Verlogen und doch ganz schön unterhaltsam

Mit seinem Vortrag über Statistiken war Walter Krämer erneut Gast des Geschichtsvereins Prümer Land. Sein Referat im Konvikt kam beim Publikum gut an.

Prüm. (me) Erneut ist Professor Walter Krämer der Einladung des Geschichtsvereins Prümer Land ins Konvikt gefolgt. Statistik stand auf dem Programm. Genauer: Wie man mit Statistik lügt. Und wie der mündige Bürger Statistiken kritisch begegnet.

Verständlich und lebensnah bereitet der gebürtige Ormonter die vermeintlich trockene Materie auf. Für die Erstellung einer Statistik veranschlagt er fünf Schritte - Definition, Erhebung, Aufbereitung, Induktion und Präsentation. Dann erläutert er für jede Stufe, wo Fehlerteufel sitzen oder Manipulationen möglich sind.

Schon bei der Begriffsdefinition beginnt es. "Sind Melonen Obst oder Gemüse?", fragt Krämer. In der DDR beides - je nachdem, was gerade in der Statistik der Planwirtschaft fehlte.

Oder die Datenerhebung: Neue Statistiken zur Armut in Deutschland schlagen hohe Wellen. Doch: "Wer gilt eigentlich als arm?" Wem weniger als 60Prozent des Durchschnittseinkommens zur Verfügung stehen. Wenn Schumi mit seinem Vermögen wieder nach Deutschland kommt, werden alle ärmer. Die Statistik ist , so Krämer, Unsinn.

Unterhaltsam, locker, humorvoll und mit anschaulichen Beispielen macht er scheinbar komplizierte Dinge verständlich; zum Beispiel "verzerrte Stichproben" oder den "Kahnemann-Tversky-Framing-Effekt", der besagt, dass je nach "Rahmen" ein Sachverhalt anders wahrgenommen wird - ein roter Punkt wirkt vor einem weißen Hintergrund anders als vor einem schwarzen.

Er berichtet von zwei Umfragen zur Samstagsarbeit mit gegensätzlichem Ergebnis. Die erste Umfrage von der IG-Metall: "Arbeiter brauchen Wochenenden zur Erholung und für die Familie - würdest du Kameradenschwein samstags arbeiten?" beantworten 95 Prozent mit Nein. Die zweite, von einem Unternehmen "Würdest, du wenn dein Betrieb sonst pleitegeht, auch samstags arbeiten?" 80 Prozent mit Ja. Suggestivfragen machen nahezu alles möglich. Und so resümiert Krämer: "Viele benutzen Statistik wie ein Betrunkener einen Laternenpfahl: zur Stütze ihres Standpunktes und weniger zum Beleuchten eines Sachverhaltes." (Andrew Lang)

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