Verkehrssicherheit Wenn alles plötzlich ganz anders ist

Prüm · Beim Verkehrssicherheitstag der Berufsbildenden Schule Prüm setzen die Planer auf Abschreckung, Aufklärung und Sensibilisierung.

 Die Feuerwehr Prüm hat einen Wagen mitgebracht, an dem Rettungen demonstriert werden.

Die Feuerwehr Prüm hat einen Wagen mitgebracht, an dem Rettungen demonstriert werden.

Foto: Frank Auffenberg

Es ist so verführerisch: Die Straße ist frei, das Wetter gut, das Handy hat gebrummt. Da kann ein schneller Blick doch kaum schaden. „Kann er doch. Das ist nur den meisten Fahranfängern gar nicht so klar“; sagt Frank Scholer, Organisator des Verkehrssicherheitstags der Berufsbildenden Schule (BBS) Prüm.

Sieben Gruppen mit insgesamt 130 Schülern haben an sieben Workshops teilgenommen. „Angesprochen werden genau die Altersgruppen, die gerade Führerscheine machen oder gemacht haben“, sagt Wieland Steinfeldt, Leiter der BBS Prüm. Einmal im Jahr sind Schüler seit langer Zeit dazu eingeladen, sich mit dem Thema zu befassen.

„Auslöser der Initiative war vor vielen Jahren der Unfalltod zweier Schüler“, erinnert sich Manfred Stumps, ehemaliger Rektor der Schule. „Wir waren alle erschüttert und fragten uns, wie so eine schlimme Geschichte aufgearbeitet werden kann, und kamen auf das Konzept, das noch heute umgesetzt wird.“

Die Schule setzt dabei weniger auf schnöde Theorie, als auf Handfestes aus dem Alltag. Unter anderem erzählt Tobias Krämer, er selber ist nach einem Unfall vor 18 Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen, von seinem Erlebnis und seinem Leben.

„Es stimmt, im Moment des Unfalls hatte ich ein Zeitlupen-Empfinden. Ich erinnere mich daran, dass es nach rechts ging, wieder nach links. Man denkt es knallt, aber es gab plötzlich nur noch Stille. Meine Fahrerin weinte und entschuldigte sich. Ich saß auf dem Beifahrersitz, starrte nur das Amaturenbrett an und merkte, das etwas nicht stimmt – ich spürte meine Beine und Arme nicht.“ Totenstille liegt im Raum, die Schüler lauschen gebannt.

„Die Konsequenzen ihres Handels müssen ihnen verdeutlicht werden. Das ist nicht angenehm, aber sicher der effektivste Weg“, sagt Steinfeldt. In dem Alter der Schüler nehme man viele Dinge einfach hin und hinterfrage sie nicht, sagt Scholer. Er zeigt seiner Gruppe unter anderem Filme eines Unfalls. Die Fahrerin ist korrekt angegurtet, ihre Mitfahrer auf der Rückbank aber nicht.

„Er wird durchs Fahrzeug geschleudert und trifft auf die Fahrerin. Schätzt mal, mit was für einem Gewicht er sie bei einer Geschwindigkeit von 100-Sachen trifft?“ Die Runde beginnt zu spekulieren, es wird auf 700 Kilo getippt. „Nicht ganz, es sind 4,6 Tonnen. Das hält kein Organismus lebend aus“, sagt Scholer.

Doch nicht allein plakative Abschreckung mit Hintergrundinformationen prägt den Verkehrssicherheitstag. Bei Johannes Waxweilers Workshop können die jungen Erwachsenen etwas durchatmen. „Ich zeige ihnen am Auto, was sie bei einer Panne eventuell selber machen können. Unseren KfZlern kann ich da natürlich nichts vormachen, aber wenn man fachfremd ist, gibt das etwas Sicherheit.“

Neben Lehrern und Ehrenamtlern nehmen auch Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes, der Feuerwehr Prüm, der Polizeiinspektion Prüm sowie des Amtsgerichts an dem Informationstag teil.

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