Stalbacher Familie klagt gegen Behörden Alle Beteiligten weisen Schuld von sich

Lichtenborn · Bevor ein Schuldiger nach dem Unfall nahe dem Acker des Lichtenborner Landwirts Erwin Meyer gefunden wurde, ist dieser an einem Herzinfarkt gestorben. Seine Ehefrau führt den Rechtsstreit weiter.

 Sind alle Pipeline, die vom 1994 verlassenen Tanklager Lichenborn ausgehen, stillgelegt? Daran gibt es seit dem Unfall vom September 2018 zumindest Zweifel.

Sind alle Pipeline, die vom 1994 verlassenen Tanklager Lichenborn ausgehen, stillgelegt? Daran gibt es seit dem Unfall vom September 2018 zumindest Zweifel.

Foto: TV/Christian Altmayer

Das Loch ist zu, etliche Tonnen belastete Erde sind abgebaggert und der ist Benzingeruch verflogen. Doch erledigt ist der Rechtsstreit um die „Spritdusche“ vom September 2018 noch lange nicht. Zu viele Fragen bleiben auch eineinhalb Jahre nach dem Unfall nahe Lichtenborn ungeklärt.

Wer trägt die Schuld daran, dass sich an jenem Tag literweise Sprit auf ein Feld und einen Radweg ergoss? Etwa die Bauarbeiter, die die Windpark-Trasse legten und dabei die Leitung beschädigten? Die Windkraftfirma AboWind, die sie beauftragt hatte? Oder die Behörden, die niemanden wegen der noch mit Sprit gefüllten Pipeline vorgewarnt hatten?

Das kann derzeit noch keiner sagen. Der Trierer Oberstaatsanwalt Manfred Stemper erklärt auf TV-Anfrage, die Ermittlungen dauerten an, ein Verdächtiger sei nicht ausgemacht. Doch zumindest eines ist sicher: Landwirt Erwin Meyer wird niemals erfahren, wer die Verantwortung dafür trägt, dass sein Feld verschmutzt wurde. Denn der Bauer aus dem Lichtenborner Ortsteil Stalbach ist inzwischen an einem Herzinfarkt gestorben.

Meyer’s Frau Maria allerdings kämpft nach seinem Tod weiter. Die Klage gegen die beteiligten Behörden läuft noch. Sie wolle auf den Kosten für die Umweltverschmutzung nicht sitzenbleiben, sagt sie. Mehr aber nicht, aus Rücksicht auf das laufende gerichtliche Beweisverfahren. Ob die Zivilsache noch vor dem Landgericht Trier landen wird, muss sich zeigen.

Es ist jedenfalls kein Wunder, dass der Fall die Justiz noch immer beschäftigt. Denn zum einen ist die Angelegenheit komplex. Und zum anderen geht es um viel Geld: mindestens um eine halbe Million Euro.

569 000 Euro hat die Kreisverwaltung Bitburg-Prüm nach eigenen Angaben für das Abbaggern von 2636 Tonnen Erdreich in Lichtenborn ausgegeben. Eine Sofortmaßnahme, um Boden und Grundwasser zu retten. Verantwortlich für den Unfall machen lassen will sich die Verwaltung aber nicht –  und hätte daher auch gerne das Geld zurück.

Dafür müsste allerdings erst jemand ermittelt werden, dem man die Kosten in Rechnung stellen könnte. Vor diesem Problem steht auch die Familie Meyer, die sich eine Entschädigung einklagen will. Zudem ziehen die Stalbacher den Umfang der Sanierung in Zweifel. Mit anderen Worten: Sie werfen den Behörden vor, beim Umgang mit der Umweltverschmutzung gepfuscht zu haben.

Doch wer könnte dafür letztlich haften? Die Firma Abo-Wind, die die Bauunternehmer mit der Verlegung der Kabel beauftragt hatte? Sie erklärt, man habe von der Pipeline nichts gewusst, sei nicht vorgewarnt worden und somit unverschuldet in den Unfall hineingeraten.

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Besitzerin von Tanklager und Leitungen, wiederum bestreitet bis heute, Kartenmaterial von den Pipelines gehabt zu haben. Man habe also niemanden vorwarnen können und sei daher auch nicht verantwortlich zu machen.

Und auch die Verbandsgemeinde Arzfeld, die sich im Verfahren ebenfalls von einem Anwalt vertreten lässt, weist die Schuld von sich. Bürgermeister Andreas Kruppert erklärt auf Anfrage: „Wir haben diesen Schaden nicht verursacht.“

Näheres wird womöglich erst vor Gericht zu erfahren sein.

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