Verjüngungskur für Nelches-Birne und Eifeler Rambur

Irrel · Die Rettung der Streuobstwiesen hat in Rheinland-Pfalz hohe Priorität. Das Land und die Europäische Union fördern eine Initiative zum Erhalt der ökologisch wertvollen Bestände in den Naturparken Süd- und Nordeifel mit 270 000 Euro (der TV berichtete).

 So wie im Naturpark Saar-Hunsrück zeigen auch in den Naturparken Süd- und Nordeifel Experten, wie man fachgerecht einen alten Obstbaum beschneidet und die Misteln entfernt, um die Obstbäume gesund zu halten.Foto: Naturpark Südeifel

So wie im Naturpark Saar-Hunsrück zeigen auch in den Naturparken Süd- und Nordeifel Experten, wie man fachgerecht einen alten Obstbaum beschneidet und die Misteln entfernt, um die Obstbäume gesund zu halten.Foto: Naturpark Südeifel

Irrel. Hinter den Namen Eifeler Rambur, Nelches Birne oder Mirakose verbergen sich Gewächse, die man auf Streuobstwiesen in der Eifel findet. Manche schätzen sie besonders in flüssiger, geistiger Form, andere als Marmelade oder Saft.
Doch der Zustand der Streuobstwiesen ist schlecht.
"Ein großes Problem ist der Mistelbefall der Bäume", sagt Daniela Torgau, Geschäftsführerin des Zweckverbands Naturpark Südeifel. Da die Pflege der Streuobstwiesen in den vergangenen Jahren vernachlässigt wurde, hat sich die Mistel stark verbreitet. "Viele Streuobstwiesen wurden vor 30 bis 40 Jahren zur Selbstversorgung genutzt. Jetzt ist es oft so, dass die Eigentümer keine Zeit mehr für die Pflege der Bäume haben, zu alt sind oder die Nachkommen kein Interesse haben", sagt Torgau. Auch das Wissen, wie die Bäume geschnitten werden müssen, sei verloren gegangen. "Früher hat jeder Landwirt gewusst, wie man Bäume stutzt, doch mit dem Rückgang der Landwirtschaft ist auch diese Kenntnis ein Stück weit verloren gegangen", sagt die Geschäftsführerin.
Mittlerweile sei der schlechte Zustand der Streuobstwiesen augenfällig. Nach jedem Winter würden etliche Bäume umkippen. Das hat auch das Land erkannt und startet nun eine Initiative zum Erhalt der "ökologisch wertvollen Streuobstwiesen".
1,2 Millionen Euro Fördergeld


Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken hat eine Kooperationsvereinbarung zur Umsetzung von Projekten anerkannt. In Rheinland-Pfalz stehen bis 2015 rund 1,2 Millionen Euro zur Verfügung, die das Land und die Europäische Union jeweils zur Hälfte beisteuern, sagt Höfken. 270 000 Euro davon entfallen auf die Naturparke Süd- und Nordeifel.
"Streuobstwiesen sind ein Stück Kulturlandschaft, wo seltene Obstsorten wachsen und bedrohte Tier- und Pflanzenarten leben", sagt sie. Nur durch regelmäßige Pflege, wie Schnitt und Ernte, können die Streuobstwiesen erhalten bleiben.
Bestände wieder vital machen


Langfristig sei dies nur durch Nutzung gegeben. Deshalb will das Land den Streuobstanbau stärker koordinieren und die Vermarktung der Produkte unterstützen.
Rund acht Prozent der Fläche des Eifelkreises Bitburg-Prüm sind Streuobstwiesen, schätzt Hans-Bernd Kanzler vom Naturpark Nordeifel.
Die Naturparke Süd- und Nord-eifel versuchen, die Bestände wieder vital zu machen. "Zum einen gibt es eine Verjüngungskur, indem wir neue Obstbäume pflanzen. Zum anderen werden alte Bäume fachmännisch saniert", sagt Torgau.
Zusammen mit dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) werden Schnittkurse angeboten. Ein weiteres großes Ziel ist, wieder Obstbaumwarte auszubilden. "Die hat es früher in jeder Gemeinde gegeben. Das sollte in Zukunft auch wieder so sein", wünscht sich Torgau.
Die Termine für die Schnittkurse werden in den Amtsblättern mitgeteilt. Weitere Informationen: Naturpark Südeifel, Hans-Bernd Kanzler, Telefon: 06525/79-281. Naturpark Nordeifel, Ulrich Klinkhammer, Telefon: 06551/985755.
Extra

Die Initiative "Erfolgreich auf dem Land: Streuobst-Wertschöpfungsketten in Leader-Regionen" soll den Obstwiesen-Besitzer zu neuen Verarbeitungs- und Vermarktungsprojekten ermutigen. Leader ist ein Förderansatz der EU-Agrarpolitik. Damit wird eine Regionalentwicklung unterstützt, um ländliche Räume zukunftsfähig zu gestalten. sn

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