Verkehr und Kommunen Nie wieder Hoffmanns Gulaschsüppchen

Stadtkyll · Die Kreuzung in der Stadtkyller Dorfmitte wird umgebaut. Für den künftigen Kreisverkehr muss ein markanter Bau verschwinden.

 Die vielbefahrene, zentrale Kreuzung in Stadtkyll – mit dem markanten, ehemaligen Gasthaus Hoffmann links im Bild. Für den Kreisverkehr wird es abgerissen.

Die vielbefahrene, zentrale Kreuzung in Stadtkyll – mit dem markanten, ehemaligen Gasthaus Hoffmann links im Bild. Für den Kreisverkehr wird es abgerissen.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Wenn das Prinzessin Caroline wüsste. Ja, genau: die von Monaco, beziehungsweise Hannover. Die mit dem Welfenprinzen als Ehemann, skandalumrankt. Es ist nämlich so: In den 1990er Jahren, lange vor Ernst-August, hat Caroline einmal zusammen mit einer Jagdgesellschaft im Stadtkyller Gasthaus Hoffmann, mitten im Dorf, ein Gulaschsüppchen goutiert. Und dann war sie wieder weg, kaum einer hat es damals mitbekommen.

Das Gasthaus Hoffmann: Jahrzehntelang wurde es betrieben von den Geschwistern Mathilde, Heinz und Gerharda. Es sah viele treue Besucher: Von Jung bis Alt saßen und feierten sie dort, auch Normalgeborene schworen auf die Gulaschsuppe und den stets dezent-freundlichen Umgangston der drei Geschwister. Der Musikverein probte im Schank­raum, der Karnevalsverein wurde dort gegründet, und an Rosenmontag, nach dem Umzug, war die gepflegt-bürgerliche Bude stets so gerammelt voll wie am Ende dann auch die Jecken.

Doch das Gasthaus ist schon lange geschlossen, und die Hoffmanns sind mittlerweile alle drei gestorben. Es gab keine Erben, keine Nachfolger. Die Jüngste, Gerharda, vererbte kurz vor ihrem Tod das Haus an die Stiftung der Volksbank Eifel. Und die hat das markante Gebäude nun an den Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Gerolstein verkauft, die Ortsgemeinde erwarb das Grundstück. Zum Preis machen die Beteiligten keine Angaben.

Dafür aber zu den Kosten für das, was dort entstehen soll: ein Kreisverkehr, für den sich der Gemeinderat einstimmig ausgesprochen hat. Denn an dieser Stelle kommen sechs Straßen zusammen. Alle, die von und nach Prüm, Daun, Gerolstein, Belgien und Nordrhein-Westfalen kommen oder wollen, genauso wie sämtlicher Verkehr von und zum Landal-Ferienpark: Alles rauscht über die Kreuzung. Insgesamt, sagt Helmut Bell vom LBM, seien am Tag dort etwa 14 000 Verkehrsbewegungen zu verzeichnen. Und die Kreuzung ist schwer einzusehen – ganz abgesehen davon, dass es Fußgänger oft schwer haben, die Straßen rund ums Gasthaus Hoffmann risikofrei zu überqueren. Zumal viele Autofahrer, das alte Lied, dort deutlich zu schnell unterwegs sind.

Dafür aber muss das Gebäude verschwinden, denn sonst kann die Wirftstraße – die zum Ferienpark führt – nicht in den Kreisel gezogen werden. „Die wird dann rübergeschoben“, sagt Helmut Bell, „das war praktisch das Hauptanliegen.“

Der Abriss ist vorgesehen für die zweite Jahreshälfte: „Das war mein Wunsch“, sagt Ortsbürgermeister Harald Schmitz. „Damit wir nicht warten, bis dort Fledermäuse drin sind und wir es wegen Naturschutz nicht abreißen dürfen.“

Fünf Äste erhält der Kreisverkehr, lediglich die – wenig befahrene – Schulstraße könne nicht angebunden werden, sagt Bell. „Es gibt keine andere Lösung. Sonst müssten wir noch ein paar Häuser abreißen.“

Um das Gefälle zwischen Prümer Straße, Wirft- und Schwammertstraße aufzufangen, werde der Kreisel als geneigte Scheibe angelegt, sagt Bell. Außendurchmesser: 30 Meter. Damit auch die vielen Langholzlaster besser um die Kurve kommen als bisher.

Hinzu kommen sogenannte Trenninseln, auf die sich die Passanten beim Überqueren der Straßen retten können. Der bisherige Zebrastreifen in der Hauptstraße wird verschwinden.

Kosten soll alles rund 550 000 Euro. Und weil das Ganze dann auch mehr Platz bringt, wird die Gemeinde neben etwas mehr Grün auch eine Reihe von Parkflächen erhalten. Allerdings fangen die Bauarbeiten nicht gerade heute oder morgen an: Erst wird alles geplant und vorbereitet, dann in einer Gemeinderatssitzung den Bürgern vorgestellt, das Baurecht geschaffen. Voraussichtlicher Baubeginn: 2020.

Und Prinzessin Caroline? Wer weiß, ob sie sich überhaupt noch an ihren Besuch im Stadtkyller Gasthaus erinnert. Für eine Stellungnahme war sie nicht zu erreichen. Wir haben es aber jetzt auch nicht so richtig versucht.

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