Ehrenamtliches Engagement Fahrdienst bringt in Bitburg die Menschen zusammen

Bitburg · Wenn die eigene Mobilität nachlässt, ist es gut, Hilfe von anderen zu bekommen. Die Initiative „Verbindende Nachbarschaft“ ist ein Team ehrenamtlicher Fahrer, das Senioren in Bitburg wieder mobil macht.

 Viele, aber nicht vollständig: Der ehrenamtliche Fahrdienst mit der Vorsitzenden Hedwig Disch (vorne links) und Monika Dondelinger vom Caritasverband Westeifel e.V. (dritte von links).

Viele, aber nicht vollständig: Der ehrenamtliche Fahrdienst mit der Vorsitzenden Hedwig Disch (vorne links) und Monika Dondelinger vom Caritasverband Westeifel e.V. (dritte von links).

Foto: Anja Theis

Als „supergut“ bezeichnet Hedwig Disch die bisherige Zusammenarbeit des ehrenamtlichen Fahrdienstes. Sie ist die Vorsitzende der Elisabeth-Konferenz der Pfarrei Liebfrauen in Bitburg. Seit 60 Jahren gibt es diese Gruppierung, Disch ist seit 22 Jahren dabei. Und seit zwei Jahren für den ehrenamtlichen Fahrdienst mitverantwortlich.

„Es müsste hier einen Fahrdienst geben“ hörte man schon lange Zeit auf den Sozialstationen der Generationenhäuser. Immer mehr Senioren haben sich eine Möglichkeit gewünscht, innerhalb der Stadt oder auch mal auswärts mobil zu sein. Eben für Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, aber trotzdem am alltäglichen Leben teilhaben möchten. Sowohl die Stadtverwaltung als auch die Elisabeth-Konferenz waren an einer Zusammenarbeit interessiert, so entstand das besondere Projekt im Rahmen der Engagierten Stadt Bitburg.

„In Bitburg ist mit dem Fahrdienst wirklich etwas gelungen, was nicht alltäglich ist und wo viele inzwischen auch neidvoll gucken, dass es so funktioniert“, sagt Projektleiterin der Engagierten Stadt Bitburg, Monika Dondelinger, und fügt hinzu: „Ein ganz besonderes Engagement in der Stadt Bitburg, was eigentlich seinesgleichen noch sucht und auch nur durch diese Vernetzung möglich war.“

Doch wie funktioniert der Fahrdienst? Mobilitätseingeschränkte Senioren ab 70 können jeden Montag unter einer speziellen Nummer bei der Stadtverwaltung anrufen. Diese Anrufe werden dann auf die Festnetznummern der ehrenamtlichen Mitarbeiter des Telefondienstes umgeleitet. „Dann führen wir Listen und versuchen die Fahrten so zu koordinieren, dass alles zeitlich hinhaut. Um halb 12 wird die Telefonleitung abgeschaltet, dann hat man noch Zeit zu gucken, ob ein Fahrer genügt und so weiter“, erklärt die ehrenamtliche Helferin Anne Rüdesheim. Das funktioniere bisher ganz gut.

Im Anschluss erhalten die Fahrer die Liste mit den gebuchten Fahrten. Das Besondere: Es gibt keinen Bürgerbus, alle Fahrten werden mit den privaten PKW auf eigene Fahrtkosten getätigt. „Das ist durchaus nicht selbstverständlich“, sagt Dondelinger. Deshalb bestehe die Möglichkeit, pro gefahrenen Kilometer 30 Cent abzurechnen. „Viele Fahrer spenden das Geld aber wieder der Elisabeth-Konferenz. Es ist ein rein ehrenamtlicher Dienst“, betont Dondelinger. „In den Autos steht eine Spardose. Der Fahrdienst ist für die Nutzer kostenlos. Wer sich erkenntlich zeigen will, kann etwas in die Spardose werfen.“

Angefahren werden Ärzte, Bänke, Supermärkte, Apotheken und viele weitere Stationen in der Stadt Bitburg einschließlich der Vororte, es könne jedoch auch mal vorkommen, dass Sonderfahrten außerhalb, beispielsweise nach Trier, anstünden, weiß Dondelinger. „Bisher habe ich immer einen Fahrer gefunden“, freut sich Disch. Mittlerweile gibt es elf Fahrer, die über das Bistum versichert sind.

Die Resonanz ist durchweg positiv. Viele Senioren freuen sich über die Möglichkeit, auf diese Weise ein Stück weit mobil zu sein und mit den Fahrern sprechen zu können. Auch Fahrerin Hedy Ewertz berichtet: „Das ist nicht nur ein Dienst, das ist auch Menschlichkeit.“

Zwei Mal im Jahr trifft sich der ehrenamtliche Fahrdienst, um sich auszutauschen und ihre Erfahrungen zu teilen. Aber auch Probleme werden im Plenum diskutiert: Wie geht man mit schweren Personen um, denen man kräftemäßig nicht aus dem Auto helfen kann?

Gemeinsam suchen die Ehrenamtlichen dann nach Lösungen, ein wichtiger Teil für die weitere Zusammenarbeit.

Auch wenn es durch Corona und die Schließung der Seniorenstube zurzeit weniger Anfragen gibt, ist der ehrenamtliche Fahrdienst weiterhin motiviert unterwegs. Dondelinger prognostiziert: „Es gibt diesen Fahrdienst und der wird nochmal größeren Bedarf kriegen.“

 Mit ihren Privatautos fahren die ehrenamtlichen Helfer durch die Stadt.

Mit ihren Privatautos fahren die ehrenamtlichen Helfer durch die Stadt.

Foto: TV/Patricia Prechtel

Die Fahrten der Initiative „Verbindende Nachbarschaft“ können jeden Montag von 9 bis 11.30 Uhr unter Telefon 06561/6001125 angemeldet werden. Mittwochs werden dann die gewünschten Stationen angefahren. Sonderfahrten sind nach Absprache auch an anderen Tagen möglich.

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