin des Naturparks Nordeifel, und deren Jahresbericht: Peter Eichten (CDU, zugleich Ortsbürgermeister in Auw), dankt nicht nur im Namen der Fraktion, sondern auch aller Gemeindechefs.

Quer durch die Fraktionen geht auch die Anerkennung für die Leistungen der Zentralbücherei im Konvikt, vorgestellt von Andrea Böker, und für Jochen Pauls, Chef im Haus der Jugend. Und weil das alles so flott geht, meldet sich Annette Schürmann (Bündnis 90/Die Grünen) noch einmal per E-Mail und lobt Pauls’ „große Kooperationsbereitschaft und die offene und lösungsorientierte Haltung zu allen Ideen, Fragen und Aktionen“.

Den Eifeler Nachwuchs hat auch Dorothea Fiedlschuster im Blick, neue Caritas-Fachkraft für Jugendarbeit in der Verbandsgemeinde. Ihr Ziel: Den Jugendlichen in Stadt und Dörfern Anreize zu bieten, in den Gemeinden zu bleiben – oder nach der Ausbildung zurückzukehren. Denn laut einer Studie sehe es sonst düster aus für die Eifel: Bis 2035 drohe die Region fast ein Drittel der jungen Leute zu verlieren.

Letzter Punkt: Glyphosat. Die Grünen im Rat wollten wissen, ob die VG das hochumstrittene Pflanzenschutzmittel auf ihren Flächen einsetzt. Söhngens Antwort: Nein. „Ein sehr schönes Ergebnis“, sagt Fraktionssprecherin Christine Kohl.

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